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Absurd, absurder, Donald Trump – Wahlkampf-Experte Frank Stauss sprach auf Tagung der Sprachenzentren

Egal ob abwegiger Verweis zum Oscargewinner oder Angstmache, Donald Trump verwendet eine Sprache, die Wirkung erzielt. Wie stark moderne Wahlkämpfe heutzutage von Sprachbildern besetzt sind, das zeigte der Wahlkampfexperte Frank Stauss am 5. März zum Auftakt der Tagung des Arbeitskreises der Sprachenzentren an Hochschulen.

Was hat der diesjährige Oscar-Gewinner „Parasite“ mit dem amerikanischen Wahlkampf zu tun? Ziemlich viel. Das sagte jedenfalls Frank Stauss während seines Vortrags „Yes we can make America great again! Sprache und ihre Macht in der politischen Kommunikation“. „Wie hat es ein südkoreanischer Film nur geschafft, in der Königskategorie zu gewinnen? Wir haben mit Südkorea doch wirtschaftlich schon genug zu tun“, sagte Donald Trump jüngst in einer Rede, die Stauss ausschnittsweise abspielte. „Ich zeige das nicht, weil ich Fan bin, sondern weil es so absurd ist“, sagte er. Sprache sei immer nur so gut, wie die Menschen, die sie sprechen.>>>weiterleiten

Fotos: René Matschkowiak

Wie manipulativ Wortwahl und Konnotation sein können, gerade in Zeiten moderner Wahlkämpfe, stellte der Autor auch an Rede-Beispielen von Bill Clinton, Barack Obama, Justin Trudeaux und Angela Merkel dar. „Sprache ist einerseits Vermittler, andererseits auch Mittel zur Unterdrückung“, sagte Stauss. Wie etliche Beispiele aus der Geschichte zeigen, können sie als Machtinstrument missbraucht oder gar als Waffe eingesetzt werden. „Die Debatten haben sich immer mehr emotionalisiert. Oft haben wir nur noch Mittelerde versus Mordor“, so Stauss.

Der 55-Jährige spricht aus Erfahrung, ist er doch seit 30 Jahren Bestandteil von Wahlkampfteams in den USA und Deutschland. 1992 arbeitete er an der Kampagne zu Bill Clintons Präsidentschaft mit. Mit der zunehmenden Digitalisierung hätten sich die Schwerpunkte verschoben. Während es bei der Wahlvorbereitung von Gerhard Schröder 1999 noch darum ging, Zeitungen, Radio und Fernsehen mit Informationen zu bestücken, sei dies 20 Jahre später nicht mehr Hauptaugenmerk. Viel mehr Medien und mobile Geräte seien hinzugekommen, die auf unterschiedliche Art und Weise gefüttert werden wollen. „Wahlkampf ist heute alles auf einmal“, so Stauss. Neben sozialen Kanälen wollen auch Webseiten, Streamingdienste und Podcasts mit aktuellen Informationen bedient werden. Unter den Nutzern, so seine Beobachtung, spalte sich eine Informationselite ab, während sich der Rest ausklinke.

Sprachforschern seien mit diesen Entwicklungen neue wissenschaftliche Felder gesetzt, sagte Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal und schloss den Bogen zu Frank Stauss mit einem Zitat von Herta Müller: „Zwischen allen Sprachen tun sich Bilder auf. Jede Sprache sieht die Welt anders an. In jeder Sprache sitzen andere Augen hinter den Wörtern.“ Sprachbilder – so wie Donald Trump sie immer wieder schafft – hinterlassen eine starke Wirkung. Heute mehr denn je, so Stauss‘ Fazit. (KH)

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