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Von der Gleichzeitigkeit des Ungleichen – arte und rbb präsentierten TV-Doku an der Viadrina

„Während im Westen die Menschen durch die Welt reisen, laufen wir zu Fuß“, sinniert Anastasiya im russischen Magnitogorsk bei der Maniküre ihrer Großmutter über Europa. Dass auch zwischen Deutschland und Polen Diskrepanzen der Lebenswelten bestehen, wurde bei der Diskussion rund um die Vorstellung der TV-Doku „24h Europe“ am 29. April deutlich.

„Ich glaube, ich bin hier, um die Blase platzen zu lassen“, so Frauenrechtsaktivistin Marta Lempert aus Polen. Die Initiatorin polenweiter Frauenstreiks wurde angesichts der Diskussion um Bus oder Straßenbahn zwischen Frankfurt (Oder) und Słubice deutlich: „Es geht doch nicht um Infrastruktur, sondern um grundlegende Freiheit in einem System, das die Demokratie aushöhlt. Wir brauchen eure Unterstützung!“

Anastasiya und Marta sind zwei von insgesamt 60 Porträtierten des TV-Events TV-Events „24h Europe – The next Generation“, einer Produktion von arte, dem rbb und zahlreichen dritten Sendern der ARD, die am 18. Juli 2018 junge Menschen in 26 Ländern des geografischen Europa 24 Stunden lang begleitet hatte. Aus 800 Stunden Filmmaterial ist eine 24-Stunden-TV-Doku entstanden, die am Samstag, dem 4. Mai 2019, ausgestrahlt wird.

Rund 50 Gäste hatten die halbstündige Preview des TV-Marathons verfolgt: Während Drag Queen Candy Crash in Berlin gerade das Wohnzimmer eines Senioren betritt, um ihn für ihren Youtube-Kanal zu schminken, sucht die jugendliche Schützengruppe Sztrzelec in Tarnuniform im Bieszczady Nationalpark nach einem geeigneten Nachtlager ihres Survival Camps. In Italien präsentieren junge Neonazis mit Stolz die Tattoos ihrer identitären Gesinnung in die Kamera, während im Mittelmeer die Seawatch 3 mit 200 Geflüchteten auf Einreiseerlaubnis in eben dieses Italien wartet.
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Fotos: Katrin Noack

Was sich die „Millenials“, junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, von Europa erhoffen, was sie umtreibt, dem will die TV-Doku auf den Grund gehen. Herausgekommen ist das Portrait eines Europa, dessen Wesenskern die Gleichzeitigkeit des Ungleichen ist. Was aber tun, wenn das Ungleiche abdriftet und antidemokratisch wird? Welche Rolle, welche Pflicht kommt dann den Mitgliedern Europas zwischen Einmischung und Solidarität zu?
„Ich glaube, die Opposition in einigen Ländern Europas erwartet mehr von uns: Wir sind dann richtig Europa, wenn wir Regierungen in Polen oder Ungarn nicht mehr als etwas Fremdes oder Anderes ansehen, sondern so handeln, als wären diese Regierungen unsere eigenen. Das wäre eine wahre europäische Perspektive“, so Vizepräsidentin Janine Nuyken.

Dass gerade der Viadrina in der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice eine wichtige Rolle als Architektin der Zukunft zwischen Deutschland und Polen zukommt, darin waren sich die Diskutierenden – darunter Uni-Kanzler Niels Helle-Meyer, Viadrina-Vizepräsidentin Janine Nuyken, Prof. Dr. Rita Aldenhoff-Hübinger und Prof. Dr. Gangolf Hübinger sowie Studierende und der Direktor des Collegium Polonicum, Dr. Krzysztof Wojciechowski – einig. Gemeinsam daran zu arbeiten, wie genau dies geschehen kann, sei eine sich aufdrängende Aufgabe angesichts des Zustandes von Europa, mahnte Dr. Krzysztof Wojciechowski: „Der Film zeigt die wunderbare Vielfalt, aber auch die große Verunsicherung, was richtig, und was falsch ist, und wie es weitergeht mit Europa. Und er zeigt uns auch, wie wichtig das Gespräch und die Auseinandersetzung darüber ist. Hier beizutragen, ist zweifelsohne eine unserer wesentlichen Aufgaben als Europa-Universität Viadrina und als Collegium Polonicum.“(MG)

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