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„Erinnern Sie sich mal an Ihren ersten Uni-Tag: Hatten Sie jemanden im privaten Umfeld, der Sie danach gefragt hat, wie es war; mit dem oder der Sie sich austauschen konnten? – Da fangen die Unterschiede nämlich schon an“, erläuterte Dr. Isabell Lisberg-Haag, Expertin für Bildungsgerechtigkeit, zum Auftakt der Podiumsdiskussion über soziale Herkunft und Benachteiligung an der Hochschule am 1. Juni. Offen, sensibel, gerecht – das sei das Selbstbild von Hochschulen. Die meisten Studierenden kämen aber immer noch aus einem akademischen Haushalt, so Lisberg-Haag. Die Gründe für die Unterrepräsentation von „Arbeiterkindern“ an Hochschulen seien gut erforscht: fehlende finanzielle Ressourcen, vermeintliche Unsicherheit von akademischen Laufbahnen und fehlende Vorbilder. Um diese Themen, insbesondere den finanziellen Aspekt, kreiste die Diskussion.
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Fotos 1-3: Podiumsdiskussion über soziale Herkunft und Benachteiligung an der Hochschule mit (v.l.n.r.): Dr. Isabell Lisberg-Haag (Moderation), Dario Schramm, Francis Steeck (auf dem Bildschirm), Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Stefani Sonntag und Andreas Kemper. © Ulrike Polley
Foto 4: Feierliche Übergabe der Zertifikate für „Misch dich ein – mach Politik vor Ort!“ © Isabell Lisberg-Haag
Fotos 5-7: Vortrag über Antislawismus von Sergej Prokopkin. © Jessica Holka, Screenshots: Ulrike Polley
Viadrina-Student Dario Schramm, der bis zur Aufnahme seines Studiums im Herbst 2021 Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz war, wies darauf hin, dass die aktuellen Bafög-Sätze „nicht fair“ seien: „Wenn ich mir mehr Gedanken darüber mache, wie ich mit meinem Geld haushalte, als über das Studium, läuft irgendwas nicht richtig.“ Es ginge auch darum, mit welchem „Mindset“ man das Studium angehen könne: „Kann ich einfach studieren, weil ich sozial abgesichert bin, oder muss ich ständig über's Geld verdienen nachdenken?“, so Schramm weiter. Kulturanthropolog*in, Antidiskriminierungstrainer*in und Autor*in Francis Seeck forderte, dass Berufstätigkeit neben dem Studium stärker anerkannt werden sollte. „Ich wünsche mir auch eine bessere Wertschätzung für die Lebensrealitäten von Studierenden, ihre Berufs- und Lebenserfahrungen“, so Seeck.
Einen Abriss vom historischen zum heutigen Antislawismus – also der strukturellen Diskriminierung von Menschen aus dem slawischen beziehungsweise osteuropäischen Raum – gab Jurist und Antidiskriminierungstrainer Sergej Prokopkin am 2. Juni. Zu Beginn stellte er ein historisches Foto aus der NS-Zeit, welches ein Schild mit der Aufschrift „Zutritt für Polen verboten“ zeigte, einem aktuellen Foto von einer Werbung für eine Pflegevermittlung mit der Aufschrift „Omas neue Polin!“ gegenüber. Neben diesem gäbe es viele Beispiele für heutigen Antislawismus, wie etwa die Repräsentation von osteuropäischen Menschen im Film: Russinnen und Russen seien immer die brutalen Killer mit einem falschen Akzent. Auf Fahndungsplakaten sei häufig von einem „osteuropäischen Aussehen“ die Rede. Er erinnerte auch an die Gewalt gegen Menschen aus Osteuropa in den 1990er-Jahren, die in der deutschen Erinnerungskultur kaum vorhanden sei. Laut Prokopkin seien dies Auswirkungen einer fehlenden Auseinandersetzung mit Antislawismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Was helfe, sei Aufklärung und ein Sichtbarmachen von Diskriminierungen. Eine Stimme aus dem Publikum merkte an, dass es gerade an der Viadrina mehr Forschungsprojekte zu dem Thema geben sollte.
Zu den Diversity-Tagen hatte die Abteilung Chancengleichheit gemeinsam mit weiteren Akteuren eingeladen.
Das Programm kann hier nachgelesen werden.
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