„Dankbar für die Weitsicht einer solchen Universität im Herzen Europas“ – Bischof Christian Stäblein predigt bei Festgottesdienst zum Viadrina-Jubiläum

Anlässlich des Jubiläums „30 Jahre Viadrina“ haben die Ökumenische Studierendenarbeit Frankfurt (Oder) und die katholische Studierendengemeinde am Collegium Polonicum Parakletos in Słubice am 14. Juni 2022 einen ökumenischen Gottesdienst veranstaltet. Zum Viadrina-Motto „Wissen schaffen. Begegnung leben. Zukunft gestalten.“ predigte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Dr. Christian Stäblein.

Passt es in die heutige Zeit, als Universität ein Jubiläum mit einem Gottesdienst zu feiern? Diese Frage stellte Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal angesichts der internationalen Studierendenschaft und der Verankerung der Viadrina in einer Region, in der der Glauben für die allermeisten keine große Rolle spielt. „Das kritische Fragen kennt keine Grenzen und doch brauchen wir Normen und Leitplanken“, sagte sie in einem thematischen Impuls vor der Predigt zu den zahlreichen Viadrina-Beschäftigten und -Studierenden sowie Menschen aus der Doppelstadt und der Region, die zum Festgottesdienst gekommen waren. Später in den Fürbitten, die sie gemeinsam mit internationalen Studierenden sowie den Studierendenseelsorgern Reinhard Menzel und René Pachmann vorbrachte, erinnerte sie daran, dass an der Viadrina Menschen aufeinandertreffen, deren Länder derzeit Krieg gegeneinander führen. „Gib ihnen Kraft und Geduld, um nicht zu verzweifeln und nicht in Hass zu verfallen“, betete sie. >>>weiterlesen

Auch Bischof Christian Stäblein knüpfte in seiner Predigt an den aktuellen Zustand Europas an: „30 Jahre Europa-Universität, das ist ein Erfolgsprojekt, von dem wir heute vermutlich mehr denn je ahnen, dass es für Europa überlebenswichtig ist, in dieser Weise Zukunft zu denken und, wie es in Ihrem Motto festgehalten ist – zu gestalten.“ Er schlug den Bogen vom Viadrina-Gründungsrektor Prof. Dr. Dr. h.c. Knut Ipsen über den Soziologen Prof. Dr. Andreas Reckwitz bis zur aktuell besonders sichtbaren Ukraine-Expertise an der Europa-Universität. „Wenn wir heute hier Gottesdienst feiern, dann tun wir das mit allem Schrecken und Entsetzen über den schrecklichen Angriffskrieg im Osten, den Überfall Putins auf die Ukraine, das Wüten und Morden im Donbass, den Bombenterror, den Angriff auf das europäische Haus“, sagte er. Angesichts der aktuellen Ereignisse könne man nur dankbar sein „für die Weitsicht einer solchen Universität im Herzen Europas, in der Mitte, an der Grenze, da, wo wir die Brücken lieben und brauchen und den Brückenbau erst recht“, betonte Christian Stäblein.

Den Gottesdienst nutzten die Studierendengemeinden auch, um Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal vor ihrem Weggang an die Humboldt-Universität im Herbst für die Zusammenarbeit zu danken. Eine besonders rührende Überraschung hielt Ute Netzel vom Förderkreis der Europa-Universität für sie bereit. Sie schenkte Julia von Blumenthal eine 100 Jahre alte Bibel, die im Zweiten Weltkrieg aus einem zerstörten Frankfurter Haus geborgen wurde. In einem handschriftlichen Brief beschreibt sie, was ihr, die in Frankfurt (Oder) als Kind die Weltkriegsjahre erlebt hat, diese Bibel bedeutet. Das Geschenk sei als Dank an Julia von Blumenthal zu verstehen, für deren Bemühungen, Grenzen zu überwinden und die Vision eines friedlichen Europas zu leben.

Mit entspannten Gesprächen bei Getränken und Eis vor der Kirchenpforte klang der Tag des hohen kirchlichen Besuches an der Viadrina aus. Er hatte bereits am frühen Nachmittag mit einem Besuch des Bischofs im Senatssaal begonnen. Nach einem Eintrag ins Gästebuch, gemeinsam mit Monsignore Dr. Hansjörg Günther, Ökumene-Beauftragter im Erzbistum Berlin, hatte die Delegation das katholische Studierendenzentrum Parakletos in Słubice und das Frankfurter Hedwighaus besucht.
(FA)

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