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Technikfan mit Sinn für Digitalgeschichte – Prof. Dr. Jan-Hendrik Passoth zum Professor für Techniksoziologie an der ENS ernannt

Prof. Dr. Jan-Hendrik Passoth wurde am 22. Oktober zum Professor für Techniksoziologie an der European New School of Digital Studies (ENS) ernannt. Inhaltlich wird er sich mit den unterschiedlichen Wechselbeziehungen zwischen Technik und Gesellschaft beschäftigen und unter anderem der Frage nachgehen, wie stabil oder veränderlich Institutionen, Politiken und Praktiken vor dem Hintergrund soziotechnischer Schübe sind.

Zugegeben: Eine schwere und aus Eisenteilen zusammengeschraubte Rechenmaschine ist nicht gerade das erste Bild, welches bei den Themen Digitalisierung, Technik und gesellschaftlicher Wandel aufpoppt. Für Prof. Dr. Jan-Hendrik Passoth gehören die technischen Vorgänger allerdings dazu: „Mit diesem mechanischen Gerät können zwölfstellige Beträge berechnet werden. Und sie zeigt uns vor allem, was heute noch gilt: Rechenarbeit ist viel Handarbeit.“ Das Sammlerstück von 1927, welches er vor Jahren auf einem Flohmarkt ergatterte und seitdem bei sich zuhause hütet, ist für den Technikfan so essenziell wie sein Smartphone und Computer. Denn es zeigt eines: Ohne die Geschichte der Formalisierung und Automatisierung von algorithmischen Systemen wäre sein Forschungsfeld heute wohl undenkbar. Weiterlesen...

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Symbolischer Handschlag bei der Ernennung: Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal begrüßt Prof. Dr. Jan-Hendrik Passoth zu seiner Professur für Techniksoziologie an der European New School of Digital Studies. © Heide Fest


Inhaltlich wird sich Jan-Hendrik Passoth als Inhaber der Professur für Techniksoziologie, die international als Teil des interdisziplinären Feldes der Science & Technology Studies zählt, der gesellschaftlichen und kulturellen Rolle von Software, Daten und Algorithmen in der Spätmoderne zuwenden. Seit den späten 1970er Jahren befindet sich das Feld in steter Entwicklung. Früh erkannte Jan-Hendrik Passoth sein Interesse dafür und entschied sich schließlich für ein Studium der Soziologie, Informatik und Politikwissenschaften an der Universität Hamburg. Im Jahr 2007 folgte die Promotion mit der Schrift „Technik und Gesellschaft. Sozialwissenschaftliche Techniktheorien und die Transformationen der Moderne“. Seine Habilitation verfasste er an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Viadrina mit der Arbeit „Soziologie der Umstände. Entwurf einer symmetrischen Praxistheorie".

Am Munich Center for Technology in Society der Technischen Universität München, bei dem er zuletzt tätig war, setzte er sich als Leiter des Digital/Media/Lab mit den Einflüssen der fortlaufenden Digitalisierung auf unser Leben, Arbeits(um)welten und Institutionen auseinander. Wichtig war und ist ihm dabei die enge Zusammenarbeit mit Forschenden und Projekten der Computerwissenschaften, Mathematik und des Software Engineering.

Eine enge und insbesondere interdisziplinäre Zusammenarbeit strebt er auch mit seinen Kolleginnen und Kollegen an der European New School of Digital Studies an. „Bei meinen Projekten sehe ich inhaltlich Überschneidungen mit den Rechts-, Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften. Ich bin sicher, dass ich mit Philipp Hacker, Lauri Wessel und Ulrike Klinger auf vielen Ebenen gut zusammenarbeiten werde“, sagt Jan-Hendrik Passoth.

Das akademische Team der European New School of Digital Studies ist damit komplett. Zum Start des Wintersemesters 2020/21 kann die innovative Forschung sowie ab dem 2. November das Lehr- und Lernangebot vom Collegium Polonicum aus in die Welt gestreut werden. (KH)


Zu den Kontakten von Jan-Hendrik Passoth und dem akademischen Team der European New School of Digital Studies.

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