„Zum Entdecken und Erinnern“ - 2001 bis 2005

Anlässlich des 10. Jahrestages des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrages besuchen der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder und der polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek am 18. Juni 2001 die Viadrina. Studierende nutzen den Besuch der hochrangigen Politiker, um mit einer Protestaktion auf die Geldnot der Viadrina aufmerksam zu machen – sie übergeben Gerhard Schröder sinnbildlich ihr „letztes Hemd”.
Mehr dazu lesen Sie in der UniON (PDF, Seite 2).
Foto: Heide Fest

Literaturnobelpreisträger Günter Grass erhält am 13. Juli 2001 den Viadrina-Preis. Seine Dankesrede und die Laudatio von Adam Michnik, Chefredakteur der „Gazeta Wyborcza“, geraten zu einem bewegenden Appell, die deutsch-polnischen Beziehungen geschichtsbewusst zu leben. „Das erwünschte gutnachbarliche Verhältnis (...) verlangt Tatkraft und Brückenschläge, die nicht nur aus rhetorischem Stützwerk bestehen”, sagt Grass in seiner Rede. Bereits am Vorabend war der Schriftsteller nach einer öffentlichen Lesung aus „Mein Jahrhundert“ mit lang anhaltendem Applaus gefeiert worden.
Mehr dazu lesen Sie in der UniON (PDF, Seite 4 und 5).
Foto: Heide Fest

Mit Diskussionen, Konzerten und einem offiziellen Festakt wird vom 13. bis 15. Juli 2001 das zehnjährige Bestehen der Viadrina gefeiert. Unter anderem gründet sich aus diesem Anlass das Alumni-Netzwerk der Viadrina. Öffentlichkeitswirksamer Höhepunkt der Feierlichkeiten ist ein Fest in und um das Hauptgebäude und die Marienkirche, das mit einem mitternächtlichen Feuerwerk gekrönt wird. Mit Wunderkerzen feiert das Publikum die Viadrina-Band KUWI-Stars um Janine Nuyken und Dr. Peter Rosenberg in der Marienkirche.
Mehr dazu lesen Sie in der UniON (PDF, Seite 6 bis 8).
Foto: Heide Fest

Eine Satire von Studierenden sorgt im Juli 2001 für großes mediales Aufsehen. In einer Pressemitteilung des Allgemeinen Studentischen Ausschusses (AStA) heißt es, die Viadrina sei pleite und werde gepfändet; eine Versteigerung wird im Ehrenhof inszeniert. Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan stellt klar: Pleite ist die Europa-Universität nicht, wohl aber drastisch unterfinanziert.
Foto: Heide Fest

Von der kalifornischen Stanford University war Prof. Dr. Hans N. Weiler 1991 nach Frankfurt (Oder) gekommen, um als Mitglied des Gründungssenats und von 1993 bis 1999 als erster Rektor der Europa-Universität die junge Viadrina mit aufzubauen. Am 14. Mai 2002 überreicht ihm Prof. Dr. Anna Schwarz, Dekanin der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, im Senatssaal die Ehrendoktorwürde der Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Hans N. Weiler verspricht, die Fakultät weiter kritisch zu begleiten, denn: „Kritik ist und bleibt für mich die beste Methode, wissenschaftlichen Kollegen und Einrichtungen gegenüber Respekt zu zollen.”
Foto: Heide Fest

Das lichtdurchflutete Atrium, die große Freitreppe und die Umgänge der oberen Geschosse sind voll besetzt, als Landesbauamtsleiter Michael Tschauder und Brandenburgs Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan am 14. Oktober 2002 den symbolischen Schlüssel für das Hörsaal-Mensa-Gebäude überreichen. Nach drei Jahren Bauzeit kann das Haus, das insgesamt 3.000 Plätze vorhält, für den Unibetrieb genutzt werden. Rund 25 Millionen Euro sind je zur Hälfte von Bund und Land investiert worden. Der Entwurf des ungewöhnlichen Baus stammt von dem Architekten-Ehepaar Yamaguchi-Essig. Anderthalb Jahre später wird der Komplex seinen heutigen Namen „Gräfin-Dönhoff-Gebäude” erhalten.
Foto: Heide Fest

„Das Lebenswerk eines Deutschen, eines Polen, eines Europäers und eines Weltbürgers ist nun der Öffentlichkeit zugänglich.” Mit diesen Worten dankt Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan am 17. Oktober 2002 dem Literaten und Übersetzer Karl Dedecius (l.) für die Überlassung seines Materials. Mit einer Feierstunde in der Bibliothek des Collegium Polonicum in Słubice wird an diesem Tag das Dedecius Archiv der Öffentlichkeit übergeben – im Beisein des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann (r.). Der 81-jährige Dedecius erklärt die Auswahl des Ortes für sein Archiv: „Frankfurt (Oder) und Słubice sind genau der richtige Platz! Die gemeinsame Arbeit von Polen und Deutschen hier erschien mir eine gute Aussicht, dass die Sammlung nicht zu einem Denkmal wird.”
Neben Autographen, Korrespondenzen und Manuskripten, enthält das Archiv unter anderem Plakate, Bilder, Fotos, Typoskripte, Urkunden, etwa 1.000 Bücher, Videobänder, Kassetten, Zeitungen und Zeitungsausschnitte. Hinzu kommen ein Schreibtisch, Schreibmaschinen mit deutscher und polnischer Tastatur, Koffer und Urkunden.
Foto: Heide Fest
Lesen Sie mehr dazu in unserem Logbuch-Beitrag:

Die Stadt Frankfurt (Oder) feiert im Juli 2003 ihren 750. Geburtstag – und die Viadrina feiert mit. Ein Geschenk an die Stadt ist das Sommerfest am
3. Juli 2003, bei dem die studentische Projektgruppe „siebenart” Oberbürgermeister Martin Patzelt eine riesige Geburtstagstorte überreicht, die er gemeinsam mit Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan an die Gäste verteilt.
Beim großen Jubiläums-Festumzug der Stadt am 13. Juli präsentieren Studierende aus 68 Ländern mit ihren selbstgebastelten Riesenhüten ihre Universität – einer von vielen Beiträgen, mit denen die Viadrina das Jubiläum bereichert.
Mehr dazu lesen Sie in der UniON (PDF, Seiten 1, 23 und 28).
Foto: Heide Fest

Der Campus nimmt weiter Gestalt an: Der Platz vor dem Hörsaal-Mensa-Komplex erhält am 23. Oktober 2003 – mit einer schwungvollen symbolischen Geste von Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan – den Namen „Europaplatz”. Die neu gestaltete Freifläche umfasst auch eine Straßenbahnhaltestelle. Mit zusätzlich eingesetzten Bahnen zwischen Westkreuz und Europaplatz soll den Studierenden der Alltag erleichtert werden.
Wenige Wochen später wird schräg gegenüber am „Flachbau” (später Audimax-Gebäude) Richtfest gefeiert.
Foto: Heide Fest

Der frühere DDR-Bürgerrechtler und Politiker Markus Meckel erhält am 19. November 2003 den fünften Viadrina-Preis. Neben Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan gratulieren ihm der polnische Botschafter Dr. Andrzej Byrt (l.), der die Laudatio spricht, und Preisstifter Claus Detjen (r.). Detjen erklärt in seiner Rede, dass sich die Jury mit Meckel für einen Preisträger entschieden habe, „der steinigen Boden gewohnt” sei und der den Mut habe, „den geölten Meinungen entgegenzutreten“.
Mehr dazu lesen Sie in der UniON (PDF, Seite 5).
Foto: Heide Fest

Am 19. April 2004 erhält das vorher Mensa-Hörsaal-Komplex genannte Gräfin-Dönhoff-Gebäude seinen Namen. Zu Gast sind Mitglieder der Familie Dönhoff (hier neben Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan Christian Graf Hatzfeld, Philipp Dönhoff und Karin Gräfin Dönhoff, v. l. n. r.). Die ZEIT-Stiftung übergibt an diesem Tag der Viadrina eine Büste von Marion Gräfin Dönhoff, die sechs Jahre zuvor von Manfred Sihle-Wissel geschaffen wurde.
Gesine Schwan betont in ihrer Rede, dass die Viadrina mit der Namensgebung das Andenken von Marion Gräfin Dönhoff und insbesondere ihr Engagement für die deutsch-polnische Versöhnung ehren möchte.
Foto: Heide Fest

Per Anhalter durch die erweiterte Europäische Union: Am 29. April 2004 – rund 36 Stunden vor der EU-Osterweiterung – brechen zehn Studierende auf, um in die neuen Mitgliedsländer zu reisen; ihre Ziele: Polen, Ungarn, das Baltikum, die Slowakei und Tschechien. „Countdown Europa – Hitchhiking Europe” heißt das von Prof. Dr. Timm Beichelt initiierte Projekt. Die fünf Teams berichten am Handy live von ihren Reiseerfahrungen – unter anderem bei einem großen Fest, das anlässlich des EU-Beitritts von Polen in der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice gefeiert wird. Timm Beichelt begründet seine ungewöhnliche Seminar-Idee: „Kulturell heißt das Motto der nächsten Jahre nicht ,Vereinigung’, sondern ,Kennenlernen’. Und genau das sollte das Projekt ermöglichen.”
Foto: Heide Fest

Im Spätsommer 2004 finden letzte Arbeiten an der Fassade des Auditorium Maximum statt. Nach zwei Jahren umfassender Rekonstruktion wird das Gebäude zur Eröffnung des Wintersemesters 2004/2005 eingeweiht. Entstanden ist ein Universitätsgebäude mit rund 3.300 Quadratmetern Nutzungsfläche, darunter der namensgebende große Hörsaal Auditorium Maximum mit 530 Plätzen. Rund neun Millionen Euro wurden in den Umbau investiert; am Bau beteiligt waren 115 Firmen, davon 105 aus der Region Brandenburg/Berlin.
Foto: Heide Fest

Im Foyer des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes prosten sich am 20. Oktober 2004 Studierende von der Europäischen Humanistischen Universität Minsk (EHU) zu. Sie sind der Einladung der Europa-Universität Viadrina gefolgt. Im Wintersemester 2004/2005 können rund 40 belarussische Studierende an der Viadrina ihr geisteswissenschaftliches Studium abschließen, nachdem die EHU in Minsk im Sommer 2004 überraschend geschlossen werden musste. Unter anderen freut sich Prof. Dr. Karl Schlögel über die Aufnahme der EHU-Studierenden an der Viadrina – aus recht eigennützigen Gründen, wie er bei einer Diskussionsveranstaltung im November 2004 betont. Die Aufnahme bedeute für die Universität einen „Zuwachs und Europäisierungsschub“.
Foto: Heide Fest

Am 5. November 2004 feiern Viadrina und Stadtgesellschaft den zehnten Uniball. Uni-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan schaut sich das Programm nicht nur vom Rand der Tanzfläche an, sondern lässt sich später von den ViaDivas bereitwillig zum Mittanzen auffordern. Unter anderem unterhalten auch die Viaphoniker und die KUWI-Stars das Publikum.
Foto: Frank Winkler

Mehr als 900 Kinder kommen im Sommer 2005 zur ersten Kinderuniversität an die Viadrina. An vier Vorlesungsnachmittagen folgen sie der Einladung einer Elterninitiative und hören sich unter anderem Vorträge darüber an, warum Diebstahl bestraft wird und wie man ein physikalisches Experiment durchführt. Zum Auftakt spricht Dr. phil. Karsten Weber (l.) von der Kulturwissenschaftlichen Fakultät über die Frage: „Warum sind nicht alle Menschen reich?“. Fotos und Themen aus 16 Jahren Kinderuni unter www.europa-uni.de/kinderuni
Foto: Heide Fest

Finanzkräftige Unterstützung: Bundeskanzler Gerhard Schröder und der polnische Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski treffen am 25. Juli 2005 an der Viadrina aufeinander. Anlass ist die Unterzeichnung einer „Gemeinsamen Erklärung über die Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Forschern und Studierenden der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen“. Für die Intensivierung der deutsch-polnischen Wissenschaftskooperation stellt die Bundesregierung 50 Millionen Euro für die „Deutsch-polnische Wissenschaftsstiftung” bereit; die Republik Polen fünf Millionen Euro.
Foto: Heide Fest

Mit dem siebten Viadrina-Preis wird der Historiker Prof. Dr. Rudolf von Thadden am 21. November 2005 geehrt. Gemeinsam mit der Studentin und Förderpreisträgerin Sarina Schewczyk, Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan und Laudator Włodzimierz Borodziej (v.l.n.r.) ist er auf diesem Foto zu sehen. Ausgezeichnet wird Rudolf von Thadden, der als Mitglied des Gründungssenats am Aufbau der Viadrina mitgewirkt hat, für sein vielfältiges Engagement im Kontext der deutsch-polnischen Verständigung. In seiner Dankesrede betont er, „dass der Wunsch nach versöhnten Lebenswelten nicht unbedingt die Existenz gemeinsamer Erinnerungswelten voraussetzt“. Unabdingbar sei jedoch die Fähigkeit des „Zuhörenkönnens: Biografien anhören, Wahrnehmungen verstehen, Prägungen ernst nehmen“.
Foto: Heide Fest