Comics als Türöffner zur Forschung – Ausstellung und Konferenz zum Abschluss des Projektes „Mod-Block-DDR“
Sieben Jahre Forschung im Verbund mit zahlreichen Partnern stecken in dem Forschungsprojekt „Mod-Block-DDR“ am Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU). Am 22. Mai 2025 wurde der Projektabschluss mit einer Konferenz und einer Ausstellungseröffnung begangen. Der Illustrator Peter M. Hoffmann hat in anschaulichen Zeichnungen auf den Punkt gebracht, was die Forschenden über Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR sowie in Polen herausgefunden haben.
Große Fragezeichen schweben über dem weißhaarigen Kopf von Erich Honecker, als er 1988 den ersten 1-MB-Chip vom VEB Carl Zeiss Jena in der Hand hält. Höchste Innovationsleistung wie in dem Jenaer Werk trifft auf Planwirtschaft und Bürokratie. Es ist diese Ambivalenz von Modernisierung und deren Blockaden, die das Forschungsteam an der Viadrina und deren Partnerinstitutionen beschäftigt hat und die nun Illustrator Peter M. Hoffmann in seinen Zeichnungen auf den Punkt bringt. In Abstimmung mit den Forschenden vom Projekt „Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR (Mod-Block-DDR)“ hat er deren Ergebnisse auf acht großformatige Tafeln gebracht – mit kurzen Texten und einer Collage aus Momentaufnahmen, Karikaturen und comichaften Illustrationen. Sie ermöglichen einen unterhaltsamen Zugang zur Wissenschaft.
Ausstellung Mod-Block DDR
Hoffmann ist Experte darin, lange Texte und komplizierte Themen in Bilder zu fassen. Er macht das für Medien wie Die Zeit und die Süddeutsche Zeitung und hat die spektakulären Enthüllungen zu den Panama Papers illustriert; nun also das Projekt „Mod-Block-DDR“. „Wissenschaft ist mir nicht ganz fremd, ich habe Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften studiert“, sagt der in Leipzig geborene und mehrfach ausgezeichnete Illustrator. Um aus den vielen Seiten, die die Forschenden produziert haben, komprimierte Zeichnungen zu machen, habe er die wissenschaftlichen Texte dekonstruieren müssen, berichtet Hoffmann. Dafür hat er die Forschenden gefragt, an welche Bilder, Personen und Orte sie selbst bei ihren Themen denken. „Ich wollte die Visualität entdecken, die sie selbst im Kopf haben“, beschreibt er seine Herangehensweise.
Bei dem zu illustrierenden Thema war es ihm wichtig, nicht nur die verfestigte „Ost-Optik“ zu reproduzieren. „Klar gab es marode Industrieanlagen, aber eben auch helle Köpfe“, so Hoffmann. Ihm ist bewusst, dass seine Zeichnungen für die Forschenden schnell „unterkomplex“ wirken können. Er sieht sie aber als Türöffner für Laien, als Scharnier zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Dieser Transfergedanke war auch dem Bundesforschungsministerium bei seiner Förderung wichtig. Es hat das Projekt „Mod-Block-DDR“ als eines von 14 Projekten zur nachhaltigen Sozialismusforschung finanziert.
VCPU Jahreskonferenz 2025
Die Eröffnung der Ausstellung fand im Rahmen der Jahreskonferenz vom Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU) statt. Unter dem Titel „Between Hope and Reality. Modernization and Transformation in Central and Eastern Europe“ diskutierten rund 60 Forschende aus Großbritannien, Norwegen, China, Armenien, Polen, Bulgarien und der Ukraine mit deutschen Kolleg*innen. Sie nahmen die Forschung zur sozialistischen Modernisierung als Anregung, um über politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Transformationen in Mittel- und Osteuropa zu diskutieren. Sie konzentrierten sich dabei unter anderem auf Fragen der Migration, die Rolle von feministischen Initiativen und verschiedene Wege zur Marktwirtschaft. „Diese Konferenz spiegelt den Auftrag der Europa-Universität Viadrina wider. Die Viadrina ist der Ort, an dem Europa auf alltäglicher Basis gelebt wird und das VCPU ist ein Beispiel für diese Mission in Aktion“, sagte Viadrina-Präsident Prof. Dr. Eduard Mühle zum Auftakt der Konferenz.
VCPU-Leiterin Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast ergänzte, warum der bei der Konferenz vorherrschende transnationale Blick auf aktuelle Herausforderungen in Europa so lohnend ist: „Am VCPU konzentrieren wir uns auf Forschung über Polen und die Ukraine, basierend auf einer gemeinsamen europäischen Geschichte und geteilten Erfahrungen. Die Renaissance, multiethnische Imperien, Totalitarismus, Sozialismus, Transformation – all dies ist äußerst bedeutend für die aktuellen Integrationsprozesse in Europa.“
Die Ausstellung „Mod-Block-DDR. Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und Wissenschaft der DDR“ ist bis Ende August 2025 im Viadrina-Hauptgebäude vor der Bibliothek zu sehen.
Frauke Adesiyan
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