Gelebte Begeisterung für Europa – European Studies-Alumni treffen sich im Rathaus Schöneberg in Berlin
Es ist ein symbolischer Ort: Auf Initiative von Absolvent Saravanan Ganesan haben sich am 5. Juni 2025 mehr als 60 Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs European Studies im Rathaus Schöneberg getroffen – dem Ort, an dem John F. Kennedy vor 62 Jahren sagte: „Ich bin ein Berliner.“ Alle Anwesenden könnten von sich behaupten: „Ich bin Europäer*in.“
Eines war unter den Alumni ganz unterschiedlicher Jahrgänge bei dem Treffen deutlich zu spüren: Die Begeisterung für Europa ist echt und folgt der festen Überzeugung, dass die Europäische Union die bislang beste Lösung für ein geeintes Europa ist. Die früheren Viadrina-Studierenden waren der Einladung des langjährigen Studiengangleiters Prof. Dr. Timm Beichelt und seines Teams gefolgt, um sich in lockerer Runde auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. In seiner Begrüßung erinnerte Timm Beichelt an die Anfänge des Studiengangs, der in den späten 1990er-Jahren zu einem der ersten dieser Art in Deutschland gehörte.
Anschließend suchten vier Absolvent*innen bei einem Podiumsgespräch Antworten auf die Frage: Wofür Europa? Moderiert von Dr. Linn Selle, Leiterin des Europareferats in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund, sprachen die Teilnehmenden über ihre vielschichtigen Perspektiven auf aktuelle Geschehnisse in Europa.
Galerie MES-Alumnitreffen
Marija Freudenberg arbeitet beim Auswärtigen Amt, unter anderem von 2020 bis 2023 in Belarus, wo sie die russische Invasion in die Ukraine und deren Auswirkungen auf die belarussische Gesellschaft erlebte. Heute ist sie als Referentin in der Europa-Abteilung für Portugal, Malta und Andorra zuständig. Für sie liegt die Stärke der EU im gemeinsamen Binnenmarkt. „Mehr Engagement, mehr Zustimmung sind gefragt – weniger Vision, mehr Handeln“, sagte sie. „Die EU macht bereits sehr viel, sie muss es nur besser verkaufen.“
Saravanan Ganesan, Leiter der Kommunikation und Partnerschaften beim Verein AFRIW e. V., lebt seit mehr als 20 Jahren in Deutschland und liest mit großem Interesse die Medienberichte über Europa in seinem Heimatland Indien. Auch durch die langjährige Arbeit bei der Indischen Botschaft in Berlin konnte er seine außereuropäische Perspektive auf die Europäische Union mit dem Publikum teilen. Für ihn zählen Souveränität und territoriale Integrität als wichtigste Werte. Die Fähigkeit, gemeinsame Lösungen für Probleme zu finden, sei die Besonderheit der EU. Allerdings betonte er auch: „Solidarität muss noch stärker gefördert werden, da sie zum Beispiel im Umgang mit geflüchteten Menschen nicht gut funktioniert. Es braucht mehr Austausch zwischen den Ländern, mehr individuelle ‚people to people‘-Kontakte.“
Auf dem Podium saß auch Julia Schneider, seit wenigen Wochen Bundestagsabgeordnete für das Bündnis 90/Die Grünen. Zwischen den Sitzungen im Bundestag konnte sie nur kurz an dem Gespräch teilnehmen und brachte eine Perspektive mit, die sie täglich als Politikerin wahrnimmt. Obwohl es den Menschen in Deutschland allgemein gut gehe, „erleben wir gerade das Züchten von Unzufriedenheit“, sagte sie. Dies sei gefährlich und die Gesellschaft müsse gemeinsam dagegen kämpfen.
Einig waren sich alle auf dem Podium in einer Sache: Den Master European Studies (MES) würden sie immer weiterempfehlen, unter anderem, weil er einen interdisziplinären Blick auf die Entwicklung von Demokratien vermittelt. Auf die Frage: „Warum MES?“ antwortete Julia Schneider lachend: „Was denn sonst?“
Agnieszka Lindner
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