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Werdin nannte das Buch die „zugespitzte Summe des Lebenswerkes“ von Rolf Nikel, der als deutscher Botschafter in Warschau von 2014 bis 2020 die Dynamiken zwischen Deutschland und Polen aus nächster Nähe miterlebt und mitgestaltet hat. „2014 kam ich dort an und wurde überall sehr freundlich empfangen und eingeladen“, berichtete dieser, angesprochen auf die Herausforderungen im Verhältnis zwischen den beiden Ländern. „Und dann fühlte ich mich plötzlich mit dem Regierungswechsel von einer liberalen zu einer national-konservativen Regierung wie auf einem anderen Planeten.“
Die sechs Jahre in Warschau seien wohl die schwierigsten in seiner Karriere und seines Lebens gewesen, räumt Rolf Nikel ein. Und diese Karriere hatte es bis dato in sich. So war er jahrelang tätig im Bundeskanzleramt, unter Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Angela Merkel. Er war Mitarbeiter in den Botschaften in der ehemaligen Sowjetunion, Frankreich und den USA. Bevor er als oberster Diplomat nach Polen ging, war er Beauftragter der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle. Und auch wenn die Jahre in Polen eine Herausforderung waren, so beurteilte er im Grenzgespräch die Lage optimistisch: „Die deutsch-polnischen Beziehungen sind besser als ihr Ruf, an der Basis sind sie gesund“, erklärte er.
Bei all den strittigen Punkten, etwa der Reparationsforderung der polnischen Seite, dem Polen-Denkmal in Deutschland, dem fertiggestellten, aber durch die polnische Seite blockierten deutsch-polnischen Schulbuch sowie dem Fischsterben in der Oder, sei es wichtig zu schauen, wie man mit Diplomatie weiterkomme. „Das bedeutet, miteinander reden und Vertrauen aufbauen“, mahnte er. Einige in Polen hätten gar kein Interesse daran, diese Probleme zu lösen, sondern sie wollen die Themen für ihre Zwecke instrumentalisieren. „Ich warne davor, darauf einzugehen und die innere Kohäsion Europas angesichts der Forderungen aufs Spiel zu setzen.“ Letztlich komme es darauf an, respektvoll miteinander umzugehen.
Text: Heike Stralau
Foto: Heide Fest
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