Prof. Dr. Jelena von Achenbach übernimmt Professur für Öffentliches Recht, insbesondere Europarecht an der Viadrina

Frankfurt (Oder), 

Mit klarer Haltung, viel Vorfreude aufs Experimentieren bei Lehrformaten und einem großen Forschungsinteresse für Verfassungsrecht und Verteidigungspolitik: Zum 1. Oktober 2025 folgt Prof. Dr. Jelena von Achenbach dem Ruf an die Viadrina und übernimmt die Professur für Öffentliches Recht, insbesondere Europarecht an der Juristischen Fakultät.

Ob Überlegungen zu einem AfD-Verbotsverfahren, zum Wahlrecht, zu Zurückweisungen an den deutschen Grenzen oder zur Verteidigungspolitik der Europäischen Union – Jelena von Achenbach ist eine gefragte Analystin zu rechtlichen Fragen rund um diese aktuellen, zuweilen brisanten Themen. „Nicht im aktivistischen Sinne, sondern als Beraterin“, erklärt sie.

Ernennung Prof. Dr. Jelena von Achenbach - mit Präsident Mühle (li.) und Dekan Lahusen

Ernennung Prof. Dr. Jelena von Achenbach - mit Präsident Prof. Dr. Eduard Mühle (li.) und dem Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Dr. Benjamin Lahusen

Politikberatung und moderne Wissenschaftskommunikation sehe sie als eine ihrer Aufgaben als Forscherin und Expertin im Bereich des Öffentlichen Rechts und Völkerrechts. Dabei nehme sie besonders gerne die Europäische Union ins Visier, denn sie repräsentiere ein Demokratieexperiment auf nicht-staatlicher Ebene, welches „verschiedene Staaten und unterschiedliche politische Kulturen“ miteinander verbinde.

Bei aller Kritik an der EU: „Ich habe den Eindruck, dass die EU oft besser funktioniert, als ihr Ruf vermuten lässt“, sagt von Achenbach. Doch es knirscht und knarzt deutlich hörbar, räumt sie ein, „das darf man nicht ausblenden“. Demokratische Akteur*innen hätten angesichts der autoritären, nationalistischen Bestrebungen in vielen Ländern innerhalb und außerhalb der Union hohen Beratungsbedarf, wenn es um das Verfassungsrecht geht. Letztlich seien sie es jedoch, die Verantwortung übernehmen müssen.  „Es muss klar sein, dass das Recht Vorrang vor der Politik hat und es das sichere Fundament ist, auf dem wir stehen: also Rechtsbindung, Achtung von Gerichtsurteilen – dazu würde ich öffentlich immer Stellung beziehen“, so die Professorin.

An der Viadrina sehe sie das Potenzial, ihre alltagsrelevanten Forschungsschwerpunkte zu vertiefen. „Durch den Reformdruck, der auf der Uni liegt, ergeben sich auch große Gestaltungsspielräume, die ich gerne nutzen möchte“, erklärt sie und freut sich besonders auf den Austausch mit den Studierenden ab dem Sommersemester 2026. Bis Februar 2026 ist sie in Elternzeit und bereitet ihre Lehre für die Zeit vor. „Wichtig ist mir der stete Kontakt und das offene Gespräch – dazu eignen sich aus meiner Sicht alle Lehrformate –, denn auch in Vorlesungen kann man Diskussionsphasen einbauen. Das reizt mich an der Viadrina: Für solche Ansätze gibt es die Offenheit, auch mal etwas auszuprobieren. Studierende sind nach einer gemeinsamen Vorbereitung oft sprechfähiger; sie sollen sich ernst genommen fühlen, denn ich profitiere und lerne ja auch viel von ihnen.“

Zugleich sei es der Blick gen Osteuropa, der von Achenbach an der Europa-Universität reize: beispielsweise die Frage, wie aus den autoritär geführten Ländern Demokratien wurden.

 

Zur Person

Prof. Dr. Jelena von Achenbach LL.M. (NYU) studierte Jura an den Universitäten in Passau und Leipzig und promovierte 2011 mit summa cum laude an der Universität Heidelberg. Nach dem Referendariat in Berlin und einer Tätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin war sie von 2016 bis 2023 Juniorprofessorin für Öffentliches Recht in Gießen, wo sie 2022 habilitiert wurde. Bis zu ihrem Ruf an die Viadrina war sie Professorin für Öffentliches Recht an der Universität Erfurt.

Für ihre Forschung zu institutionellem Unionsrecht und der Verteidigungspolitik der EU wurde sie 2017 mit dem Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestages ausgezeichnet. Sie verbindet dabei rechtliche Analysen mit Verfassungstheorie.

Die Juristin leitet ein interdisziplinäres Projekt gemeinsam mit Kolleg*innen der TU Dresden zum Thema „Numerische Verfahren im Recht“ und engagiert sich in der Politikberatung und Wissenschaftskommunikation.

Heike Stralau

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