Starke Typen, böse Knilche - Gesichter im Comic
Es fällt uns Menschen recht leicht, böse zu schauen, obwohl wir ein freundliches Gemüt haben. Und umgekehrt zeigt mancher „gute Miene zu bösem Spiel“. Wir können uns also verstellen.
Im Comic treffen wir auf eine andere Welt. Dort fällt die Bösartigkeit eines Schurken sofort ins Auge, selbst wenn er gerade nett tut. Und ein Held bleibt ein Held, auch wenn z. B. Superman gerade sehr zornig ist.
Aber wie funktioniert es, dass wir hier Gut und Böse leicht auseinanderhalten können? In der Vorlesung habt ihr erfahren, dass es dazu manchmal nur weniger Striche bedarf. Wenn zum Beispiel einem einfachen „Mondgesicht“ kleine Grübchen und große Augen gezeichnet werden und zwei Augenbrauen über dem Kopf, dann wirkt es freundlich. Schiefe Zähne, eine spitze Nase und ein paar Pickel verwandeln es jedoch in ein böses Gesicht. Zudem haben Comic-Figuren, die einen guten Charakter besitzen, oft einen kindlichen Gesichtsausdruck. Es ist schon erstaunlich, dass ein paar Striche ausreichen, um jemanden fröhlich, zornig oder traurig dreinschauen zu lassen.
Dass wir das so erkennen, hat mit unserem Gehirn zu tun. Denn wir sehen im übertragenden Sinne mit dem Gehirn und nicht mit den Augen. Das Gehirn speichert Informationen und lässt uns zum Beispiel in einem Baumstamm oder einer Autofront ein Gesicht erkennen. Selbst eine Tomate oder Müll lassen sich so gestalten, dass wir sie als bestimmte Figuren wahrnehmen. So ähnlich funktioniert das auch mit optischen Täuschungen, wie es in der Vorlesung mit Dreiecken und Kreisen gezeigt wurde.
Es gibt einen Mann, Scott McLoud, der hat ein Buch darüber geschrieben, wie man Comics liest, also versteht, was die Figuren ausdrücken sollen. Er hat sich sogar selbst gezeichnet. Im Buch beschäftigt er sich mit vielen Comics, von denen ihr auch einige kennt: Tim und Struppi, Spidermann, Simpsons oder Charlie Brown und zum Beispiel
Comics, das habt ihr gelernt, sind einfach nur Bilderfolgen, die man auch als sequentielle Kunst bezeichnet. In diesem Sinne sind selbst jahrhundertealte Bilderfolgen Comics, zum Beispiel die gläserne Bilderbibel in der St. Marienkirche in Frankfurt (Oder). Comics zu lesen, sind nicht immer nur ein schöner Zeitvertreib. Manchmal werden sie auch eingesetzt, um Menschen zu beeinflussen, zum Beispiel, wenn Krieg herrscht. Dann lässt sich Gut und Böse manchmal nicht mehr unterscheiden.
Und: Comics gibt es überall auf der Welt. Manchmal sehen sich die Figuren sehr ähnlich, manchmal gibt es richtig große Unterschiede in der Darstellung von Gut und Böse.