Forschungsdatenmanagement

Willkommen zum Forschungsdatenmanagement

Verantwortungsvolles Forschungsdatenmanagement ist ein wichtiger Bestandteil guter wissenschaftlicher Praxis. Auf dieser Seite erfahren Sie, was Forschungsdatenmanagement (FDM) beinhaltet und worauf Sie als Wissenschaftler*in der Viadrina achten müssen. Gerne unterstützen wir Sie in allen Belangen und Fragen rund um das Thema.

Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement

Forschungsdaten sind alle Daten, die während eines Forschungsprozesses entstehen oder für diesen genutzt werden. Sie beinhalten etwa Interview- und Umfragedaten, Simulations- und Modellierungsdaten, Geodaten, statistische Daten, Audio- oder Videodaten. Forschungsdaten bilden die Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis und sind zur Überprüfung und Validierung des Forschungsprozesses und der Forschungsergebnisse notwendig (vgl. DFG-Leitlinien zum Umgang mit Forschungsdaten).

Für Sie als Forscher*in bringt ein strukturiertes FDM eine Reihe von Vorteilen: Das Teilen von Daten erhöht die Sichtbarkeit der eigenen Forschungsaktivitäten, erleichtert das kooperative Forschen und erlaubt das Nachnutzen von Forschungsdaten

Forschungsdatenmanagement und Fördergeber

Vielleicht sind Sie, wie viele Wissenschaftler*innen, im Zuge eines Projektantrages auf das Thema FDM gestoßen. Immer mehr Fördergeber verlangen Angaben zum geplanten FDM, häufig in Form eines Forschungsdatenmanagementplans. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die VolkswagenStiftung und die EU stellen hierfür Checklisten und Vorlagen bereit:

  • DFG: Checkliste zum Umgang mit Forschungsdaten (deutsch | englisch)
  • VolkswagenStiftung: Vorlage zur Erstellung eines Basis-Datenmanagementplans (deutsch| englisch)
  • EU: Data Management Plan Template (englisch)

Unsere Empfehlung: Gehen Sie die Fragen systematisch durch und denken Sie daran, dass Sie bei den meisten Fördergebern zusätzliche Mittel für FDM beantragen können.
Falls Sie in Ihrem Projekt personenbezogene Daten erheben, prüfen Sie zudem, ob Sie ein Ethikvotum benötigen. Auch dieses verlangen Fördergeber bereits bei der Antragstellung.

Forschungsdatenmanagementplan

Ein Datenmanagementplan (DMP) hilft Ihnen bereits in der Planungsphase abzuschätzen, welche Ressourcen Sie benötigen, und unangenehme Überraschungen etwa in Bezug auf Nutzungsrechte oder Datenschutz zu vermeiden.
Für Ihr Projekt – und ggf. für einen Fördergeber und/oder mit Ihren Projektpartnern – klären Sie etwa:

  • Welche Datentypen generieren Sie in Ihrem Projekt und in welchem Umfang?
  • Werden Sie bereits existierende Daten nachnutzen?
  • Wie dokumentieren Sie Ihre Daten und Werkzeuge?
  • Wo und wie speichern Sie die Daten?
  • Wollen Sie die Daten publizieren und wenn ja, wo?
  • Wie archivieren Sie die Daten sicher und nach guter wissenschaftlicher Praxis?
  • Welche rechtlichen und ethischen Aspekte müssen Sie beachten?
  • Gibt es in Ihrem Fachbereich spezifische Vorgaben?
  • Wer ist für das FDM in Ihrem Projekt verantwortlich?

Im Folgenden geben wir Ihnen Hintergrundinformationen zu diesen Fragen und ein Glossar zu zentralen Begriffen an die Hand. Gerne beraten wir Sie auch in einem persönlichen Gespräch.

Themen und Phasen des Forschungsdatenmanagements

In ihrem Projekt werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach eigene Forschungsdaten generieren, etwa durch Interviews, Umfragen oder Archivrecherche. Reflektieren und beschreiben Sie die Methoden und Quellen der Erhebung (bspw. semistrukturierte Interviews) und Verarbeitung (bspw. Transkriptionssoftware). Falls Sie personenbezogene Daten erheben, sind diese, gemäß den einschlägigen fachspezifischen Forschungsstandards, zu anonymisieren oder mindestens zu pseudonymisieren. Informieren Sie sich zudem frühzeitig, inwiefern Sie eine Datenschutzerklärung, eine Einwilligungserklärung und/oder ein Ethikvotum benötigen (vgl. Rechtliche und ethische Aspekte).

Wenn Sie bereits existierende Daten verwenden wollen, sei es aus eigenen Vorgängerprojekten oder von Dritten, beachten Sie die Hinweise zur Nachnutzung.

Zu einem guten FDM gehört eine nachvollziehbare Dokumentation der Daten, um diese im Sinne der FAIR-Prinzipien identifizier- und auffindbar (findable), zugänglich (accessible), interoperabel (interoperable) und wiederverwendbar (reusable) zu machen. Beschreiben Sie daher Ihre Daten mit Metadaten und vergeben Sie persistente Identifikatoren (bspw. eine DOI). Auf den Seiten der entsprechenden NFDI-Konsortien können Sie prüfen, ob es für Ihr Projekt passende fachspezifische Metadatenstandards gibt (vgl. die Links in den weiterführenden Informationen). Persistente Identifikatoren werden von Repositorien und Zeitschriften bei Publikation bzw. Archivierung häufig automatisch vergeben.

Denken Sie daran, nicht nur die in Ihrem Projekt generierten und verwendeten Daten, sondern auch verwendete Methoden und Werkzeuge (bspw. fachspezifische Analyse-Software oder KI-Tools) zu dokumentieren und idealerweise in den Metadaten mit zu erfassen.

Speicherung bezieht sich auf die Sicherung der Daten im Projektverlauf. Daten sind so zu speichern, dass sie sowohl vor Datenverlust als auch vor unerlaubtem Zugriff geschützt sind.

Bearbeiten Sie Ihr Projekt alleine, erfüllen Sie mit der Speicherung der Daten auf dem Server und ggf. in der Cloud der Viadrina die üblichen Vorgaben. Unsere Empfehlung: Legen Sie eine klare Ordnerstruktur und gut auffindbare Dateinamen fest.

In einem Projektteam oder gar einem überregionalen Verbundprojekt bedarf die gemeinsame Speicherung und Organisation der Daten und Datentypen frühzeitiger Absprache und ggf. auch Klärung mit den beteiligten Rechenzentren.

Viele Fördergeber erwarten die Publikation von Projektdaten. Zeitschriften verlangen die gleichzeitige Publikation der Daten, die dem zu veröffentlichenden Artikel zugrunde liegen. Der Vorteil für Sie als Wissenschaftler*in: Datenpublikationen werden als eigenständige, wissenschaftliche Publikationen angesehen, mit der Sie Ihre Wahrnehmung in der Fach-Community steigern können.

Wir empfehlen Ihnen für die Publikation fachspezifische, international angesehene und peer-reviewed Zeitschriften oder Repositorien. Unter forschungsdaten.info finden Sie Datajournals und Repositorien in den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Für die Veröffentlichung müssen die Daten möglichst in frei zugänglichen Datenformaten vorliegen, mit beschreibenden Metadaten verknüpft und ihre Auffindbarkeit über einen persistenten Identifikator (bspw. eine DOI oder URN) gewährleistet sein.

Wir empfehlen die Lizenzierung nach CC0- oder CC BY. Prüfen Sie bei der Entscheidung für die passende Lizenz mögliche Vorgaben Ihres Fördergebers und klären Sie rechtzeitig mögliche rechtliche oder ethische Fragen (bspw. zum Urheber- und Nutzungsrecht in einem Projektteam).
Denken Sie daran, Ihre Datenpublikation im Forschungsdatenbank der Viadrina zu erfassen.

Mit (Langzeit-)Archivierung ist die längerfristige Speicherung der Forschungsdaten nach Projektende gemeint. Grundsätzlich gilt, dass Forschungsdaten mindestens zehn Jahre nach Veröffentlichung der Projektergebnisse bzw. der Daten oder nach Projektende aufzubewahren sind. Wird Ihr Projekt von Dritten gefördert, informieren Sie sich rechtzeitig, ob Ihr Fördergeber eine längere Frist vorgibt.

Ebenso wie bei der Datenpublikation können Forschungsdaten in fachspezifischen oder auch generischen Repositorien archiviert werden und müssen hierfür mit beschreibenden Metadaten und persistenten Identifikatoren identifizier- und auffindbar gemacht werden. Unter forschungsdaten.info finden Sie Repositorien in den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Überlegen Sie zudem, wer für die Archivierungsdauer und ggf. nach deren Ablauf Ansprechperson sein soll.

Die Nachnutzung von Daten kann nicht nur die eigene Datengrundlage sinnvoll erweitern, sie ist zudem notwendige Voraussetzung für die Überprüfung und Validierung von Forschungsergebnissen.

Für die Nachnutzung lizenzierte Datensätze finden Sie in allgemeinen und fach- bzw. themenspezifischen Repositorien, einschlägigen Zeitschriften und Portalen in den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Denken Sie daran, bei der Nachnutzung die Lizenzierung der Daten zu prüfen – wie dürfen Sie diese nutzen? – und die Daten korrekt zu zitieren, d.h. Quelle und Urheber kenntlich zu machen. Dies gilt auch für eigene Daten aus Vorgängerprojekten.

Im Umgang mit Forschungsdaten spielen urheber-, nutzungs- und datenschutzrechtliche Aspekte eine zentrale Rolle: Wem gehören die Daten und wer entscheidet über Ihre (Nach-)Nutzung? Diese Fragen sind innerhalb eines Projektteams, in Bezug auf andere Forschende und insbesondere auch in Bezug auf weitere Beteiligte wie Interviewpartner*innen zu klären.

Falls Sie in Ihrem Projekt personenbezogene Daten erheben, müssen Sie von Ihren Interviewpartner*innen in jedem Fall eine Datenschutzerklärung einholen. Falls Sie sensible Daten abfragen und/oder mit vulnerablen Gruppen zusammenarbeiten, müssen Sie zudem eine Einwilligungserklärung und ein Ethikvotum durch die Ethikkommission der Viadrina einholen. Ein solches Votum wird von Fördergebern bei der Antragstellung und von Zeitschriften für die Veröffentlichung gefordert. Beachten Sie auch die einschlägigen fachspezifischen Forschungsstandards zur Anonymisierung und/oder Pseudonymisierung.

Ethische Aspekte spielen zudem in Bezug auf die Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis eine Rolle. Achten Sie auf korrektes Zitieren und die Kennzeichnung aller Autor*innen und Beteiligten eines Beitrags.

Auf forschungsdaten.info finden Sie nähere Informationen zu rechtlichenund ethischen Fragen im FDM.

Wir empfehlen Ihnen, sich frühzeitig über fachspezifische Vorgaben und Standards zum Umgang mit Forschungsdaten zu informieren. Neben den verschiedenen Fachgesellschaften bieten die fachspezifischen Empfehlungen zum Umgang mit Forschungsdaten einiger DFG-Fachkollegien eine gute erste Orientierung. Die sechs NFDI-Konsortien, die für die an der Viadrina vertretenen Fachbereiche relevant sind, stellen ebenfalls fachspezifische Informationen sowie konkrete Vorlagen und Standards zur Verfügung (vgl. weiterführende Informationen).

Als Wissenschaftler*in sind Sie für das Management der von Ihnen erhobenen und genutzten Forschungsdaten verantwortlich. In Projektteams liegt die Verantwortung für das FDM bei der Projektleitung. Die Viadrina trägt Sorge für die Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur.

Die Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung von personenbezogenen Daten dient dem Schutz der betroffenen Personen. Diese sollen anhand der Daten nicht re-identifiziert werden können. Eine absolute Anonymisierung liegt etwa vor, wenn Daten nur in aggregierter Form erfasst werden. Bei einer Pseudonymisierung werden die bei der Erhebung erfassten persönlichen Merkmale (bswp. Name, Alter, Stadt) durch ähnliche Merkmale oder Platzhalter (bspw. Max Mustermann) ersetzt.

Die FAIR-Prinzipien adressieren die bestmögliche Aufbereitung von Daten für eine offene Nachnutzung. Forschungsdaten sollen identifizier- und auffindbar (findable), zugänglich (accessible), interoperabel (interoperable) und wiederverwendbar (reusable) sein. Leitlinien für die konkrete Umsetzung erarbeitet etwa die GO FAIR-Initiative.

Der Forschungsdatenlebenszyklus beschreibt die Stadien, die im Umgang mit Forschungsdaten in jedem Forschungsvorhaben durchlaufen werden: von der Planung über die Erhebung und Analyse bis zur Publikation, Archivierung und Nachnutzung von Daten.

Lizenzen regeln die Vergabe zusätzlicher Nutzungsrechte urheberrechtlich geschützter Daten, d.h. sie geben vor, wie die Daten von wem genutzt werden dürfen. Zumeist werden für Forschungsdaten Creative Commons-Lizenzen (CC) vergeben.

Metadaten sind „Daten über Daten“. Sie enthalten strukturierte Informationen etwa zu dem technischen Format und Entstehungskontext von Daten. Gemeinsame, fach-, themen- oder verbundprojektspezifische Metadatenstandards erhöhen die Auffindbarkeit und Nachnutzbarkeit der beschriebenen Forschungsdaten. Beispiele für bekannte fachübergreifende Metadatenstandards sind etwa das Common European Research Information Format (CERIF) oder DataCite zur bibliographischen Beschreibung von Daten. Fachspezifische Standards werden von den jeweiligen NFDI-Konsortien gelistet (vgl. weiterführende Informationen).

NFDI steht für Nationale Forschungsdateninfrastruktur. Die NFDI zielt darauf, gemeinsame Standards zu erarbeiten und Forschungsdaten für Wissenschaft und Gesellschaft besser nutzbar zu machen. Hieran arbeiten verschiedene thematische Sektionen (bswp. ELSA – Ethical, Legal and Social Aspects oder edutrain – Training & Education) und fachliche Konsortien. Sechs der NFDI-Konsortien sind in den Geistes- und Sozialwissenschaften angesiedelt.

Persistente Identifikatoren (Persistent Identifiers) dienen der eindeutigen und dauerhaften Adressierung von digitalen Ressourcen. Bekannte Systeme sind DOI (Digital Object Identifiers) und URN (Uniform Resource Names).

Personenbezogene Daten sind alle Informationen, die sich auf eine identifizierte oder identifizierbare natürliche Person beziehen. Sie sind Ausdruck und Bestandteil des Persönlichkeitsrechts und vor unangemessener Verarbeitung durch datenschutzrechtliche Vorschriften besonders geschützt.

Ein Repositorium ist eine Datenbank bzw. ein Datenarchiv zur Speicherung und Publikation von digitalen Forschungsdaten mit dem primären Zweck, diese für einen definierten Zeitraum aufzube-wahren sowie verfügbar, zitierbar und nachnutzbar zu halten. Es gibt sowohl generische, fachübergreifende als auch fachspezifische Repositorien (vgl. Fachspezifisches). Einen weltweiten Überblick bietet der Dienst re3data.org.

Beratungsangebot und Kontakt

Wir beraten Sie gerne individuell zu allen Aspekten des Forschungsdatenmanagements und unterstützen Sie in der Planung und Umsetzung Ihres Projekts. Gerne können Sie sich auch uns wenden, wenn Sie Fragen zu ethischen Dimensionen oder den Verfahren zu Ethikvoten an der Viadrina haben. Bitte kontaktieren Sie uns für einen Beratungstermin.

Dr. Petra Kuhnau

Nationale Forschungsförderung

Dr. Jule Nowoitnick

Nationale Forschungsförderung

Dr. Geny Piotti

EU-Forschungsförderung

Initiativen und Verbundprojekte im Forschungsdatenmanagement

FDM-BB

Die Viadrina ist Mitglied der Landesinitiative „Forschungsdatenmanagement Brandenburg“ (FDM-BB). Entstanden aus dem Projekt „Forschungsdaten in Brandenburg“, das von 2019 bis 2022 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) gefördert wurde, ist FDM-BB ein Netzwerk aller acht staatlich geförderten Hochschulen in Brandenburg.

 in-fdm-bb

Seit 2022 arbeiten die Hochschulen des Netzwerks FDM-BB in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom MWFK geförderten Projekt „Institutionalisiertes und nachhaltiges Forschungsdatenmanagement in Brandenburg“ (IN-FDM-BB) zusammen. Ziel des Projekts ist es, die Institutionalisierung eines nachhaltigen FDM an den brandenburgischen Hochschulen zu verankern und landesweite Dienste und Dienstleistungen aufzubauen. Die Viadrina ist für den landesweiten Aufbau eines First-Level-Supports von Forscher*innen zu rechtlichen und ethischen Fragen im FDM verantwortlich.

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In dem seit 2024 von der DFG geförderten Verbundprojekt FDLink „Rahmenbedingungen für Kulturwandel und gemeinsame Servicelandschaft stärken“ kooperiert die Viadrina mit den fünf anderen staatlichen Universitäten in Berlin und Brandenburg. Die Viadrina ist für das Arbeitspaket ethische Expertise im Forschungsdatenmanagement zuständig.

FDLink setzt die erfolgreiche Zusammenarbeit der Verbundpartnerinnen in dem BMBF-Projekt FDMentor und dem DFG-Projekt FDNextfort.

Weiterführende Informationen

Weitere Ansprechpartner an der Viadrina

Wichtige Leitlinien und Richtlinien

Viadrina

MWFK

DFG

Checklisten und Fragebögen von Fördergebern

  • DFG: Checkliste zum Umgang mit Forschungsdaten (deutsch | englisch)
  • VolkswagenStiftung: Vorlage zur Erstellung eines Basis-Datenmanagementplans (deutsch| englisch)
  • EU: Data Management Plan Template (englisch)

Ressourcen der geistes- und sozialwissenschaftlichen NFDI-Konsortien

Überblicksseiten zu Forschungsdaten(management)