Mit Liebe für das europäische Kulturerbe – Masterstudierende entdecken Siebenbürgen

Siebenbürgen, 

Zum Abschluss ihres postgradualen Masterstudiums „Schutz Europäischer Kulturgüter“ (SEK) reisten vom 8. bis 16. April 2025 Studierende nach Rumänien, um das Kulturerbe der Siebenbürger Sachsen näher kennenzulernen. Im Zentrum der Exkursion standen die für die Region typischen Kirchenburgen.

Schon seit vielen Jahren führt die abschließende Studienreise des viersemestrigen Studienganges „Schutz Europäischer Kulturgüter“ in die Heimat der Siebenbürger Sachsen.  Sie prägten mehr als 800 Jahre lang nicht nur die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben, sondern auch die Kulturlandschaft Siebenbürgens im heutigen Rumänien. Bis heute zeugen mehr als 160 Kirchenburgen von dieser Kultur – zumeist gotische Kirchenbauten, die mit Mauern und Türmen verstärkt wurden, um den osmanischen Einfällen standzuhalten.

Auf der Reise erkundete die Studiengruppe fast 20 dieser ganz unterschiedlich erhaltenen Kirchenburgen – in ruhigen Dörfern und spektakulären Orten, darunter die Hauptstadt Siebenbürgens Hermannstadt (Sibiu) und die mittelalterliche Stadt Schäßburg (Sighișoara). Auch für eine Erkundung von Bukarest – inklusive Besuch im Parlamentspalast und Gespräch mit Abgeordneten – war Zeit, genauso wie für eine Besichtigung des mit der Dracula-Legende verbundenen Schlosses Bran.

Galerie Siebenbürgen

„Die Reise durch Rumänien war eine bemerkenswerte kulturelle Erfahrung, die von der Herzlichkeit der Menschen und ihren faszinierenden Geschichten geprägt war“, betont Student Marius, zum Ende der Reise. Der Architekt hat mit besonderem Interesse festgestellt, „dass Rumänien als EU-Mitglied abweichende Ansätze zum Denkmalschutz hat und wie unterschiedlich mit historischen Gebäuden und Kulturgütern umgegangen wird – ein Spiegelbild der Werte und Prioritäten der jeweiligen Gesellschaften“. Seine Kommilitonin Michaela, die neben dem Studium als Dolmetscherin arbeitet, berichtet: „Mich hat die Reise durch Siebenbürgen unter anderem so beeindruckt, weil ich ein Stück deutsche Geschichte kennengelernt habe. Zwar hatte ich vorher von den Siebenbürger Sachsen gehört, allerdings war mir nicht klar, wie groß und vielfältig das kulturelle Erbe ist, dass sie hinterlassen haben.“

Die „besonders liebenswerte Möglichkeit, in eine andere Kultur einzutauchen“, lobte der Sinologe Renee nach der Reise. Er schätzte vor allem die Möglichkeit, mit vielen Menschen in Austausch zu kommen. Auch für die Vergolderin Beatrix war dieser Aspekt der Reise besonders bedeutend: „Besonders beeindruckt hat mich die Gastfreundschaft und Offenheit der Menschen in Siebenbürgen, es war als würde man Familie oder Freunde besuchen. Bei diesen Gesprächen mit köstlichen selbst zubereiteten Speisen wurde wieder klar, wie wichtig der Austausch und die gegenseitige Unterstützung ist, um kulturelles Erbe zu bewahren.“

Dafür, dass dieser Austausch möglich war, sorgte auch Ruth István. Sie stammt selbst aus einer Familie Siebenbürger Sachsen und ist vor elf Jahren in die Heimat ihrer Vorfahren zurückgekehrt. Seitdem engagiert sie sich für die Vermittlung und Bewahrung dieses Kulturerbes – sowohl gegenüber jenen, die ausgewandert sind und nostalgische Erinnerungen mitbringen, als auch gegenüber neuen interessierten Zielgruppen. Mit dem Viadrina-Studiengang arbeitet sie dabei schon mehrere Jahre zusammen und war auch von der jüngsten Reise begeistert: „Es ist immer wieder eine große Freude mit den Masterabsolventen des SEK-Studiengangs durch die Kirchenburgenlandschaft zu reisen. Die Studenten aus unterschiedlichen Berufsbereichen und mit vielseitigen Interessen und Spezialisierungen, vereint die Liebe zum europäischen Kulturerbe – was für eine schöne Basis, auf die man aufbauen kann!"

Izabella Parowicz, Mitarbeiterin an der Viadrina-Professur für Denkmalkunde, begleitete die Studierenden bereits zum vierten Mal auf die Studienreise. Sie kehrt immer wieder voller Freude in die Region Siebenbürgen zurück. „Jedes Mal entdecke ich aufs Neue gemeinsam mit einer neuen Studierendengruppe die Region und ihre kulturelle Vielfalt, das geteilte Erbe vieler Nationen und ihre verborgenen Geschichten“, so Izabella Parowicz. Die Kirchenburgen stünden dabei für ein unvergleichliches und interessantes Kulturerbe. „Nach der massenhaften Auswanderung der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland in den 1990er-Jahren stehen die meisten dieser Kirchen leer – nur um rund sieben Prozent von ihnen haben noch aktive Gemeinden mit eigener Seelsorge“, erläutert PD Dr. Izabella Parowicz die besondere Situation. Sie hat auf ihren Reisen beobachtet, dass der Erhalt der Kirchenburgen eine große Herausforderung darstellt, besonders auch für die heutige mehrheitlich orthodoxe rumänische Bevölkerung, die oft nur eine geringe religiöse und kulturelle Bindung an diese jahrhundertelang protestantisch geprägten Bauwerke empfinde.

Die aktuelle Reise hat sie mit Prof. Dr. Paul Zalewski, Inhaber der Professur für Denkmalkunde, und Prof. Dr. Thorsten Albrecht, Leiter des Kunstreferats der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, geleitet. Albrecht hat die Studierenden als Gastdozent vor allem mit den kunsthistorischen Details der besuchten Kirchenburgen vertraut gemacht. Die Reise fand in bewährter Zusammenarbeit mit der Stiftung Kirchenburgen statt.

Frauke Adesiyan

Zum Studiengang

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