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Abteilung für Hochschulkommunikation

Medieninformation Nr. 79-2013

vom 7. Mai 2013

„Der Brückenbauer“ der europäischen Einigung –
Hans-Dietrich Genscher mit Viadrina-Preis ausgezeichnet /
Bundesaußenminister a. D. übernimmt Schirmherrschaft über Forschungsinstitut


Bundesminister a. D. Hans-Dietrich Genscher hat am Dienstag, dem 7. Mai, 11.00 Uhr, den diesjährigen Viadrina-Preis des Förderkreises der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) für seine Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung entgegengenommen. „Die Viadrina ist für mich ein Signal für ein neues Verhältnis zwischen Polen und Deutschen. Die deutsch-polnischen Beziehungen hatten für Europa stets eine besondere Bedeutung – hier begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen und hier besiegelte der deutsch-polnische Grenzvertrag von 1990 den endgültigen Frieden“, so Genscher. Über die aktuellen Herausforderungen in der Europäischen Union sagte er weiter: „Das Große Werk der europäischen Einigung darf nicht durch nationale Interessen gefährdet werden. Wer nationale Interessen über die europäischen stellt, hat die Idee, die Seele und den Geist der EU nicht verstanden“.
 
Besonders erfreut zeigte sich Hans-Dietrich Genscher über die Laudatio von Tadeusz Mazowiecki, dem ersten nichtkommunistischen Ministerpräsidenten der Republik Polen a. D.: „Das waren tief bewegende Worte, die niemand der hier Anwesenden vergessen wird“, so Genscher. Mazowiecki hob besonders Genschers Rolle im „europäischen Projekt“ hervor. „Die Europa-Universität Viadrina wurde als eine Plattform zwischen unseren Ländern und Gesellschaften erbaut. Heute ehrt diese Universität mit ihrem Preis den Mann, der zu Recht als „der Brückenbauer“ geehrt und angesehen werden sollte – Ihre Stimme, Herr Minister, ist immer noch notwendig und erforderlich“, erklärte Mazowiecki.
 
Im Rahmen des Festakts übernahmen die beiden Politiker die Schirmherrschaft über das 2011 an der Viadrina gegründete Zentrum für interdisziplinäre Polenstudien (ZiP), an dem insgesamt zwölf Stipendiatinnen und Stipendiaten forschen. „So ein Leuchtturm der Forschung braucht etwas Helleres als eine 15-Watt-Glühbirne, damit er richtig strahlen kann. Deswegen sind wir sehr glücklich und dankbar, dass Hans-Dietrich Genscher und Tadeusz Mazowiecki zugestimmt haben, die Schirmherrschaft zu übernehmen“, freute sich Universitäts-Präsident Dr. Gunter Pleuger.

Hans-Dietrich Genscher hat eine enge Beziehung zur 1991 als Brücke zwischen West- und Osteuropa gegründeten Europa-Universität Viadrina: 1999 hatte er hier eine Europa-Professur inne. Zum 20. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Grenzvertrags, den er als Bundesaußenminister (1974 bis 1992) maßgeblich verhandelt hatte, kam Hans-Dietrich Genscher für ein Publikumsgespräch mit Władysław Bartoszewski an die Europa-Universität.

Den Förderpreis erhielt das grenzüberschreitende deutsch-polnische Projekt „Nowa Amerika“, in dem Deutsche und Polen im Grenzgebiet entlang Oder und Neiße von Stettin bis Guben auf fantasievolle Weise die Geschichte der Besiedlung mit der Suche nach einer neuen Identität verbinden.

Der Viadrina-Preis wird seit 1999 jährlich an deutsche und polnische Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-polnische Verständigung verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Übersetzer Karl Dedecius (1999), der Nobelpreisträger Günter Grass (2001), die polnischen Publizisten Adam Michnik (2000) und Adam Krzeminski (2006) sowie der frühere polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki (2009), Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff (2010) und der polnische Komponist und mehrfache Grammy-Preisträger Krzysztof Penderecki (2011).