Estela Schindel, PD Dr

Scientific Manager of the Viadrina Institute for European Studies (IFES), Academic Staff Member
Logenstraße 11
15230 Frankfurt (Oder)
Office hours
In the Winter Term 2022/23 Estela Schindel is a research fellow with the Program ‘The Anthropocene as Multiple Crises’ at the Maria Sibylla Merian Center for Advanced Latin American Studies.
Office hours during the Winter Term 2022/23 take place online after arrangement by email: schindel@europa-uni.de.
Research areas
Main research interests
- EU Border Regime
- Biopolitics
- Social Dynamics of Exception and Exclusion
- Dictatorship and Violence Research; Cultures of Remembrance
- Spatial and Urban Studies with focus on Latin America
Current research project
European borders through sea, land and air. A cultural sociological inquiry into the construction of European self-perception, alterity and the displacement of violence.
Publications
Vita
Courses
Current term, summer term 2023:
Die Oder als juristische Person? Zur (Rechts)Subjektivität von Flüssen und Natur
Die polnische Bürger*inneninitiative Marsz dla Odry – Osoba Odra ("Marsch für die Oder – Die Oder als Person") plant für das Frühjahr 2023 eine mehrwöchige Wanderung entlang der Oder, um ihre Anerkennung als Rechtssubjekt zu fordern. In den letzten Jahrzehnten werden von Neuseeland bis Kolumbien, in verschiedenen Ländern der Welt, Flüsse, Wälder und sogar die Natur zu "juristischen Personen" mit eigener Rechtssubjektivität erklärt. Von der Zuweisung eines Rechtsstatus der Natur erhoffen sich Befürworter*innen solcher Initiativen, die ökologischen Interessen von Flüssen und Wäldern gerichtlich verteidigen zu können, insbesondere gegen Umweltschäden durch große Konzerne. Theoretisch-konzeptuell knüpfen diese Forderungen an Impulse an, die in den letzten Jahrzehnten auf die Verflechtung der Menschen mit dem Nicht-Menschlichen oder Mehr-als-Menschlichen und seiner Umwelt hingewiesen und die Zuschreibung von Subjektivität auf nicht-menschliche Aktanten ausgedehnt haben. Wie stehen diese Konzepte in Bezug zu den Forderungen und Maßnahmen, die auf die Erlangung von Rechtssubjektivität der Natur ausgerichtet sind? Was bedeuten sie für ökologische Schäden an der Oder wie das große Fischsterben im Sommer 2022, und wie können sie sich auf den grenzüberschreitenden Raum Frankfurt/Słubice auswirken? Das Forschungsseminar nimmt die Aktion "Marsch für die Oder" zum Anlass, eine kritische Reflexion des Verhältnisses von Flüssen zu ihrer Umwelt sowie der Frage nach der Subjektivität dessen, was die westliche Moderne "Natur" nennt, anzuregen. Im ersten Teil des Seminars werden wir Texte von Autor*innen lesen, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, unter anderem im Rahmen der Diskussion um das Anthropozän. Anschließend entwickeln die Studierenden einzeln oder in Gruppenarbeit eigene Forschungsprojekte, die abschließend entweder in einem Text oder einem anderen Format (Video, Podcast, Foto, Blog, etc.) festgehalten werden. Geplant ist ein Besuch der Aktivitäten der Initiative "Marsch für die Oder" während des Zwischenaufenthalts in Frankfurt/Słubice sowie die Möglichkeit von Exkursionen und Interviews mit dem Seminar "Asymmetrien im Fluss: Die Oder als Spiegel der deutsch-polnischen Beziehungen"von Dr. Anja Hennig. Beide Seminare sind komplementär zueinander, eine parallele Teilnahme ist möglich und wird begrüßt.
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Sozial- und Gesellschaftstheorie
Die Vorlesung Sozial- und Gesellschaftstheorie bietet BA-Studierenden eine Einführung in relevante Ansätze der Sozialwissenschaften und einen ersten Zugang zum soziologischen Denken. Zunächst werden die theoretischen Grundlagen von „Klassikern“ der Soziologie wie Karl Marx, Max Weber, Émile Durkheim und Georg Simmel vorgestellt, Autoren, für welche die europäische Moderne und die Industrialisierung sowohl Kontext als auch Gegenstand der Untersuchung sind. Daran anschließend werden bedeutende theoretische Beiträge aus dem zwanzigsten Jahrhundert, wie die der Frankfurter Schule, des Funktionalismus, der Systemtheorie und der Actor-Network-Theory sowie von Schlüsselautor*innen wie Norbert Elias, Hannah Arendt, Niklas Luhmann und Pierre Bourdieu aufgeführt. Zum Schluss wird auf die post- und dekolonialen Perspektiven eingegangen, die die eurozentrischen Prägungen der klassischen Sozialwissenschaften hinterfragen und innovative theoretische Impulse ‚aus dem Süden‘ einbringen.
Bei jedem der untersuchten theoretischen Ansätze möchten wir auf die Definition der Gesellschaft und des handelnden Subjekts eingehen, die sie voraussetzen.
Die Vorlesung wird ergänzt durch ein Tutorium, das sich anhand von Primär- und Sekundärliteratur näher mit den besprochenen Autor*innen beschäftigt. Die Termine hierfür werden zum Semesteranfang bekannt gegeben.