Exkursion in die Pufferzone – Jura-Studierende forschen auf Zypern

Zypern / Frankfurt (Oder), 

Zypern war für drei Jura-Studierende und ihre Dozentin Ines Frikech Laraki im Oktober und November 2025 Forschungsgegenstand, Anschauungsobjekt und Exkursionsziel in einem. Im Rahmen der von ERUA organisierten Winter School zum Thema „Contested Territories and Legal Remedies in Public International Law“ setzten sie sich theoretisch und praktisch mit den Besonderheiten des Internationalen Rechts auf der geteilten Insel auseinander.

Nach einem Online-Modul im Oktober mit vier interaktiven Sitzungen zu zentralen Konzepten des Völkerrechts reiste die Viadrina-Gruppe in der ersten November-Woche nach Zypern. Gemeinsam mit weiteren Studierenden von der Mykolas Romeris Universität (Litauen) und der SWPS University of Social Sciences and Humanities (Polen) sowie Lehrenden der Universität Macerata (Italien) und weitere internationale Partner*innen erlebten sie einen internationalen Austausch über die rechtlichen Hintergründe und die alltäglichen Auswirkungen eines umstrittenen Territoriums. Die Winter School war im Rahmen der europäischen Hochschulallianz European Reform University Alliance (ERUA) organisiert worden.

galerie winter school zypern

„Ich war besonders beeindruckt von der Mischung aus Theorie und Praxis in diesem Projekt“, sagt die Studentin Karyna Karabetska rückblickend. Die Kombination von Vorlesungen und Ausflügen, Diskussionen mit Expert*innen und direkten Beobachtungen in der geteilten Hauptstadt Nikosia und dem Geisterbezirk Famagusta habe sie beeindruckt. „Der Moment, der mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war, als wir die Grenze in Nikosia überquert haben. Es war unfassbar interessant, im wahren Leben zu sehen, wie eine geteilte Stadt funktioniert und wie das Grenzregime wirklich arbeitet – nicht nur in der Theorie“, so Karyna Karabetska.

Zu dem fünftägigen Programm auf Zypern gehörten historische und rechtliche Einführungen, Feldbeobachtungen in der UN-Pufferzone, ein Workshop über Eigentums- und Kulturerbe-Fragen in Famagusta und eine simulierte Verhandlung – ein Moot Court – vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ines Frikech Laraki, akademische Mitarbeiterin an der Viadrina-Professur für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht, leitete während der Winter School eine Vorlesung und einen Workshop über „Human Rights Jurisprudence in Conflict Zones“. Mit den Studierenden analysierte sie Urteile des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte zu Zypern und diskutierte die Rolle extraterritorialer Staatenverantwortung. Auch die Dozentin zeigt sich von den Erfahrungen auf Zypern beeindruckt: „Ein besonderes Highlight war für mich der Besuch des verlassenen Flughafens von Nikosia, der nun von der UN-Mission vor Ort verwaltet wird, mit einer Eskorte durch britische Blauhelme. Der Ort ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und daher noch völlig in der Zeit stehengeblieben. Es war ein unvergessliches Erlebnis.“

Das Zusammenspiel von Theorie und Praxis erlaubte den Studierenden, ein tieferes Verständnis für die spezielle Situation Zyperns zu entwickeln. „Ich habe jetzt eine klarere Vorstellung davon, wie delikat und komplex das Zusammenspiel von rechtlichen Normen und politischen Wirklichkeiten tatsächlich ist“, sagt Karyna Karabetska. „Ich konnte ganz konkret erfahren, dass die Rechtsmittel für Menschen in solchen Gegenden oft beschränkt sind, was die Arbeit von Internationalen Gerichtshöfen und Beobachtungsstellungen noch wichtiger macht.“

Frauke Adesiyan

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