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Über Arbeitskräfte, Destabilisierung und wissenschaftliche Friedensstiftung – Gut besuchte Podiumsdiskussion zur „Ukraine in Europa“

In welchem Spannungsfeld befindet sich die Ukraine aktuell? Aus drei Blickwinkeln wurde das osteuropäische Land bei der Podiumsdiskussion „Die Ukraine in Europa“ am 4. März näher beleuchtet – eine wissenschaftliche, eine historische und eine wirtschaftliche Annäherung.

Mehr als 2.000 Ukrainer arbeiten zurzeit in Słubice. Mit dem Inkrafttreten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes werden es in den kommenden Jahren auch in Deutschland mehr werden, vermutete Mario Quast, Wirtschaftsreferent der Stadt Frankfurt (Oder). Für die Oderstadt sei das eine Chance, die genutzt werden müsse. Aus wissenschaftlicher Sicht wurde diese Chance bereits ergriffen. „Mit der Professur für Entangled History of Ukraine haben wir an der Viadrina einen Forschungsschwerpunkt, der selten vertreten ist“, sagte Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal in ihrem Eröffnungsstatement zur Podiumsdiskussion „Die Ukraine in Europa“ im gut besuchten Senatssaal. „Wir setzen dadurch das Brückenbauen von EU-Staaten zu Nicht-EU-Staaten innerhalb Europas fort.“ Mit Blick auf die konfliktreichen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre wiederholte sie die Aussage, die erst kürzlich von Günter Verheugen, Viadrina-Honorarprofessor und früheres Mitglied der Europäischen Kommission, in einem Vortrag getätigt hatte: „Europa erschöpft sich nicht in der EU.“ >>>weiterlesen

20200304_Ukraine-in-Europa144 ©Katrin Hartmann

Dass die Ukraine zwischen zwei Imperien liegt, machte Prof. Dr. Werner Benecke, Professor für Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas an der Viadrina, deutlich. Auf der einen Seite werde die Nation von den Werten, dem Wohlstand und wirtschaftlichen Entwicklungen der EU beeinflusst. Auf der anderen Seite stehe die Russische Föderation, die die Abspaltung der Ukraine im Jahr 1991 bis heute nicht vollständig angenommen habe. Die Ukraine sei dadurch Gegenstand eines Destabilisierungsprozesses geworden, der bis heute anhalte.

Welcher Ausblick entsteht für die Ukraine in diesem Spannungsfeld, lautete die Abschlussfrage aus dem Publikum. Aus wissenschaftlicher Sicht müssten die Entwicklungen weiter beobachtet und eingeordnet werden, so Julia von Blumenthal. Die Forschungsbeiträge der Viadrina könnten Aufschluss geben und so zur Friedensstiftung beitragen. Erfahrungen zeigten allerdings, dass Konflikte sich erst erschöpfen, wenn ihre Kosten zu hoch werden, sagte die Präsidentin. Ein gefestigtes Staatswesen könne in der Ukraine erst entstehen, wenn das Land einen wirtschaftlichen Aufschwung erfahre, sagte Historiker Werner Benecke und hob hervor, dass dieses Zukunftsszenario derzeit mehr einem Wunsch als der Realität entspreche.

Die von Prof. Dr. Gangolf Hübinger (Senior Fellow am Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION) moderierte Podiumsdiskussion fand statt im Rahmen der Research Factory in Kooperation mit der Reihe „Grenzgespräche“ des Oekumenischen Europa-Centrums Frankfurt (Oder).“ (KH)

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