Erst die Burg, dann die Stadt!
Alltagsleben im ausgehenden Mittelalter:
Nutz und Schutz – Eid und Leid
Heute ging es in die Zeit um 1250 und in unsere Region. Damals gab es noch einen Kaiser, Könige, Herzöge, Grafen und Fürsten. Sie standen in bestimmten Beziehungen zueinander. Der Ranghöhere konnte festlegen, was er seinen Untergebenen gewährte und was er dafür forderte. So war es auch beim Herzog Reinhard von Strehle, der den Menschen rund um die Burgen Beeskow, Friedland und Storkow Schutz gewährte, dafür aber den „Zehnten“ forderte – den zehnten Teil ihrer Ernte zum Beispiel. Wusstet ihr, dass diese Burgen heute noch zum Besuch einladen?
Herzog von Strehle musste sich damals im Auftrag seines Erzherzogs um die Lausitz kümmern. Besonders wichtig war es, Handelswege zwischen Leipzig und Frankfurt (Oder) zu finden, aufzubauen und zu schützen. Vor allem an den Handelswegen fanden sich Burgen. Die konnten in der flachen Lausitz nicht auf Bergen gebaut werden, sondern wurden strategisch günstig an Flüssen errichtet. Anders war es bei den abgelegenen Slawenburgen, die den Slawen als Schutz ihrer Heiligtümer dienten. In der Slawenburg in Raddusch bei Cottbus erfahrt ihr darüber mehr.
Im Mittelalter wurde viel gereist. Händler waren unterwegs und Handwerker, zum Beispiel Tuchmacher, Kandelgießer und Weidenflechter. Ihre Tagesreise führte sie in Siedlungen, die 30 Kilometer entfernt waren. Solch eine Strecke war für sie gut zu bewältigen. Nachts wollten sie nicht im Freien verbringen, weil es Räuber und Wegelagerer gab. Wenn ihr in einen Autoatlas schaut, werdet ihr sehen, dass die heutigen Städte entlang der B87 – Leipzig, Eilenburg, Torgau, ... Lübben, Beeskow und Frankfurt – alle rund 25-30 Kilometer entfernt voneinander liegen.
Und wie lebten die Kinder damals? Manche von euch finden es sicher toll, dass Kinder im Mittelalter nicht zur Schule gingen. Dafür aber mussten sie ab dem sechsten Lebensjahr arbeiten – auf Feldern, bei Handwerkern und im Bergwerk. Kinder durften im Mittelalter sogar Bier trinken, denn Wasser war sehr schmutzig und Kräutertees kaum bekannt. Bier war relativ rein und vor allem kalorienreich.
Weil es damals für die Eltern sehr schwer war, ihre Kinder ausreichend zu ernähren oder vor Krankheiten zu schützen, starb von drei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr zumeist eins, manchmal überlebten sogar zwei Kinder nicht.
Wie Kinder damals lebten, veranschaulichen einige Märchen. Denkt einmal an „Hänsel und Gretel“.
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Fotos Heide Fest, Kerstin Bechly |