Eine Woche Raum für Wissenschaftsaustausch – Zweite ERUA Research Week an der Viadrina

Słubice, 

Fünf Tage mit anderen Forschenden die eigene Karriere voranbringen und sich international vernetzen: Diese Gelegenheit bot die European Reform University Alliance (ERUA) Research Week vom 16. bis 20. Juni an der Europa-Universität Viadrina. Knapp ein halbes Jahr nach der ersten Research Week an der Viadrina wurden neue Promotionsthemen vorgestellt, diskutiert und viele Erfahrungswerte ausgetauscht.

Bei der Frage, wer bereits seit Kindesbeinen mit einer Karriere in der Wissenschaft geliebäugelt hat, stehen so gut wie alle Füße auf einem großen aufgeklebten N auf dem Boden des Collegium Polonicum. N für Nein. Und trotzdem sind alle, die sich an diesem Nachmittag im kleinen Konferenzsaal versammelt haben, heute Teil der Wissenschaft.

Die Research Week versammelt Masterstudierende und (Post)Doktorand*innen der ERUA-Partneruniversitäten aus Litauen, Italien, Polen und weiteren EU-Ländern an der Viadrina. Es gibt Gelegenheit zum Austausch und zur Stärkung von Forschungskompetenzen – etwa zum Thema Open Science. „Das war die Keynote der vergangenen Research Week im November 2024“, sagt Organisatorin und akademische Mitarbeiterin am Viadrina Center B/ORDERS in Motion Sara Bonin. Sie hat die Woche bereits zum zweiten Mal organisiert und Wert daraufgelegt, dass Themen weitergeführt werden. „Bei dieser Research Week bieten wir deshalb einen vertiefenden Workshop zu Open Science an.“ Daneben bietet die aktuelle Ausgabe auch Workshops zum Schreiben von Forschungsmittelanträgen, zum Publizieren von akademischen Arbeiten, zum Research Data Management und zur Wissenschaftskommunikation. Ebenso ist das Ziel, neue Kooperationen anzubahnen – etwa für die Vermittlung zukünftiger Stipendiat*innen im Rahmen des DAAD-ERUA-Programms, für die Beteiligung an bestehenden Clustern oder für die Vernetzung im Rahmen neuer Forschungsanträge.

DAAD ERUA Research Week 2025 an der Viadrina

Keynote Thema 2025 wird von den Teilnehmenden gut angenommen 

Der Eröffnungsvortrag in diesem Jahr widmete sich der mentalen Gesundheit in der akademischen Welt. Über den Vortrag von Dr. Dorothea Böhme, die an der Viadrina promoviert hat, berichtet Sara Bonin: „Wir hatten bereits im November viele Gespräche dazu in den Pausen. Deshalb haben wir uns entschieden, das Thema offiziell ins Programm aufzunehmen“.

David Schiller, Teilnehmer der ERUA Research Week 2025 an der ViadrinaUnd das war auch gut so, befindet David Schiller, einer der Teilnehmenden. Wenn er eins gut kenne, dann sei das Prokrastination. „Mentale Belastung gehört immer noch zu den Tabuthemen in der akademischen Welt“, sagt er. Um sich konzentrieren zu können, nehme er sich bewusst Pausen, in denen er Atemübungen mache oder Musik höre. Der Promotionsstudent an der Juristischen Fakultät der Viadrina möchte im kommenden Jahr seine Arbeit abschließen, in der er die Mehrheitsbestimmung in der Europäischen Union zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik untersucht. Auf das Thema und die Viadrina als Ort für seine Promotion kam er, als er vor einigen Jahren die Sommerschule „The European System of Human Rights Protection – ECHR“ besucht hatte.

Galyna Orlova, Teilnehmerin der ERUA Research Week 2025 an der ViadrinaDass ihr Laptop am Sonntag zugeklappt bleibt, das steht für Galyna Orlova als Strategie gegen Überlastung fest. Sie promoviert aktuell am Viadrina-Lehrstuhl für Multicultural Communication der Kulturwissenschaftlichen Fakultät. „Es ist wichtig, dass ich mir einen Tag Ruhe in der Woche gönne, Yoga mache und auch Zeit mit meinem Partner verbringe“, erzählt sie. Denn dass das Promotionsvorhaben sehr vereinnahmend sein kann, weiß sie gut. Mentaler Belastung begegnet sie mit viel Selbstdisziplin und muss ein wenig lachen bei dem Gedanken, dass dies auch nicht immer klappt. Aber sie wisse, wie wichtig Zielsetzungen sind: „Ich habe mir vorgenommen, in zwei Jahren fertig zu sein“, sagt sie. In ihrer Arbeit untersucht sie die Bedeutung von Worten in drei Sprachen – Deutsch, Ukrainisch und Polnisch. Die gebürtige Ukrainerin führt dafür Interviews und Tests durch, bei denen die Assoziationen der Befragten zu bestimmten Wörtern – wie etwa „Werte“, „Freiheit“ oder „Loyalität“ – festgehalten und ausgewertet werden.

Viktorija Girinskienė, Teilnehmerin der ERUA Research Week 2025 an der ViadrinaIhre Forschungsthemen hatten die Teilnehmenden der Research Week bei einem Infomarkt vorgestellt. Bei dem Format „Meet the Viadrina Researchers“ kamen die (Post)Doktorand*innen sowie Master-Studierenden in Kleingruppen mit fünf Viadrina-Forschenden ins Gespräch. Das nutzte auch Viktorija Girinskienė von der Mykolas Romeris Universität in Vilnius. Sie hat sich erst spät für eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden. Nach 20 Jahren Arbeit im Verwaltungsbereich des Bildungsministerium in Litauen wollte sie eine Veränderung. „Es ist mir wichtig, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen und letztendlich auch einen Änderungsprozess mitanzustoßen“, erzählt sie. In ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit der Modernisierung der öffentlichen Verwaltung als Katalysator für sozialen Fortschritt. Gerade ihre Erfahrungen im Bildungsbereich helfen ihr bei der Analyse der Daten. Trotzdem kenne sie auch Phasen, in denen es nicht so gut voran geht. Dann tanzt sie oder verwöhnt sich mit einem Kaffee.

Die ERUA Research Week wird finanziert durch eine Zuwendung des DAAD, mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aus dem Förderprogramm Europäische Hochschulnetzwerke (EUN). Das DAAD ERUA-Projekt läuft seit Anfang 2024 bis Ende 2027.

Katrin Hartmann

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