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„Musik brauchen wir heute mehr denn je“ – Prof. Dr. Gesine Schwan eröffnet Deutsch-Polnische Musikfesttage

„Tradition und Aufbruch“ – unter diesem Motto wurden am 1. März die Deutsch-Polnischen Musikfesttage an der Oder eröffnet. Zur 25. Ausgabe des dreiwöchigen Festivals fand erstmals eine Eröffnungsveranstaltung an der Europa-Universität statt. Unter den Festrednern war auch die ehemalige Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan.

Einen Dreiklang aus zwei Festvorträgen und Konzerteinlagen erlebten die rund 100 Gäste der Festveranstaltung im Logensaal der Viadrina. Prof. Dr. Gesine Schwan sprach über 15 Jahre Polen in der Europäischen Union und Musikwissenschaftler Dr. Wolfram Enßlin erläuterte das Schaffen von Carl Philipp Emanuel Bach als Neuerer und Bewahrer, gerahmt von konzertanten Einlagen des Frankfurter Pianisten Christian Seibert. Unisono fiel das Plädoyer des Abends aus: Musik verbindet, gerade in der heutigen, von der Spannung zwischen Tradition und Aufbruch geprägten Zeit. >>>weiterlesen

Fotos: Winfried Mausolf

„Das Motto der diesjährigen Musikfesttage trifft uns ins Mark“, so Oberbürgermeister René Wilke in seiner Begrüßung. „Insbesondere hier in unserer Doppelstadt wollen wir Traditionen bewahren und Neues schaffen. Dabei kann uns die universelle Sprache der Musik helfen.“ Sein Słubicer Amtskollege, Bürgermeister Mariusz Olejniczak, pflichtete ihm bei: „Wir respektieren die Tradition und möchten zugleich mutig die Zukunft gestalten. Möge der junge Carl Phillip Emanuel Bach uns mit seinem visionären Geist anstecken.“
 
Diesen ließ Dr. Wolfram Enßlin in seinem Vortrag über den zwischen 1734 und 1738 an der alten Viadrina eingeschriebenen Carl Philipp Emanuel Bach als Erneuerer und Bewahrer aufleben: „Er war der Erfinder der neuen Gattung der freien Fantasie“, der auch in der Finanzierung und Vermarktung seiner Werke neue Wege gegangen sei.  
 
Prof. Dr. Gesine Schwan warb für zwischenmenschliche Verständigung und betonte, die polnische Regierung sei nicht mit der polnischen Bevölkerung gleichzusetzen. „15 Jahre Polen in der Europäischen Union sind nicht voraussetzungslos“, so die ehemalige Polen-Beauftragte der Bundesregierung. Bis heute wirke die wirtschaftliche Transformation nach, die psychosozialen Folgen von Wirtschaft würden nicht ausreichend berücksichtigt. Gesine Schwan mahnte: „Der entfesselte Kapitalismus schafft eine machtpolitische Ungleichheit zwischen und in den Ländern der Europäischen Union.“ Der Schlüssel zu Verständnis und Verständigung sei Mehrsprachigkeit, besonders geeignet sei die nichtsprachliche Sprache der Musik: „Musik brauchen wir heute mehr denn je. Sie kann Frieden und Gemeinsamkeit in Europa stärken über Grenzen hinweg.“
 
Die verbindende Wirkung der Musik konnten die Gäste des Abends eindrucksvoll erleben: Christian Seibert entführte den Saal mit Klavierwerken von Chopin, Carl Philipp Emanuel Bach und Beethovens Mondscheinsonate auf musikalisch-emotionale Reisen – ohne Simultandolmetscher und Übersetzungskopfhörer. (MG)

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