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Vielzitiert und abseits der gängigen Meinung – Prof. Dr. Jochen Koch erhält Auszeichnung für Artikel über Pfadabhängigkeit

Wie kommt es dazu, dass Strukturen in Organisationen, der Wirtschaft und der Gesellschaft so stabil werden, dass sie kaum noch zu verändern sind? – Viadrina-Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jochen Koch hat zu diesem Thema einen Artikel verfasst, der nicht nur vielzitiert, sondern auch mit dem „Decade Award“ des Academy of Management Review ausgezeichnet wurde.

Gemeinsam mit den Co-Autoren Prof. Dr. Jörg Sydow und Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Schreyögg von der Freien Universität Berlin hatte der Wirtschaftswissenschaftler den nun ausgezeichneten Beitrag „Organizational Path Dependence: Opening the Black Box" verfasst. „Unsere Theorie gibt eine systematische Erklärung dafür, wie aus offenen Entscheidungs- und Handlungssituationen mit vielen Optionen durch spezifische Mechanismen und ihrem Zusammenwirken schließlich Situationen entstehen, in denen Systeme nur noch sehr wenige Handlungsoptionen haben“, erläutert Jochen Koch das Thema. Er verweist auf die naheliegende Metapher eines Trampelpfades in einer Parkanalage. „Spaziergängerinnen und Spaziergänger kreieren über Monate und Jahre hinweg durch ihre Entscheidungen und ihr Handeln einen gemeinsamen Pfad, der, wenn er sich einmal herausgebildet hat, selbst für die attraktiv wird, die bis dato nie auf die Idee gekommen wären, quer über die Grünfläche zu laufen“, umreißt Jochen Koch ein Beispiel, das er auch in der Lehre verwendet. >>>weiterlesen

koch-jochen_190913-01_078__c_matthias_stark ©Matthias Stark

Foto: Matthias Stark

Die Academy of Management Review, eine der weltweit führenden wissenschaftlichen Zeitschriften im Bereich Management, zeichnete den Beitrag von 2009 jüngst mit dem „Decade Award“ aus. Mit dieser Auszeichnung ehrt die Zeitschrift den Beitrag, der in den zehn Jahren seit Erscheinen die größte wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren hat.

Die Resonanz auf den Beitrag ist sowohl geografisch als auch inhaltlich weitreichend. So wurde die Theorie unter anderem von einem chinesisch-australischen Autorenteam zur Analyse des Katastersystems in China verwendet; eine brasilianisch-britische Forschungsgruppe hat den Artikel zur Analyse der Entwicklung der Sklaverei in Brasilien herangezogen.

Dass ausgerechnet dieser Artikel über die Pfadabhängigkeit so viel beachtet wurde, erstaunt den Inhaber der Viadrina-Professur für Unternehmensführung und Organisation. Schließlich sei die beschriebene Theorie eine eher unzeitgemäße Betrachtung. „Die Management- und Organisationsforschung hat sich in den letzten Jahren überwiegend der Annahme verschrieben, alles sei flexibel, fluide und permanent im Fluss“, ordnet Jochen Koch den Text in das Forschungsfeld ein. Dass es entgegen diesem Mainstream sehr wohl scheinbar unerklärlich festgefahrene Situationen gibt, beweisen ein Flughafen, der seit Jahren nicht in Betrieb genommen werden kann, anhaltende Bildungsungerechtigkeit und an der Digitalisierung scheiternde Unternehmen. „Dies alles sind Fragen, die auf Phänomene der Beharrung und Verkrustung verweisen, die im Detail oft auf sehr komplexen Wirkungszusammenhängen aufbauen und für die unsere Theorie einen systematischen Erklärungsansatz anbietet“, verdeutlicht der Organisationswissenschaftler. (FA)

Das Forschungsreferat hat ein ausführliches Interview mit Prof. Dr. Jochen Koch geführt, das auch in einer englischen Version vorliegt.
Der ausgezeichnete Artikel zum Nachlesen.

 

 

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