Atypische Beschäftigungsverhältnisse im internationalen Vergleich: Die Soziologin Prof. Dr. Lorena Poblete forscht als Humboldt-Stipendiatin an der Viadrina

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Freut sich auf ihre Forschungsprojekte an der Viadrina: Die argentinische Soziologie-Professorin Dr. Lorena Poblete. - Foto: Yvonne Martin


Das Stipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung ermöglicht es ausländischen Spitzenforscherinnen und -forschern, für die Dauer von sechs bis achtzehn Monaten ihrer Arbeit in Deutschland nachzugehen. Die argentinische Sozialwissenschaftlerin Lorena Poblete hat ein stark international ausgerichtetes Profil. Sie begann ihre Karriere in Frankreich, dem „Mekka der Soziologie“, wie sie sagt. An der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris schrieb sie ihre Doktorarbeit, forschte und lehrte an verschiedenen Universitäten in Frankreich, Argentinien, Deutschland, Kanada und den Vereinigten Staaten.

Die Wissenschaftlerin freut sich darüber, dass das Humboldt-Stipendium für einen längeren Zeitraum ausgelegt ist: „Während meines Forschungsaufenthaltes in Princeton habe ich gemerkt, dass ein Jahr für den Aufbau eines Projektes viel zu kurz ist“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Weil die Professorin in ihrer Heimat Verpflichtungen hat, unter anderem für den Nationalen Rat für wissenschaftliche und technische Forschung, nimmt sie die Möglichkeit der Staffelung in Anspruch, die das Stipendium bietet: Prof. Dr. Poblete wird bis 2024 im halbjährlichen Wechsel in Frankfurt (Oder) und in San Martín tätig sein.

Die Verbindung zur Viadrina und der Kontakt zu Eva Kocher ergaben sich über das gemeinsame Forschungsinteresse im „Labour Law Research Network“. Derzeitiger Arbeitsschwerpunkt der Humboldt-Stipendiatin ist die vergleichende Untersuchung von bezahlter Hausarbeit in Lateinamerika und Deutschland. Die Soziologin interessieren dabei insbesondere die Effekte der Richtlinie 189 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte definiert.

„Ich freue mich sehr darauf, mit Lorena Poblete in einem vergleichenden Austausch über die Situation und Regulierung der Arbeitsbedingungen von Hausangestellten zu treten“, sagt die Arbeitsrechtsexpertin Prof. Dr. Eva Kocher. „Während in Lateinamerika die Arbeitsbedingungen von Hausangestellten schon seit langer Zeit ein Thema sind, geschieht in Deutschland beim Thema ,live-in-care´ leider noch fast nichts. Wir können hier viel voneinander lernen.“

Außerdem erforscht Poblete die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsbedingungen von atypisch beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Hier seien bemerkenswerte Effekte zu beobachten, so Poblete. Einerseits führe die Digitalisierung zu einer Globalisierung prekärer Arbeitsbedingungen, wie das Beispiel der „Digital Platform workers“ zeige. Diese Menschen, die etwa für Uber oder Deliveroo arbeiten, seien in Lateinamerika kaum durch arbeitsrechtliche Vorschriften geschützt. Andererseits könne die digitale Vernetzung Arbeitsbedingungen auch verbessern, etwa bei den lateinamerikanischen Hausangestellten: Diese, zumeist weiblichen, Beschäftigten arbeiteten sehr isoliert und seien der Verfügungsgewalt ihrer Arbeitgeber unmittelbar unterworfen.

Über digitale Plattformen wie WhatsApp bauten sie jedoch Netzwerke auf, die nicht nur Hilfe beim Thema Arbeitsrecht böten, sondern über die auch praktische Hilfe, wie z. B. wechselseitige Kinderbetreuung, organisiert werde. Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, die ihre Beschäftigten schlecht behandelten, würden sanktioniert, indem sie auf einer virtuellen „Schwarzen Liste“ landeten.

Für Mitte Mai planen Prof. Dr. Eva Kocher und Prof. Dr. Lorena Poblete einen ersten gemeinsamen internationalen Workshop.

(YM)

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