Prof. Dr. Charlotte Köhler auf Professur für Betriebswirtschaftslehre berufen

Prof. Dr. Charlotte Köhler wird zum 1. Juni 2022 auf die Professur für Betriebswirtschaftslehre insbesondere Business Analytics an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Viadrina berufen. Die Juniorprofessorin ist in der Welt der Informatik und der Wirtschaftswissenschaften zu Hause. Ihr Forschungsinteresse gilt der Analyse und Aufbereitung von Daten – und den daraus resultierenden Optimierungsmöglichkeiten im Bereich von Medizin und Logistik.

„Je mehr Daten verfügbar sind, desto besser“, sagt Charlotte Köhler im Gespräch nach ihrer Ernennung zur Juniorprofessorin. Eine Aussage, die wohl nicht nur Datenschützerinnen und Datenschützer zu Widerspruch reizt.  Die Wirtschaftswissenschaftlerin erklärt: „Daten gewinnen an Wichtigkeit, praktisch jedes Unternehmen, egal aus welcher Branche, erkennt diese Wichtigkeit an. Daten helfen uns zu lernen und bessere Entscheidungen treffen.“ Für Köhler, seit August 2020 Postdoktorandin am Department Wirtschaftsinformatik der Freien Universität (FU) Berlin und seit Dezember 2021 bei Selfapy als Business Intelligence Analyst tätig, war der Anreiz für ihre Forschung das enorme Potenzial, das in der intelligenten Anwendung von Datenanalyse für die Verbesserung des Lebens der Menschen steckt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitete während der Corona-Pandemie an einem Projekt mit Schizophrenie-Kranken und depressiven Menschen, die über eine digitale Armbanduhr Daten über ihren gesundheitlichen Zustand generierten. Ein Programm wertet die Daten kontinuierlich aus und der betreuende Arzt könnte unmittelbar informiert werden, wenn diese Daten sein Eingreifen nötig machten. „Die Interaktion zwischen Arzt und Patient könnte so verbessert werden“, sagt Köhler über die Zukunftsperspektive dieses Projekts. „Der Arzt oder die Ärztin wüssten sofort, wann sie sich melden müssten, um zu hören, wie es dem Patienten oder der Patientin geht.“ 

20220511_Ernennung-C-Koehler_UV_7076 ©Heide Fest

Einsatzmöglichkeiten für diese Art der Datenanalyse sieht Köhler bei Erkrankungen, bei denen Menschen Schwierigkeiten haben, mit Ärzten in Interaktion zu treten. Oder, gerade im Hinblick auf die Psychotherapie, bei fehlender Betreuungskapazität. „Diese Apps sind kein Ersatz für eine medizinische Therapie, das ist klar. Aber sie können helfen, das Leben zu erleichtern“, erklärt die Juniorprofessorin.

Selbstverständlich gelte es, die Güte der gesammelten Daten im Auge zu behalten. „Während der Pandemiezeit haben wir uns alle wenig bewegt und zwangsläufig weniger Kontakte unterhalten, sodass typische Bewegungsmuster nicht mehr angewendet werden können, um kranke und nicht kranke Menschen zu unterscheiden. Die Frage, wie verlässlich Daten sind, ist also sehr spannend und höchst relevant“, betont Köhler.

Das Problem des Datenschutzes und der Sammelwut von „Datenkraken“ wie Google oder Apple negiert die promovierte Wirtschaftsinformatikerin indessen nicht. Das vermittele sie auch ihren Studierenden: „Ich will ein Bewusstsein dafür schaffen, wie viele Daten gesammelt werden und was man daraus alles ablesen kann. Seine Daten ,abzugeben‘, sollte immer eine bewusste Entscheidung sein. Gerade bei Patientendaten ist das heikel, da braucht es eine europäische Lösung für den Datenschutz.“ Allerdings habe sie die Erfahrung gemacht, dass die in ihrer Studie eingesetzte Smartwatch von Apple, die „dann gleich auch noch ein Spielchen vorschlägt“, bei den Studienteilnehmenden besser ankam als die datenschutzkonforme Variante, die von einem Start-up entwickelt wurde. „Hier gibt es noch viel zu tun“, unterstreicht sie.

Neben den Medizin-Anwendungen gilt Köhlers Forschungsinteresse der Logistik, insbesondere der Verbesserung der Routenplanung von Lieferdiensten. Zu diesem Thema promovierte sie 2020 an der FU Berlin. „Ich habe meine Doktorarbeit abgegeben und zwei Monate später kamen Flink und Gorillas auf den Markt“, erzählt Köhler lachend. „Durch die ganzen neuen Anbieter ist das ein sehr spannendes, sehr dynamisches Forschungsfeld!" Mit ihrer Forschung in diesem Bereich wolle sie zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit beitragen, „für die Mitarbeitenden und die Umwelt“.

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Die Juniorprofessur für Betriebswirtschaftslehre insbesondere Business Analytics, auf die Köhler berufen wurde, ist eine Tenure-Track-Professur im Rahmen des Bund-Länder-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Wirtschaftswissenschaftlerin erhielt sie auch wegen ihrer anwendungsorientierten, interdisziplinären Forschung. Ein echter Vorteil für ihre Studierenden – gerade bei Forschungsthemen, die derart aktuell und zukunftsträchtig sind. Die frisch berufene Juniorprofessorin freut sich jedenfalls auf die kommenden Jahre an der Viadrina, die sie von ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bereits kennt. „Ich schätze die persönliche Atmosphäre hier, bin gut vernetzt – und einige Studierende kenne ich sogar noch von früher.“ 

(YM, Fotos: Heide Fest)

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