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Zentrum für Lehre und Lernen

Leitideen für die Lehre

Einleitung

Die Viadrina verständigt sich im Rahmen der Struktur- und Entwicklungsplanung für die Jahre 2021-2025 auf Leitideen, die ihren Gründungsauftrag aktualisieren und als Grundlage für die weitere Entwicklung der Viadrina dienen sollen. Diese Leitideen werden im Folgenden für den Bereich der Lehre konkretisiert.

Damit verständigt die Viadrina sich auf eine „Lehrverfassung“ im Sinne des Positionspapiers des Wissenschaftsrats vom April 2017 zu „Strategien für die Hochschullehre“ bzw. auf ein „Leitbild Lehre“ im Sinne der Musterrechtsverordnung der KMK zur Systemakkreditierung. Die Leitideen für die Lehre enthalten also eine grundsätzliche Verständigung über das Selbstverständnis der Viadrina als Lehrinstitution einschließlich studiengangsübergreifender Qualifizierungsziele und didaktischer Leitlinien. Über quantitative Kennzahlen der Auslastung hinaus formulieren sie qualitative Maximen für das Profil von Studiengängen an der Viadrina und für die Bewertung von deren Erfolg.

Die folgenden Leitideen dienen allen Mitgliedern der Viadrina als Orientierung in der Lehre, für das Lernen sowie in der Beratung und Unterstützung von Studierenden. Insbesondere sind sie bei der Entwicklung und Weiterentwicklung von Studiengängen für Qualitätsmanagement und –entwicklung maßgebend. In ihrem Rahmen werden dezentrale Aktivitäten in den einzelnen Studienprogrammen mit zentralen Angeboten und Maßnahmen vernetzt und systematisch in das Qualitätsmanagement eingebunden. Im Rahmen von Berufungsverfahren konkretisieren sie die Anwendung der Handreichung des Netzwerks Studienqualität Brandenburg (sqb) zur vergleichenden Bewertung der Qualität von Lehre.

Ziele und Leitideen für die Lehre

Als Universität steht die Viadrina für die Einheit von Forschung und Lehre auf höchstem akademischem Niveau. Die Viadrina fördert die (Selbst-)Bildungs- und Erkenntnisprozesse ihrer Studierenden, weckt deren intrinsische Interessen und befähigt sie zur Orientierung und kritischen Reflexion in der komplexen Welt und zum zukunftsfähigen Handeln. Sie versteht Lernen und Lehre als sich wechselseitig beeinflussende Prozesse, in denen Wissen geschaffen wird. Die Viadrina strebt danach, dem Ideal der Bildung durch Wissenschaft und dem Interesse am Erwerb beruflicher Qualifikationen gleichermaßen gerecht zu werden.

Für die Studierenden verwirklicht sie diese Leitidee durch ein Studienprogrammangebot, das wissenschaftliches Denken und Reflexionsfähigkeit befördert, individuelle Schwerpunktsetzungen erlaubt und auf verschiedene berufliche Aufgaben vorbereitet.Den Lehrenden bietet die Viadrina Räume und Gelegenheiten für Weiterbildung sowie Anreize zur Reflektion ihrer Lehrpraxis. Bei der Berufung von Lehrenden spielt die Qualität der Lehre eine wichtige Rolle.

Die Viadrina geht aktiv auf Studieninteressierte zu und unterstützt sie gezielt bei der Vorbereitung auf ein Studium. Dabei orientiert sie sich gleichermaßen auf die Region, auf ganz Deutschland sowie auf internationale Studierende.
Die Viadrina lebt Internationalität und Vielfalt in all ihren Facetten durch die Studierenden und alle Mitglieder und fördert hierdurch das Einbeziehen verschiedener Perspektiven.

Rahmenbedingungen

Die Profile ihrer drei Fakultäten – der Juristischen Fakultät, der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät – sowie der „European New School of Digital Studies“, die zum Wintersemester 2020/21 gemeinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (Polen) eingerichtet wird, geben der Lehre an der Viadrina ihren spezifischen Charakter. Dieser zeichnet sich im Übrigen insbesondere durch die Einheit von Forschung und Lehre aus – auch und gerade soweit Wissen und Fähigkeiten für unterschiedliche verwissenschaftlichte Berufspraxen in den Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften vermittelt werden.
Für die Lehre an der Viadrina spielt der enge Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden eine große Rolle für das gemeinsame Lernen. Die Viadrina ist dem Ideal guter Lehre verpflichtet und fördert Innovationen. Verantwortung für den Erfolg der Studierenden ist für die Viadrina zentral. Sie bietet zu diesem Ziel ein breites Angebot an Maßnahmen zur Unterstützung von Lernprozessen, beginnend mit der Studienvorbereitung.
Studierende schätzen die ausgezeichnete Betreuung und enge fachliche Begleitung, die auch durch enge Abstimmung aller Einheiten gewährleistet wird. Sie bewegen sich an der Viadrina unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze in einem weltoffenen europäischen Umfeld, werden beim Erwerb von Fremdsprachen unterstützt und können ein großes Netz von Partneruniversitäten für Auslandsaufenthalte nutzen.

Herausforderungen und Entwicklungschancen

Diversität und Heterogenität

Die Viadrina betrachtet Diversität ihrer Mitglieder als Reichtum; deshalb fördert sie eine Wissenschafts- und Arbeitskultur, die Individualität respektiert, allen gleiche Chancen einräumt und bei der Entfaltung ihrer Talente und Potentiale unterstützt. Die Akzeptanz aller ihrer Mitglieder und das Engagement gegen Diskriminierung und Rassismus und für Gleichstellung gehören dabei untrennbar zusammen.

Die Viadrina geht von dem Potenzial ihrer Studierenden aus und schafft für die Persönlichkeits­entwicklung förderliche Bedingungen. Dabei trägt sie unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung. Hierfür spielt die fachliche und didaktische Unterstützung und Begleitung individualisierter Lernprozesse an geeigneten Orten und in passenden Veranstaltungen sowie die Förderung von Selbstlern­kompetenzen und kollaborativem Arbeiten der Studierenden eine wichtige Rolle. Die Viadrina unterstützt Studierende insbesondere beim Studieneinstieg und in der Studieneingangsphase bei ihrer Wissenschaftssozialisation, unter besonderer Berück­sichtigung der heterogenen Ausgangsbedingungen von Studierenden, die aus akademischen oder nicht-akademischen Familienkontexten kommen und Hochschulzugangsberechtigungen unterschiedlicher Schulsysteme mitbringen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung verändert Informations- und Kommunikationsverhalten der Menschen – aber auch Berufe, Tätigkeiten und die Grenzen verschiedener Lebensbereiche. Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Lernen und auf die Lehre.
Für die Hochschullehre an der Viadrina bringt dies Herausforderungen in zwei Richtungen mit sich: Zum einen ist für jeden Studiengang zu prüfen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der „digital literacy“ vermittelt werden können und sollen. Zum anderen aber bedarf es einer Reflektion dessen, wie Information und Kommunikation in der Hochschullehre, d.h. wie die soziale Erfahrung des Lernens im digitalen Zeitalter erfolgreich gestaltet werden kann. Digitalisierung bietet insbesondere die Chance, Lernprozesse in heterogenen Studierendengruppen individualisierter und inklusiver zu gestalten (genauer hierzu „Hochschullehre im digitalen Zeitalter“).

Disziplinarität, Interdisziplinarität und Schlüsselkompetenzen

Für das Studium stellt die richtige Kombination aus Disziplinarität, Interdisziplinarität und Transdisziplinarität eine besondere Herausforderung dar. Es gilt auch, die Balance zwischen disziplinärer Wissens- und Methodenvermittlung, interdisziplinärer Kommunikationsfähigkeit und disziplinübergreifenden Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu realisieren.

Lehre und Forschung sind nicht nur insofern in einer Einheit verbunden, als die Lehre den jeweils aktuellen Stand der Forschung widerspiegelt. Gegenstand und Medium der Lehre sind auch die fachwissenschaftlichen Fragestellungen, Methoden, Arbeitsformen und Praktiken. Die universitäre Lehre an der Viadrina zielt insofern darauf, die Studierenden in die (unterschiedlichen) fachwissenschaftlichen Strategien, Denkstile und Arbeitsformen in den Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften einzuführen, in diesen zu üben und so eine Gemeinschaft von forschenden Lehrenden und Lernenden zu ermöglichen. Die fachwissenschaftliche Vermittlung greift wiederum auf soziale und personale Fähigkeiten im Begreifen und in der Kommunikation von Erkenntnissen und Prozessen zurück, die als Schlüsselkompetenzen auch fachunabhängig entwickelt werden können (genauer hierzu „Disziplinen, Methoden, fachwissenschaftliche Arbeitstechniken und Schlüsselkompetenzen“).

Besondere Herausforderungen und Chancen, in den Disziplinen voneinander zu lernen, bieten die interdisziplinär organisierten Studiengänge der Viadrina. Sie fördern den Austausch zwischen den Disziplinen und ermöglichen in besonderer Weise die Aneignung wissenschaftlicher Methoden und Selbstverständnisse durch die Reflektion disziplinärer Grenzen, aber auch durch die Erkenntnis gemeinsamer gesellschaftstheoretischer Grundlagendebatten.

Bildung für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft

Die Kenntnis verschiedener Fach-, Praxis- und Wissenschaftskulturen befähigt die Studierenden in besonderer Weise, Kenntnisse und Urteilsfähigkeit für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln. Sie schafft damit auch die Voraussetzungen, um Studierende – im Sinne von „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ – zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen (genauer hierzu „Bildung für nachhaltige Entwicklung“).