„Eine studentische Perspektive verändert das Gespräch“ – Interview mit Präsidiumsmitglied Ira Helten

Frankfurt (Oder), 

Seit dem 1. April 2025 hat Ira Helten eine Vorreiterrolle an der Europa-Universität Viadrina inne: Sie ist das erste studentische Mitglied im Präsidialkollegium – eine Position, die es bisher an nur acht Universitäten in Deutschland gibt. Derzeit studiert sie im Master Digital Entrepreneurship an der European New School of Digital Studies und ist seit 2019 in studentischen Initiativen und der Studierendenvertretung aktiv. Im Interview spricht sie darüber, wie sie sich als Neuling in der Hochschulpolitik zurechtgefunden hat, was sie auf diesem Weg gelernt hat und warum diese Rolle für die Zukunft der Hochschulbildung wichtig ist.

Ira, du bist seit 2019 an der Viadrina. Wie kam es zu deinem Engagement in studentischen Initiativen?

Ira Helten: Als ich das erste Mal für meinen Bachelor in Kulturwissenschaften nach Frankfurt (Oder) kam, kannte ich niemanden. Also bin ich in den ersten Wochen einfach zu jedem Treffen von studentischen Initiativen gegangen, das ich finden konnte. Bei einigen bin ich geblieben, wie dem FSR Kuwi und Stuck e. V., und 2020 habe ich das Theaterfestival Unithea während der Covid-Pandemie mitorganisiert. Im Laufe der Zeit habe ich mich immer mehr engagiert, vor allem in der Studierendenvertretung, und wurde für zwei Jahre Mitglied des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA).

Was waren deine Hauptbetätigungsfelder im AStA?

Eines war sicherlich das AStA-Sommerfest. Wir haben es auf dem Brunnenplatz mit mehreren Bands und bis zu 4.000 Besuchern organisiert. Ein anderes Projekt war die Einführung von kostenlosen Hygieneprodukten auf dem Campus, die es auch heute noch gibt. Und das dritte waren die Semesterticketverhandlungen mit den Verkehrsbetrieben Berlin-Brandenburg (VBB) im Jahr 2021. Das war meine erste Erfahrung mit einem so großen Thema, bei dem wir neben den Verkehrsbetrieben auch mit anderen Universitäten und den Medien zu tun hatten. Dabei habe ich viel über Verhandlungen, Kommunikation und strategisches Denken gelernt.

Du bist die erste Studentin, die im Präsidialkollegium sitzt. Was ist das Besondere an dieser Position?

In den meisten Sitzungen spricht das Präsidium über Studierende, aber bis April 2025 gab es keine studentische Stimme am Tisch. Eine solche Perspektive verändert das Gespräch. Ich denke, diese Position sollte an mehr Universitäten eingeführt werden, insbesondere dort, wo die Vertretung der Studierenden schwach ist. Das ist kein Trend, sondern ein Weg, um die Universitäten fit für die Zukunft zu machen.

Welche Themen sind für dich in dieser Funktion besonders wichtig?

Im Moment beschäftige ich mich sehr stark damit, wie Hochschulen auf neue Herausforderungen reagieren können, zum Beispiel auf Künstliche Intelligenz. Wir müssen uns fragen: Wie können wir die Lehre anpassen, ein geeignetes Umfeld schaffen und die richtige Technologie bereitstellen? Die Studierenden sollten von Anfang an in diese Diskussionen einbezogen werden.

Seit sechs Jahren bist du in vielen studentischen Initiativen aktiv. Was treibt dich an?

Gemeinschaft. Ich liebe es, Netzwerke aufzubauen, Projekte zu unterstützen und sie dann an neue Studierende weiterzugeben, damit sie über Generationen wachsen können. Das ist für mich das Schönste: zu sehen wie etwas, an dem man gearbeitet hat, weitergeht und sich entwickelt.

Warum hast du dich entschieden, auch während der Corona-Pandemie an der Viadrina zu bleiben?

Ich schätze den starken Gemeinschaftssinn hier. Das ist etwas, worauf wir aufbauen können, um das Lernen, Lehren und die Möglichkeiten für Studierende zu verbessern. Ich habe hier sehr gerne studiert, sowohl im Bachelor als auch jetzt im Master, und ich bin gespannt, wie wir die Zukunft gemeinsam gestalten können.

Was ist deine Botschaft in Bezug auf die Rolle der Studierenden an den Universitäten?

Studierende sind nicht nur die Zukunft, sie sind Teil der Gegenwart. Wenn Universitäten in einer sich schnell verändernden Welt relevant und widerstandsfähig bleiben wollen, müssen sie die Stimmen der Studierenden auf allen Ebenen einbeziehen. Hier geht es nicht um Alibifunktion, sondern um echten Einfluss und gemeinsame Verantwortung. Nur gemeinsam können wir eine Universität aufbauen, die wirklich uns allen gehört.

Das Interview mit Ira Helten bildet den Auftakt zu einer Serie, die von den ERUA Student Engagement Coaches initiiert wurde. Das Arbeitspaket „Studentisches Engagement“ innerhalb der European Reform University Alliance (ERUA) spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung einer aktiven und partizipativen Hochschulkultur. Die Viadrina leitet dieses Arbeitspaket innerhalb der Allianz.

Saliqa Parveen

Mehr über ERUA an der Viadrina

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