DAAD-Preisträger Krzysztof Pawelec über das Potenzial interkultureller Bildung
Krzysztof Pawelec ist Gewinner des DAAD-Preises 2025. Der Masterstudent hat im Jahr 2023 den Titel Bachelor of Laws an Viadrina erworben und schließt in diesem Jahr sein Deutsch-Polnisches Jurastudium ab. Derzeit arbeitet er als Junior Legal Specialist in einem internationalen Telekommunikationsunternehmen in Warschau. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury war vor allem sein Engagement in der deutsch-polnischen Rechtsberatung für bedürftige Personen in Frankfurt (Oder) und Słubice.
Heide Fest
Herr Pawelec, was hat Sie im Jahr 2020 dazu bewogen, das Deutsch-Polnische Jurastudium an der Viadrina zu beginnen?
Mein Studium an der Viadrina war ein glücklicher Zufall. Nach dem Abi sah ich das Angebot der Viadrina und bewarb mich kurzfristig. Das Konzept, zwei Sprachen und Perspektiven zu verbinden, überzeugte mich.
Die Viadrina bot rückblickend ein außergewöhnliches Umfeld, das mich fachlich prägte und persönlich bereicherte. Diese Erfahrungen werden mir auf meinem beruflichen Weg zugutekommen.
Bei ELSA, einer europaweiten Vereinigung von Jurastudierenden sind Sie seit 2023 sehr engagiert und am Standort in Frankfurt (Oder) auch Präsident. Wie hat Ihre Arbeit bei ELSA Ihren Blick auf internationale juristische Fragestellungen verändert?
ELSA – The European Law Students’ Association – fördert Jurastudierende in ihrer Entwicklung und verbindet Theorie mit Praxis. Der Verein bietet ausgezeichnete Möglichkeiten, internationale Erfahrungen zu sammeln – bei Veranstaltungen, Wettbewerben und Austauschprogrammen. Die Vision von ELSA lautet: „A just world in which there is respect for human dignity and cultural diversity.” Alle meine Aktivitäten zielen darauf ab, diese Werte im Alltag zu leben, denn ELSA hat mir gezeigt, wie wichtig internationale Zusammenarbeit und kulturelle Vielfalt sind.
Neben dem Engagement bei ELSA erhalten Sie den DAAD-Preis in erster Linie für ein Ehrenamt, das Sie am Collegium Polonicum verfolgt haben. Was hat Sie motiviert, sich in der studentischen Rechtsberatung für finanziell Benachteiligte zu engagieren?
Ich war drei Jahre Mitglied der Rechtsberatung. Ursprünglich ging es mir um praktische Erfahrungen. Bald erkannte ich die tiefere soziale Dimension der Arbeit. Ich erfuhr, wie wichtig es ist, Menschen zu unterstützen, die sich keine rechtliche Hilfe leisten können. Ich wurde sozial sensibler – eine wertvolle Eigenschaft für die Arbeit. Mit jedem neuen Klienten wuchs meine Überzeugung, dass Recht Menschen positiv beeinflussen kann.
Die ehrenamtliche Tätigkeit hat meine juristische Arbeit deutlich beeinflusst: vom präzisen Recherchieren über das Formulieren rechtlicher Stellungnahmen bis hin zu psychologischen Aspekten der Mandantenbehandlung.
Welche Herausforderungen und Erfolge haben Sie bei Ihrer ehrenamtlichen Arbeit erlebt?
Die größte Herausforderung war der Neustart der Rechtsberatung 2022 nach der Corona-Pandemie. Der größte Erfolg – und gewissermaßen die Krönung meiner Tätigkeit als Präsident in den letzten zwei Jahren – war die Umsetzung des Projekts „Nowoczesna Poradnia Prawa – Modern Legal Clinic“ im Wintersemester 2024/25. Gemeinsam mit dem Collegium Polonicum erhielten wir vom Polnischen Nationalinstitut zur Förderung des Ehrenamts und der Zivilgesellschaft eine Förderung in Höhe von 12.500 Złoty. Damit konnten wir ein Online-Beratungsangebot aufbauen und eine Reihe von Schulungen für Studierende organisieren, um die Qualität unserer Dienstleistungen weiter zu verbessern. Dieses Projekt hat nicht nur unsere Sichtbarkeit innerhalb der Universität und in den sozialen Medien erhöht, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl im Team.
Auf dieses Team bin ich besonders stolz – rund 20 Studierende, die gemeinsam jedes Jahr etwa 100 Fälle bearbeitet haben. Dieser Erfolg war nur möglich, weil jede und jeder Verantwortung übernommen und sich in dem Rechtsgebiet engagiert hat, das am besten zu den eigenen Stärken passte – sei es Zivil-, Straf-, Arbeits- oder Verwaltungsrecht.
Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die europäische und internationale Zusammenarbeit in der juristischen Ausbildung?
Ich bin überzeugt, dass sie zentrale Rolle spielt. Das Engagement in verschiedenen studentischen Initiativen – sowohl im In- als auch im Ausland – ist eine große Bereicherung, weil es ermöglicht, neue Perspektiven, Kulturen und Denkweisen kennenzulernen. Durch solche Begegnungen erweitert man nicht nur seine sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen, sondern auch seinen juristischen Horizont – beispielsweise, wenn man merkt, dass jemand aus einem anderen Land ein rechtliches oder gesellschaftliches Problem völlig anders betrachtet – auf eine Weise, die einem zunächst fremd erscheint, die aber bei näherem Hinsehen vollkommen nachvollziehbar ist.
Mein Erasmus-Auslandssemester in Budapest hat meinen Blick auf Europa und die Bedeutung grenzüberschreitender Zusammenarbeit noch einmal geschärft. Solche Initiativen sind enorm wichtig – und ich hoffe sehr, dass möglichst viele Studierende die Gelegenheit bekommen, ähnliche Erfahrungen zu machen. Meiner Ansicht nach ist es zentral für die Ausbildung moderner Juristinnen und Juristen, Probleme nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene zu verstehen.
Welche Ratschläge würden Sie anderen Jura-Studierenden geben, die sich in internationalen Kontexten engagieren möchten?
Ich würde raten: Habt Mut, groß zu denken, und nutzt die Chancen, die euch zur Verfügung stehen! Engagiert euch in studentischen Gremien, die euch internationale Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, nehmt an Austauschprogrammen teil, reist und lernt Sprachen – denn genau dadurch lernt man nicht nur andere Kulturen und Perspektiven kennen, sondern auch sich selbst besser verstehen. Man weiß nie, ob eine zufällige Begegnung oder ein Auslandsaufenthalt nicht plötzlich eine neue Idee oder Lösung mit sich bringt. Solche Erfahrungen verändern die eigene Sicht auf die Welt.

Über den DAAD-Preis für internationale Studierende
Internationale Studierende machen einen bedeutenden Anteil der Studierendenschaft an der Europa-Universität Viadrina aus und bereichern die Hochschulgemeinschaft auf vielfältige Weise. Um dies angemessen zu würdigen, hat der Deutsche Akademische Austauschdienste (DAAD) der Viadrina auch in diesem Jahr einen Preis für ausländische Studierende zur Verfügung gestellt.
Mit dem DAAD-Preis sollen herausragende internationale Studierende an einer deutschen Hochschule eingeschriebene Bildungsausländer*innen, die dort auch ihren Abschluss machen, ausgezeichnet werden, die sich sowohl durch besondere akademische Leistungen als auch bemerkenswertes gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement hervorgetan haben. Die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger wird nach der offiziellen Bewerbung durch eine Vergabekommission ausgewählt. Der DAAD-Preis umfasst ein Preisgeld von 1.000 Euro.
Heike Stralau
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