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Die Nachbarsprache in Recht, Religion und Literatur – Karl Dedecius Stiftung startet neue Reihe „Bartoszewski Promemoria“

Fast 100 Interessierte aus Deutschland und Polen verfolgten am 4. November 2021 das deutsch-polnische Online-Symposium „Bartoszewski Promemoria: Die Sprache des Nachbarn“, zu dem unter anderem die Karl Dedecius Stiftung eingeladen hatte. Vertreterinnen und Vertreter aus Recht, Religion und Übersetzungskultur diskutierten die Rolle von Sprache und Kommunikation im deutsch-polnischen Austausch.

Die Idee, jährlich ein Symposium über nachbarschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Polen durchzuführen, war auf einer Tagung zum fünften Todestag von Władysław Bartoszewski im vergangenen Jahr entstanden. Beim ersten Treffen der neuen Reihe ging es um das Zusammentreffen der eigenen Sprache mit der Sprache des Nachbarn, eines der Lebensthemen von Władysław Bartoszewski. Verfügen wir über ausreichend gemeinsame Begriffe, Zeichen und Symbole, um eine grenzüberschreitende Gemeinschaft zu bilden? Wie ist es überhaupt möglich, angesichts der Vielfalt unserer Sprachwelten zueinander zu finden? Wie führt Sprache zum Öffnen oder zum Schließen von Grenzen? >>>weiterleiten

In einem juristischen Panel sprachen die Teilnehmenden von Grenzen der deutsch-polnischen Verständigung über rechtlich politische Grundbegriffe wie Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Verfassung oder Demokratie. Prof. Dr. Paulina Starski von der Karl-Franzens-Universität Graz wies darauf hin, dass Europäerinnen und Europäer unterschiedlicher Nationalität beim Gespräch über Völkerrecht, Menschenrecht, Humanität und Minderheitenschutz grundsätzlich immer auch Instrumente des Rechtstransfers und Rechtsvergleichung benötigen. Religiöse Grenzen der Kommunikation über persönliche Lebensführung wurden von Vertreterinnen und Vertretern der deutschen und polnischen Kirchen thematisiert. Die Generalsuperintendentin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Theresa Rinecker, verdeutlichte an mehreren Beispielen die Übersetzungsarbeit der Kirche und damit die schwierige Aufgabe, die Heilige Schrift durch menschliche Sprache in den Gesellschaften unterschiedlicher Nationalkulturen zu kommunizieren. Auf welche Grenzen das Übersetzen von Literatur regelmäßig stößt, diskutierten schließlich zwei Übersetzerinnen der deutschen und polnischen Literatur. Dabei wurde die Grenze nicht als etwas Starres empfunden; vielmehr wurden die Dauerspannung und Dynamik der Grenze und letztendlich die Arbeit des Übersetzens in den Mittelpunkt gestellt.

Sich mit der Sprache des Nachbarn zu beschäftigen, so Viadrina-Emeritus Prof. Dr. Gangolf Hübinger in seiner abschließenden Rede, heiße für die eingeladenen Expertinnen und Experten zuallererst über Grenzen nachzudenken und die Krisen unserer Gegenwart zu reflektieren.

Dank des virtuellen Formates erreichte die Veranstaltung interessierte Menschen an vielen Orten in Polen und Deutschland. Auch Studierende, die das Symposium als Teil ihrer Seminare besuchten, beteiligten sich an der lebhaften Diskussion.

Die Veranstaltungsreihe „Bartoszewski Promemoria“ organisiert die Karl Dedecius Stiftung gemeinsam mit der Kardinal Stefan Wyszynski Universität Warschau, dem Ökumenischen Europa-Centrum (OeC), dem Viadrina-Center B/ORDERS IN MOTION, dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien und der ARLE gGmbH, finanziert durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Małgorzata Szajbel-Keck

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