„Dank seiner unermesslichen Tatkraft und seines großen Weitblicks legte er das Fundament für unsere deutsch-polnische, europäische und internationale Universität“ – Viadrina trauert um Gründungsrektor Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Knut Ipsen

Die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) trauert um ihren Gründungsrektor. Am 17. März 2022 verstarb Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Knut Ipsen im Alter von 86 Jahren. Ein Nachruf von Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal, und dem Vorsitzenden des Stiftungsrates der Europa-Universität Viadrina, Prof. Dr. Klaus Dicke.

„Mit Knut Ipsen verliert die Viadrina einen ihrer Gründungsväter. Knut Ipsen leitete von 1991 bis 1993 als Gründungsrektor und Vorsitzender des Gründungssenates den Aufbau der Europa-Universität Viadrina. Dank seiner unermesslichen Tatkraft und seines großen Weitblicks legte er das Fundament für unsere deutsch-polnische, europäische und internationale Universität im Osten Brandenburgs und Deutschlands und prägte ihre Entwicklung weit über die Gründungsphase hinaus. In nur zwei Jahren entstand unter seiner Führung eine neue Universität an der Oder mit den drei vorgesehenen Fakultäten, an denen bereits 1993 die ersten tausend Studierenden studieren konnten.

Knut Ipsen war von dem Enthusiasmus der Frankfurter Bürgerschaft, mit dem diese die Wiedergründung einer Universität fast 180 Jahre nach der Schließung der Alma Mater Viadrina forderten, immer zutiefst beeindruckt.  Er war nicht nur eines der Gründungsmitglieder des 1992 gegründeten Universitätsförderkreises, und vom Amts wegen auch Vorstandsmitglied, sondern vertrat auch immer offen die Ansicht, dass eine langfristige Verwurzelung der Viadrina in Stadt und Region nur durch eine Besetzung der Stellen in der Universitätsverwaltung mit Bewerbern aus der Region und durch die Einbindung örtlicher Handwerksbetriebe und Dienstleister in den Aufbau der Universität zu erreichen sei. In dieser Hinsicht unterstützte er auch den Gründungskanzler, der als Chef der Verwaltung diese Philosophie teilte und umsetzte.

Knut-Ipsen ©Heide Fest

Die neue Viadrina musste praktisch von Grund auf neu errichtet werden. Es gab zwar die Erinnerung an die Tradition der 1811 nach Breslau verlegten Universitas Francofurtensis Viadrina, aber weder geeignete historische Bausubstanz der alten Universität, noch eine akademische und bürgerliche Universitäts-Tradition.

Es ist – gerade aus heutiger Sicht – eigentlich unvorstellbar und zugleich an ein Wunder grenzend, dass in nur zwei Jahren, von der feierlichen Eröffnung der Europa-Universität Viadrina am 6. September 1991 und zugleich dem Tag der ersten Sitzung des Gründungssenates bis zur Amtsübergabe an den ersten gewählten Rektor Prof. Dr. h. c. Hans N. Weiler am 14. Oktober 1993, eine von Grund auf neue Universität geschaffen wurde, die zum Zeitpunkt der Amtsübergabe über die bis heute existierenden drei Fakultäten und seit 1992 über Studierende aus zwei und 1993 schließlich aus allen drei Fakultäten verfügte. Knut Ipsen war die deutsch-polnische Verständigung und Versöhnung immer ein großes und von Herzen kommendes Anliegen und er strebte danach, die Viadrina als eine wahrhaft deutsch-polnische Universität über die Oder hinweg aufzustellen. Als Gründungsrektor schloss er die erste Hochschulpartnerschaft der Viadrina mit der Universität Wrocław ab und erneuerte so eine historische Verbindung. Mit der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (AMU) begründete er die bis heute für die Viadrina wichtigste deutsch-polnische Partnerschaft. Mit der Grundsteinlegung für das neue Gebäude in Słubice im Jahre 1992 begann der Aufbau des Collegium Polonicum als beispielhafter und einmaliger gemeinsamer deutsch-polnischer Wissenschafts- und Kultureinrichtung der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań und der Europa-Universität Viadrina.

In seine Tätigkeit als Gründungsrektor der Viadrina brachte er seine langjährigen Erfahrungen als Rektor der Ruhr-Universität Bochum mit, die er von 1979 bis 1989 geleitet hatte. Auch seine herausragenden Leistungen als renommierter Völkerrechtler brachte Knut Ipsen in sein Amt als Rektor der Viadrina ein.

So richtete er gemeinsam mit dem von ihm 1988 an der Ruhr-Universität Bochum gegründeten „Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht“ im Herbst 1992 die erste große internationale Wissenschaftskonferenz an der Viadrina aus. Mit dem Thema: „Das Verhältnis des vereinigten Deutschlands zu den osteuropäischen Nachbarn – zu den historischen, völkerrechtlichen und politikwissenschaftlichen Aspekten der neuen Situation“ und mehr als 50 Teilnehmenden aus Wissenschaft und Politik setzte die Konferenz ein wichtiges Signal für die künftige Rolle der Viadrina als Ort des Dialogs zwischen Wissenschaft und Politik.  In seiner Einführung formulierte Rektor Ipsen die bis heute gültige Aufgabe der Universität an der Oder, Grenzräume zu Räumen der Verflechtung werden zu lassen.

Für Knut Ipsen war die Völkerverständigung und Internationalität, die die Viadrina immer verkörperte, zeitlebens eine große Aufgabe, der er sich nach seinem Abschied von der Viadrina als Mitglied des ständigen Schiedshofes in Den Haag und von 1994 bis 2003 als Präsident des Deutschen Roten Kreuzes weiter widmete.

Wir werden unserem Gründungsrektor Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Knut Ipsen ein bleibendes und ehrendes Gedenken an der Viadrina bewahren.“

Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Präsidentin   der Europa-Universität Viadrina                         

Prof. Dr. Klaus Dicke, Vorsitzender des Stiftungsrates der Europa-Universität Viadrina

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