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Wintersemester 2012/13

Annette Werberger

Der realistische Roman

3/6/8 ECTS

Seminar: BA, BA Literaturwissenschaft-Vertiefung

Montag, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: GD 206, Veranstaltungsbeginn: 15.10.2012

Die russischen Romane des Realismus entstanden im 19. Jahrhundert am Rande Europas und beschrieben derart treffend gesamteuropäische Phänomene, dass sie intensiv in ganz Europa gelesen wurden. Die Gründe für diesen Erfolg sind vielfältig: Boris Ėjchenbaum meint, Tolstoj habe endlich wieder „auf die Dinge“ geschaut; Erich Auerbach ist der Ansicht, die russischen Realisten hätten „dass Alltägliche auf ernste Weise“ begriffen. Wir lesen russische, polnische, deutsche, englische und französische Romane des europäischen Realismus, diskutieren dabei allgemeinen Fragen realistischen Schreibens (anhand klassischer und neuer Realismustheorien) und analysieren die Romane mittels anthropologischer und kultursemiotischer Begriffe wie „Raum“, „Körper“, „Ritual“, „Verwandtschaft“, „Familie“, „Zusammenleben“, “Tod“, „Affekte“, „Gender“ oder „Fremdes/Eigenes“.

Literatur: Tolstojs „Krieg und Frieden“ (Vojna i mir), Dostoevskijs „Der Idiot“ (Idiot) und Prus’ „Die Puppe“ (Lalka) stehen im Mittelpunkt des Seminars. Weitere Texte etwa von Stendhal, Balzac, G. Eliot, Turgenev, Fontane oder H. James werden je nach Interesse der Teilnehmer/innen hinzugezogen.

Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Annette Werberger

Europäische Avantgarden

3/6/8/9 ECTS

Vorlesung: BA/MA, BA Literaturwissenschaften-Vertiefung // MA Literaturwissenschaft Modul 1 //

MEK Zentralmodul // KGMOE Räume-Grenzen-Metropolen

Dienstag, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: GD 309, Veranstaltungsbeginn: 16.10.2012

Anfang des 20. Jahrhunderts ist europaweit ein künstlerischer Aufbruch zu beobachten, für den sich mit ‚Avantgarde’ ein Begriff etabliert hat, der ursprünglich aus dem Militärischen stammt und noch in charakteristischen Selbstzuschreibungen wie Sprengung der Normen, Zerstörung der Tradition oder Brechung des Tabus zum Ausdruck kommt.

Die Vorlesung gibt einen literaturhistorischen Überblick über die europäische Avantgarde und die Vernetzung von Akteuren und Bewegungen: z.B. den Futurismus in Italien, Russland und Polen (einschließlich der jiddischen Avantgarde) sowie den Expressionismus und Dadaismus in Deutschland und der Schweiz. Zugleich wird ein kulturwissenschaftlicher Blick auf die avantgardistische Manifestkultur und einige Präsentationsformen geworfen. Weitere Themenfelder sind Experimentalismus, Abstraktion, Psychotechnik, Lebenskunst, Internationalisierung, Marktorientierung und vor allem Primitivismus.

Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Annette Werberger

Erzählen als kulturelle Technik

3/6/9 ECTS

Seminar: MA// MA Literaturwissenschaft Modul 1

Mittwoch, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: GD 05, Veranstaltungsbeginn: 17.10.2012

Erzählen ist eine kulturelle Technik, die nicht nur von professionellen Schriftstellern verwendet wird. Auch in gesellschaftlichen Feldern wie Recht, Religion, Psychologie oder Politik werden Narrative zur Mitteilung von Wissen, zur Überredung oder einer affektiven Bindung eingesetzt. Im Seminar wird es um einen ersten Überblick über Unterschiede und Gemeinsamkeiten narrativ vermittelten Wissens gehen: Welche Unterschiede gibt es dabei zwischen Schriftlichkeit und Oralität, zwischen klassischen und populären Gattungen? Eignet sich Erzählen auf besondere Weise zur Affektbindung von Zuhörern und Lesern? Wie gelingt es Narrativen, Kollektivität oder Gemeinschaft zu erschaffen?

Literatur: G.Godlewski/A.Mencwel/R.Sulima (Hgg.): Antropologia słowa, Warszawa 2004; Chr. Klein/M. Martinez: Wirklichkeitserzählungen: Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens, Stuttgart 2009.

Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

 

Annette Werberger

Forschungskolloquium zur Literaturtheorie

3/6/9 ECTS

Kolloquium: MA, MA Literaturwissenschaft Modul 3: Forschungsmodul

Blockseminar

Hinweise zum Blockseminar: Blockveranstaltung (die Termine werden rechtzeitig zu Semesterbeginn bekannt gegeben)

 

Erik Martin

Kulturökonomie

Seminar: MA Literaturwissenschaft, KGMOE, MEK, MES

ECTS 3/6/9

Dienstag 14.15-15.45 Uhr, Raum: Stephanssaal (Postgebäude)

 

Seit die Ethnologie mit Bronislaw Malinowski und vor allem mit Marcel Mauss auf die eminente Funktion des Gabentausches für die Entwicklung der Kultur und des Sozialen hingewiesen hat, sind zahlreiche Modelle vorgeschlagen worden, welche die Kultur und insbesondere die Literatur in ökonomischen Parametern beschreiben, resp. eine zur klassischen Ökonomie homologe/alternative Kulturökonomie entwickeln. Zu nennen sind hier die Klassiker George Bataille, Deleuze/Guattari, Jean Baudrillard, Jacques Derrida sowie neuere Publikationen von Boris Groys und Joseph Vogl.

Das Seminar wird sich mit Fragen der Produktion, Distribution und Konsumtion von kulturellen Gütern und Werten anhand von theoretischen Texten beschäftigen und versuchen, eine exemplarische Anwendung der diskutierten Theorien anhand von Nabokovs Roman "Die Gabe" zu erarbeiten.

Literatur: Busch, K. 2004. Geschicktes Geben. Aporien der Gabe bei Jacques Derrida, München.

Groys, B. 1992. Über das Neue: Versuch einer Kulturökonomie, Frankfurt/Main.

Derrida, J. 1991. Falschgeld. Zeit geben I, München.

Vogl, J. 2002. Kalkül und Leidenschaft, München.

 

Erik Martin

Theoriekreis Literaturtheorien

MA Literaturwissenschaft/BA Vertiefung

3/6/8/9 ECTS

Mittwoch 14.15-15.45 Uhr, Raum:GD 202

In diesem auf mehrere Semester angelegtem Kreis sollen die Grundlagen der wichtigsten Literaturtheorien des 20. Jhs. vorgestellt und diskutiert werden. Wir werden mit dem Russischen Formalismus anfangen, wobei auch die (meta)literarischen Texten des "OPOJaZ" ("Gesellschaft zum Studium der poetischen Sprache" um Viktor Šklovskij, Jurij Tynjanov, Osip Brik und anderen) untersucht werden sollen. Der Formalismus wurde neben dem Bachtinkreis zum wichtigsten "Exportschlager" der russischen Philologie und beeinflusste die westliche Theoriebildung bishin zu de Man und Derrida.

Der Kreis steht allen Interessenten offen und soll eine alternative Form der Lektüre und des Wissensaustausches darstellen, d.h. die Teilnehmer können die Auswahl der Texte und die Schwerpunkte selbst frei wählen können.

 

Erik Martin

Orte des Idyllischen - Figurationen der usad'ba in der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts"

ECTS 8

Seminar BA Kulturwissenschaften Vertiefung Donnerstag 14.15-15.45 Uhr, Raum: AB 05

Von der Befreiung vom obligatorischen Staatsdienst 1762 bis zur Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 erlebte der russische Adel ein Jahrhundert kultureller und geistiger Blüte, deren Keimzelle und Entfaltungsraum die usad'ba (der adlige Gutshof) gewesen ist. Mit der usad'ba war ein origineller Kulturort geschaffen, der sich auch nach seinem faktischen, materiellen Niedergang im späten 19. Jh. nachhaltig auf die russische Literatur ausgewirkt hat.

Dieses Seminar untersucht klassische Texte aus dem 19. Jh. (Gogol', Turgenev, Gončarov, Tolstoj), in denen der Topos der usad'ba eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus soll auch ein Ausblick auf zeitgenössische Kulturtheorien des Raumes verschafft werden.

 

Maria Smyshliaeva

Konzepte nationaler Identität und antisemitische Tendenzen in der russischen Literatur (19. und 20. Jahrhundert)

8 ECTS

Seminar: BA, Literaturwissenschaften-Vertiefung, Kulturgeschichte-Vertiefung

Donnerstag 14.15-15.45 Uhr Ort: HG 162 Veranstaltungsbeginn: 18.10.2012

Der Diskurs über die russische nationale Identität gehörte schon immer zu den am meisten kontroversen und umkämpften Themen in Russland. Man findet seine Ursprünge nicht nur in den historisch-philosophischen Arbeiten der Slawophilen und der Westler, sondern vor allem in den literarischen Auseinandersetzungen über die Fragen nach dem besonderen Charakter und dem Entwicklungsweg Russlands.

Russische Autoren, wie Dostoevskij, Gogol‘, Turgenev u.a. lieferten unterschiedliche Konzepte der russischen Identität, die bis heute immer wieder in den aktuellen Diskussionen über die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Probleme Russlands reproduziert werden.

Durch die literarische Selbst- und Fremdthematisierung prägten die Schriftsteller auch die Bilder von anderen Nationen. So wurde die Vorstellung über die jüdische Bevölkerung im Russischen Reich von den einzelnen russischen Schriftstellern stark (auch negativ) bestimmt.

Diese Tendenzen und die Entwicklungslinien der literarischen Debatte zur nationalen Identität sollen im Laufe des Seminars rekonstruiert, diskutiert und kritisch hinterfragt werden.

Literatur: Wird zu Beginn des Semesters in Form eines Readers bekannt gegeben

Leistungsnachweis: Aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit