Das große Krabbeln. Ameisen, die heimlichen Herrscher auf Erden
(17. März 2010)
Als heimliche Herrscher der Erde bezeichnet der Leiter Waldschule Roland Boljahn die Ameisen. Die Zahlen sind ja auch beeindruckend: So haben die bekannten und vermuteten etwa 12 000 Ameisenarten eine 4-mal größere Biomasse als alle 6,8 Milliarden Menschen dieser Erde. Dies kann man nicht einfach so zu ignorieren! Der Kalorienverbrauch aller Ameisen entspricht sogar dem von 30 Milliarden Menschen. Da stellt sich die Frage: „Alles ohne Abfall, ohne Restmüll, ohne Schadstoffe?“
Ameisen sind ein duftgelenkter Staat. Dank ihrer 1700 Fühlhaare und 211 Riechkegel – alles an einer kleinen Ameise! – kann sie ca. bis zu 1200 Düfte unterscheiden. Der Mensch schafft nur 120 Düfte, wenn er kein Raucher ist! Da ist es dann schon fast nebensächlich, dass Ameisen trotz ihrer Facettenaugen meist nicht so gut sehen können.
Was für eine Kraft in den Ameisen steckt, ist auch fast unglaublich. Sie schafft es, das 20-Fache ihres Gewichtes zu tragen. Im Vergleich müsste der Mensch 270 Kilogramm mit sich rumschleppen.
Ihr habt erfahren, wie eine Ameise aufgebaut ist, warum sie Gliederfüßer heißt und einen sozialen Magen besitzt und warum in einem Volk fast nur Weibchen leben – von der Ameisenkönigin über die Nest- und Brutpflegerinnen bis zu den anderen Arbeiterinnen. Die Natur hat es einfach so eingerichtet, dass die Männchen nur dafür leben, die Königin zu begatten und für Nachwuchs zu sorgen. Dann sterben sie nach etwa sechs Wochen, während die Weibchen mehrere Jahre leben.
Wie wichtig diese kleinen Insekten für die Natur sind, hat Herr Boljahn anhand von vier Beispielen zu verdeutlichen gesucht. Dabei hatte der Menschi nicht immer die glücklichste Hand: So wurde die Rote Feuerameise zwischen 1933 und 1945 von Brasilien nach Alabama und Florida in den USA eingeführt, um sie zur biologischen Schädlingsbekämpfung einzusetzen. Allerdings hat sich die Ameise so wohl gefühlt, dass sie bald ihre eigenen Wege ging. Nach Schätzungen verursacht die Rote Feuerameise in den USA inzwischen jährlich einen Schäden von etwa 600 Millionen Euro.
Im tropischen Regenwald des Amazonas sind Blattschneiderameisen zu Hause. Diese „Saubas“ ernten jährlich ca. 15 Prozent des Regenwald-Grüns. Das ist wichtig für den ökologischen Kreislauf. Auch hier wollte der Mensch gegen die Natur mit großen Plantagen schnell etwas produzieren und musste sich der Macht der Ameisen unterwerfen.
In Kenias zwei Prozent Urwald lebt wiederum eine der aggressivsten und gefährlichsten Ameisenart der Welt: die afrikanische Treiberameise. Sie bildet Kolonien von bis zu 20 Millionen Tieren. Die Kenianer verwenden sie manchmal zwar bei Schnittverletzungen als „Klammer“. Das ist aufgrund ihres Beißwerkzeuges möglich. Ansonsten aber sollte man sich vor einem solchen Ameisenheer in Acht nehmen. In den Dörfern werden gar Wächter aufgestellt. Denn auf dem Speiseplan stehen nicht nur Regenwürmer, Eidechsen, Ratten und Frösche, sondern auch größere Wirbeltiere. Die einheimische Bevölkerung lebt mit diesen biologischen Kammerjägern aber ganz gut im Einklang.
Interessant war auch zu hören, dass es an der niederländischen Universität Twente Menschen gibt, die die Strategien der Treiberameisen für die Modernisierung von Containerhäfen verwenden.
Und noch etwas: Wenn ihr das nächsten Mal den Kinofilm „Das große Krabbeln“ seht, fallen euch nun bestimmt die Fehler auf. Denn keine echte Ameise besitzt nur vier, sondern (fast) immer sechs Beine und die sind am Brustteil angebracht.