Institut d’Études Politiques de Paris, Frankreich 2025: "Gehört zu den besten Zeiten meines studentischen Lebens"
Erfahrungsbericht European Studies (Master)
Vorbereitung
Meine Erfahrungen aus dem Auslandssemester in Frankreich unterscheiden sich möglicherweise von denen anderer Studierender. Aufgrund meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft im International Office der Viadrina war ich über die Bewerbungsverfahren möglicherweise besser informiert. Wenn man sich jedoch mit der Website und den Info-Blättern des International Office beschäftigt, bekommt man ausreichend Informationen.
Ich habe mich persönlich bei SciencesPo Paris in der zweiten Runde beworben. Die Zusage von der Viadrina habe ich innerhalb der nächsten Tage erhalten. Bei der Bewerbung müssen die Sprachkenntnisse entweder in Englisch (C1) oder Französisch (mindestens B2) nachgewiesen werden. Es ist sehr empfehlenswert, sich mit den Studienprogrammen von SciencesPo zu beschäftigen. Sciences Po ist eine der besten Universitäten nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa und bietet zahlreiche Bachelor- und Masterprogramme. Weitere Informationen zum Studium finden Sie unten.
Im Oktober 2024 habe ich eine E-Mail mit einem Link zum Bewerbungsportal von Sciences Po erhalten. Wie bei der Bewerbung an der Viadrina muss man auch bei SciencesPo sein Motivationsschreiben und seinen Lebenslauf zusammen mit anderen Unterlagen einreichen. Hier soll man im Detail darauf eingehen, an welcher „Master School“ man studieren und welche Kurse man belegen möchte. Interessant war, dass mich eine Mitarbeiterin von SciencesPo Anfang November angerufen und mir einige Fragen zum Motivationsschreiben gestellt hat. Sie wies mich darauf hin, dass mein Studienwunsch nicht zu der angegebenen Masterschool passt, und empfahl mir, die Masterschool zu wechseln. Deshalb war es sehr hilfreich, dass sie mit mir Kontakt aufgenommen und diesen Fehler korrigiert hat. Ich persönlich werde empfehlen, die Webseite jeder „Master School“ zu besuchen und sich ausführlich über die angebotenen Programme zu informieren.
Mitte November habe ich eine offizielle Zusage von SciencesPo erhalten. Damit wurde ich für das Frühlingssemester 2025 an SciencesPo eingeschrieben. Da ich bereits eine Immatrikulationsbescheinigung hatte, konnte ich mit dem Visumsverfahren beginnen. Bemerkung: Das Visum benötigen Nicht-EU-Bürger. Wenn man aus einem EU-Staat kommt, muss man sich damit nicht befassen. Zur Beantragung des Visums müssen alle erforderlichen Unterlagen online eingereicht und ein Termin zur Abgabe der Unterlagen beim französischen Generalkonsulat in Frankfurt am Main (nicht bei der Botschaft in Berlin) gebucht werden. Ich hatte einen sehr positiven Eindruck vom Konsulat. Ich hatte einen kleinen Fehler bei der Online-Ausfüllung gemacht, doch die Mitarbeiterin gab mir ausreichend Zeit, um einen neuen Termin vor Ort zu vereinbaren. Ich brauchte eine Kopie aller Seiten meines Reisepasses (nicht nur die Seite mit den persönlichen Informationen) und sie haben mir erlaubt, diese später per E-Mail einzureichen. Da ich ein Stipendium von einer deutschen Stiftung habe, wurde ich von den Visumsgebühren befreit. Allerdings musste ich nach einem Monat noch einmal nach Frankfurt einreisen, um das Visum zu erhalten. Das Konsulat bietet die Möglichkeit, das Visum per Post zuzusenden. Ich war darüber nicht informiert, deshalb habe ich diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen. Ich werde allerdings empfehlen, diese Möglichkeit zu nutzen, um die Reisekosten zu reduzieren.
Das Frühlingssemester an SciencesPo beginnt Ende Januar. Vor Beginn gibt es eine Woche mit Informationsveranstaltungen, wie bei der Einführungswoche an der Viadrina. Im Unterschied zu Viadrina war die Teilnahme an dieser Einführungswoche jedoch nicht kostenfrei. Die Teilnahmegebühr betrug etwa 350 Euro, was ich als zu hoch empfand, weshalb ich mich nicht angemeldet habe. Später habe ich verstanden, dass diese Woche eine gute Gelegenheit ist, um neue Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen. Das hat mir persönlich später gefehlt. Allerdings ergaben sich während des Semesters andere Möglichkeiten, neue Freundschaften zu schließen. Darüber hinaus gab es eine Pflicht-Infoveranstaltung für alle Austauschstudierenden. Bei diesem Event haben die Mitarbeiter von SciencesPo einige Regeln, wie beispielsweise die Anwesenheitspflicht, vorgestellt. Außerdem haben sich studentische Initiativen über ihre Vereine und zukünftige Veranstaltungen informiert. Zum Schluss gibt es an SciencesPo ein Buddy-Programm. Dafür erhält man eine E-Mail mit dem Formular. Später versucht SciencesPo, einen Buddy auf Basis der Wünsche auszuwählen. Der/die Buddy nimmt später per E-Mail Kontakt auf.
Unterkunft
Die Unterkunftssuche ist möglicherweise der schwierigste Teil der Organisation eines Auslandssemesters in Paris. Aufgrund der hohen Nachfrage ist es schwer, eine kostengünstige Unterkunft zu finden. Da meine Freundin Französin ist und aus Paris stammt, hat sie mir bei der Suche geholfen. So habe ich erfahren, dass eine ihrer Freundinnen ihre Wohnung im 19. Arrondissement vermieten wollte. Das war für mich eine große Erleichterung. Deshalb würde ich empfehlen, sich zunächst im persönlichen Netzwerk zu informieren, z. B. unter Freunden und Familienbekannten oder über das Deutsch-Französische Jugendwerk.
Wenn es über Bekanntschaften nicht funktioniert, gibt es viele Internetseiten, auf denen man sich für ein Zimmer oder eine Wohnung bewerben kann. Bevor ich die Wohnung über meine Freundin gefunden habe, habe ich einen Antrag auf eine Unterkunft beim Studentenwerk Paris gestellt. Die Bearbeitung des Antrags dauerte mehrere Monate und nachdem ich die Wohnung erhalten hatte, habe ich den Antrag vergessen. Ungefähr zwei Monate nach Semesterbeginn habe ich eine E-Mail bekommen, dass es keine Möglichkeit gibt. Obwohl es bei mir nicht geklappt hat, würde ich empfehlen, einen Antrag zu stellen. Bei einer Kommilitonin von mir, die ein Semester früher in Paris angekommen ist, hat es geklappt. Es war günstiger als die Miete eines WG-Zimmers, aber sie musste ihr Zimmer mit einer anderen Studentin teilen. Am besten ist, dass man seinen Antrag frühmöglicht beim Studentenwerk einreicht, wenn man auch keine Bestätigung von SciencesPo hat. Diese Bescheinigung kann man später nachreichen. Außerdem gibt es das Wohnheim „Maison Heinrich Heine“, das sich primär an Studierende aus Deutschland richtet. Es lohnt sich, mehr über die Bewerbungskriterien zu erfahren. Abschließend möchte ich noch die Webseite „La carte des colocs“ empfehlen, die dem deutschen „WG-gesucht“ ähnelt. Das heißt, man bezieht ein Zimmer und teilt sich eine Wohnung mit anderen Personen. Das kann auch interessant sein, wenn man neue Leute kennenlernen und sein Französisch verbessern möchte.
Was die Wohngegend angeht, kann ich nur empfehlen, die Banlieues zu meiden. Sie liegen außerhalb von Paris und man braucht etwa eine bis eineinhalb Stunden, um zur Universität zu gelangen. Allerdings muss ich sagen, dass Paris über ein exzellentes U-Bahn-Netz verfügt und man damit alle Teile der Stadt und die Banlieues erreichen kann.
Studium an der Gasthochschule
Da ich im Masterstudiengang „European Studies“ studiere, kenne ich mich an SciencesPo besonders mit den Studienprogrammen des Masters aus. Für das Master gibt es insgesamt sieben „schools“, was man mit der Fakultät in Deutschland vergleichen kann. Jedes Masterschool bietet viele inhaltlich übergreifende Programme, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Da ich in der Zukunft eine Forschungskarriere ausbauen möchte, habe ich mich für das „Research School“ entschieden. In diesem School wird man je nach dem Interesse an eine Disziplin (Wirtschaft, Soziologie, Geschichte, Recht) gebunden. Ich war wegen meinem Interesse an Wirtschaft an das wirtschaftswissenschaftliche Programm gebunden. So konnte ich mich für zwei Seminare vom vierten Semester dieses Masterprogramms einschreiben. Dafür musste ich mich beim Sekretariat des Programms melden. Das fand ich etwas chaotisch, da ich die Anmeldung nur nach der Kommunikation mit mehreren Anlaufstellen abschließen konnte. Wenn ihr nicht sicher seid, wie man sich für die Kurse des eingeschriebenen Programms anmeldet, kontaktiert man am besten das International Office von SciencesPo.
Neben den Kursen des eingeschriebenen Programms gibt es eine andere Möglichkeit, max. zwei Kurse aus dem Programm „Common Academic Curriculum“ zu besuchen. Das ist obligatorisches Modul für die Masterstudierenden aus SciencesPo. In diesem Programm werden Veranstaltungen aus dem eigenen und anderen „Schools“ angeboten. Die Kernidee ist, dass man während seines Studiums Einblicke in die andere Disziplinen bekommt. Generell gibt es in diesem Modul zwei Typen von Veranstaltungen, nämlich Einführungs- und Vertiefungsveranstaltungen. Doch ich fand, dass die beiden Veranstaltungen keine Vorkenntnisse voraussetzen und man sich beim Interesse anmelden kann. Bei diesen Veranstaltungen handelte es sich um Vorlesungen, und wir müssten für einen Kurs zwei Essays verfassen und für den anderen Kurs zwei Multiple-Choice-Tests machen und ein Research Proposal schreiben.
Der Unialltag ähnelt im Großen und Ganzen dem Studium an der Viadrina. Die Lehrveranstaltungen finden einmal pro Woche statt. Es gibt eine Anwesenheitspflicht und man darf höchstens zweimal fehlen. Bei Krankheit muss eine ärztliche Bescheinigung eingereicht werden. Allerdings wird die Anwesenheit nicht in allen Kursen kontrolliert. Die Professoren teilen in der Regel in der ersten Sitzung mit, ob ihnen die Anwesenheit wichtig ist und ob die Studierenden auf der Teilnehmerliste unterschreiben sollen.
SciencesPo bietet kostenfreie Sprachkurse an. Es gibt mehr als zehn Sprachen und manchmal gibt es mehrere Terminmöglichkeiten unter der Woche. Die Anmeldung für die Sprachkurse wurde für die ausländischen Studierenden jedoch erst später freigeschaltet, sodass die Auswahl an Terminen viel geringer war. Außerdem waren einige Sprachkurse bereits voll, sodass eine Anmeldung nicht möglich war. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass man einen Platz im Französischkurs findet. Es werden verschiedene Niveaustufen von A1 bis C2 angeboten.
Für das Mittagessen gibt es verschiedene Möglichkeiten. In jedem Universitätsgebäude gibt es einen Raum mit einer Mikrowelle, sodass man sein eigenes Essen aufwärmen kann. Man kann auch in der Cafeteria der Universität Sandwiches kaufen. Außerdem gibt es Mensen, die vom Studentenwerk Paris betrieben werden. Das Essen kostet ungefähr 3,70 Euro und umfasst Salat, Obst, ein warmes Gericht und ein Stück Brot. Ich kann die Mensa im Universitätsgebäude gegenüber dem Sciences Po in der Rue des Saints Pères empfehlen.
Die Kommunikation mit den Mitarbeiter*innen des Sciences Po fand ich vorbildlich. Das Internationale Büro antwortet innerhalb eines Tages auf E-Mails und ist immer bemüht, hilfreich zu sein. Bei technischen Schwierigkeiten mit dem Zutritt zur Bibliothek hat das Technik-Team das Problem mit der Karte sehr schnell gelöst. Am Campus gibt es mehrere Anlaufstellen, wie das Point-Service an der Viadrina, an die man sich bei Fragen wenden kann.
Alltag und Freizeit
Die Lebenshaltungskosten in Paris sind hoch. Ich musste persönlich pro Monat mit 1.300 bis 1.400 Euro rechnen. Die größte Ausgabekategorie ist die Unterkunft, dicht gefolgt von den Lebensmitteln. Für Lebensmittel gibt es eine Reihe unterschiedlicher Supermärkte und Discounter. Ich habe vor allem wegen der großen Auswahl und der Nähe zu meiner Wohnung bei Auchan eingekauft. Es gibt aber auch Lidl und Aldi, wo man eventuell günstigere Preise findet. Sie sind allerdings nicht in jedem Arrondissement vertreten und bieten eine kleinere Auswahl an Lebensmitteln.
In Paris kann man mit der U-Bahn überall hinfahren. Dafür kann man eine monatliche Mitgliedschaft bei der RATP abschließen. Studierende unter 26 Jahren, die an Pariser Hochschulen eingeschrieben sind, können einen Studentenrabatt für die jährliche Mitgliedschaft, das sogenannte Forfait Imagine R, beantragen. Damit bezahlt man pro Monat ca. 45 Euro, also die Hälfte des Normalpreises. Für die Anschaffung dieser Fahrkarte benötigt man allerdings eine französische SIM-Karte, die man online im Voraus oder in Paris überall kaufen kann. Am Ende des Aufenthalts in Paris kann man die Mitgliedschaft kündigen.
Paris zeichnet sich durch sein wertvolles Kulturerbe aus. Es gibt eine große Anzahl an Museen, Kinos, Theatern, Bibliotheken und anderen Kulturräumen. Wenn man unter 26 Jahre alt ist oder studiert, erhält man kostenlosen Zugang zu diesen Kulturräumen. Ich kann jedem nur empfehlen, dieses Angebot wahrzunehmen und vom reichen Kulturangebot der Stadt zu profitieren. Neben den Museen bietet Paris viele Kinos und Theater. In den Kinos bekommt man an Werktagen eine Eintrittskarte für 5,90 Euro, wenn man unter 26 ist. Zwischen Dienstag und Donnerstag kann man Theaterstücke für 10 Euro besuchen. Dafür muss man das Ticket im Voraus telefonisch buchen oder eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Kasse kaufen. Schließlich gibt es in Paris eine große Anzahl öffentlicher Bibliotheken. An SciencesPo ist es oft schwer, in der Mitte des Semesters einen Platz in der Bibliothek zu finden. Doch man kann in einer der schönen Pariser Bibliotheken lernen, zum Beispiel in der Salle Ovale der Bibliothèque Nationale de France, in der Bibliothèque d’Hôtel de Ville oder in der Bibliothèque Sainte-Geneviève.
Abschließend möchte ich auf die Sportangebote des SciencesPo aufmerksam machen. SciencesPo bietet Sportkurse für alle Niveaus. Man kann sich für einen oder mehrere Kurse anmelden. Sie finden normalerweise einmal pro Woche in einer der Sporthallen in Paris (nicht direkt an SciencesPo) statt. Die Anmeldung für den Kurs ist kostenpflichtig und variiert je nach Sportkurs zwischen 25 und 50 Euro für das ganze Semester.
Außerdem gibt es viele Bibliotheken der Stadt Paris, wo man kostenlos die Bücher, Zeitschriften und Zeitungen ausleihen. Diese Bibliotheken findet man in jedem Pariser Arrondissement.
Fazit
Abschließend möchte ich betonen, dass die Studienzeit in Paris zu den besten Zeiten meines studentischen Lebens gehörte. Auch wenn es kein „klassisches“ Erasmus-Semester mit vielen Partys war, habe ich an SciencesPo viel gelernt und das Kulturangebot genossen. Für mich gab es nicht nur eine „beste“ Erfahrung. Jedes Mal, wenn ich das Pariser Dom, Notre-Dame de Paris, und die Bibliothek „La Salle Ovale“ betrat, war ich von der Schönheit dieser Orte überwältigt. Wenn es um eine negative Erfahrung geht, dann kann ich mich an eine Situation in der U-Bahn erinnern. Ein jüngerer Mann hielt mich mit seiner Hand auf und forderte mich auf, ihm meinen Blumenstrauß zu geben. Nachdem ich abgelehnt hatte, ist er weggegangen. Das war nur eine Situation, die ich nicht auf ganz Paris verallgemeinern möchte. So etwas kann auch an anderen Orten passieren.

Sciences Po
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