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Zwischen Ressentiments und Versöhnung – Kunsthistoriker Prof. Dr. Thomas Gaethgens über die Kathedrale von Reims

Er ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Bereich der Kunstgeschichte sowie der deutschen und französischen Architektur auf internationaler Ebene: Prof. Dr. Thomas Gaehtgens. Am 19. November war der Kunsthistoriker im Rahmen des deutsch-französischen Projektes „Pensées Françaises Contemporaines“ und der Vortragsreihe „Rendez-vous sur l’Oder“ zu Gast an der Viadrina. Sein Vortrag „Der Beschuss der Kathedrale von Reims im Ersten Weltkrieg und seine Folgen für das deutsch-französische Verhältnis“ stieß auf großes Interesse beim Publikum.

Etwa vierzig Studierende und Interessierte der Kunstgeschichte kamen im Senatssaal des Hauptgebäudes zusammen, um dem emeritierten Professor für moderne Kunstgeschichte der Freien Universität Berlin und ehemaligen Leiter des Getty Institute in Los Angeles zuzuhören. Im vergangenen Jahr hatte Thomas Gaehtgens das Buch „Die brennende Kathedrale“ zur Bombardierung der Kathedrale von Reims im September 1914 veröffentlicht. 

Der Vortrag – in deutscher Sprache gehalten – zeigte die Bedeutung der Debatten vor und nach den Bombenangriffen der Reichswehr auf Reims. Die Kathedrale von Reims, Krönungsort der französischen Könige, war während des Krieges, aber auch in den 1920er Jahren, ein „Ort der Erinnerung" und ein symbolisches Objekt von größter Bedeutung. Thomas Gaethgens berichtete von Bestrebungen, die Ruine so zu belassen, wie sie war, um die Erinnerung an den großen Angriff zu bewahren. Nach Jahren der Ressentiments allerdings standen die Zeichen auf Versöhnung. Als Symbol dafür gilt die Messe im Dom von Reims am 8. Juli 1962 in Anwesenheit von General de Gaulle und Konrad Adenauer. Im Vortrag wurden neue Überlegungen zum Kunstschutz, also dem Schutz von Kulturgütern, historischen Baudenkmälern und Kunstwerken im Kriegsfall, vorgestellt. Zudem wurde ein Bogen zu aktuellen Entwicklungen der deutsch-französischen Beziehungen nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris im April 2019 geschlagen. 
(Mathilde Walczak)

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