Abteilung für Hochschulkommunikation
Nüchterne Analysen abseits der politischen Aufgeregtheit – Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg bleibt nach seiner Emeritierung der Viadrina treu
Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg wird zum 1. April emeritiert. Der Jurist wird aber weiterhin Seminare und Vorlesungen halten. Zudem bleibt der profilierte und medial oft gefragte Völkerrechter der Viadrina noch mindestens zwei Jahre als forschender Autor erhalten. Im Interview erzählt er, was er an der Arbeit als Hochschulprofessor vermissen wird, was er kritisch sieht und welche Projekte er nun angeht.
Präsidentin Prof. Dr. Eva Kocher und Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg bei der feierlichen Emeritierung. Foto: Heide Fest
Herr Heintschel von Heinegg, die längste Zeit Ihrer Karriere haben Sie an der Viadrina verbracht. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?
Meine Zeit an der Viadrina hat mir vom Anfang im Jahr 2000 bis zur Gegenwart viel Spaß gemacht. Insbesondere während der ersten Jahre war noch viel von dem Gründungsgeist erhalten, was sich auch im Engagement der Studentinnen und Studenten zeigte. Zu dieser Zeit ging es ihnen natürlich auch darum, ihr Studium erfolgreich zu beenden, zugleich waren sie aber stets an außercurricularen Veranstaltungen interessiert und bereit, ihre Freizeit hintanzustellen und mit Blick auf die Entwicklung ihrer Fähigkeiten viel Fleiß und Mühen auf sich zu nehmen. Dies hat sich heute leider etwas verändert, da der Fokus auf dem Examen liegt und nicht immer ein nennenswertes Interesse an darüberhinausgehenden akademischen Aktivitäten zu bestehen scheint.
Gleichwohl gibt es auch heute immer wieder Studentinnen und Studenten, die sich insbesondere für die Fächer, die ich vertrete, begeistern können, sodass mir die Lehre ebenso viel Freude bereitet wie während der ersten Jahre meiner Tätigkeit an der Viadrina. Diese Arbeit mit jungen Menschen werde ich sicherlich vermissen.
Wenn Sie mich danach fragen, was mir weniger gefallen hat, so lässt sich das auf den einfachen Nenner bringen, dass die Hochschullehrerinnen und -lehrer zunehmend mit bürokratischen Fesseln daran gehindert werden, der Forschung und Lehre nachzugehen.
Wer hat Sie als Völkerrechtler und Jurist geprägt?
Mein akademischer Lehrer und Freund sowie der Gründungsrektor der Viadrina Knut Ipsen, der leider im vergangenen Jahr verstorben ist.
Welches realpolitische Ereignis hat Sie besonders als Völkerrechtler beschäftigt?
Das ist neben dem transnationalen Terrorismus sowie den bewaffneten Konflikten in Afghanistan und im Irak zweifelsohne der Krieg zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine, der nicht erst im Februar 2022, sondern im September 2014 begonnen hat. Mit diesen Ereignissen habe ich mich, wie es sich für einen Völkerrechtler gehört, mit der erforderlichen Nüchternheit auseinandergesetzt, das heißt, ohne mich von der begleitenden politischen Aufgeregtheit beeindrucken zu lassen. Das mag nicht immer gut angekommen sein. Entscheidend ist aber allein, dass ich meine Integrität gewahrt habe und zu allen meinen Wertungen und Analysen stehen kann.
Bleiben Sie der Viadrina weiterhin verbunden?
Ich werde ab dem 1. April dieses Jahres für weitere zwei Jahre an der Viadrina forschen und lehren. Aber auch danach werde ich ihr selbstverständlich verbunden bleiben.
Haben Sie bereits Pläne für neue Projekte oder Themen?
Es sind gegenwärtig zwei wissenschaftliche Projekte, die noch abzuschließen sind: zum einen die Aktualisierung des Seekriegsrechts, zum anderen die völkerrechtlichen Vorgaben an die Befehls-, Führungs- und Kommunikationsstrukturen bei Nuklearwaffen. Darüber hinaus steht die achte Auflage des Lehrbuchs zum Völkerrecht an, das ich gemeinsam mit meinem Kollegen Volker Epping herausgebe, und das weiterhin den Namen unseres akademischen Lehrers und Freundes, Knut Ipsen, tragen wird.
Zur Person
Text: Heike Stralau