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Einer der Pioniere der Europa-Universität – Nachruf auf Rainer Dähn

Die „Dezernentenrunde von 1995“ trauert um ihren ehemaligen Kollegen Rainer Dähn, der am 18. Dezember 2020 im Alter von 77 Jahren gestorben ist. Die Erinnerung an sein Schaffen an der Viadrina ist ein Blick in die Aufbauzeit der Europa-Universität.

Rainer Dähn ist am 16. Dezember 1991 als fünfter Mitarbeiter der neu gegründeten Europa-Universität von Elvira Kirmes, der damaligen Personaldezernentin, eingestellt worden. Er war also einer der Pioniere der Europa-Universität. Sein Dezernat für Bauangelegenheiten existierte damals noch nicht. Zu seinen Aufgaben zählte nicht nur der Aufbau eines funktionierenden Dezernates. Er musste vielmehr auch die Umsetzung des Raumprogramms der Universität gewährleisten, wie es in der Denkschrift zur Universitätsgründung vorgesehen war.

Die Universität verfügte noch nicht über eigene Räume. Es gab keine Bibliothek, keine Vorlesungs- oder Seminarräume. Die zukünftigen Lehrstühle und auch das erst im Entstehen begriffene Sprachenzentrum mussten besetzt und durch ihn untergebracht werden. Personal musste zusammen mit Elvira Kirmes rekrutiert und eingestellt werden. Auch die Verwaltung brauchte zunehmend mehr Räume. Dies geschah anfänglich alles im jetzigen Hauptgebäude der Viadrina, in dem damals allerdings noch das Finanzamt residierte. Erst auf massive Intervention durch den damaligen Gründungsrektor, Prof. Dr. Dr. Knut Ipsen, gelang es, das Gebäude komplett für die Universität zur Verfügung zu stellen.

Dezernentenrunde-1995-395 ©privat

Die "Dezernenten-Runde" von 1995, v.l.n.r.: Dr. Thomas Vogel, Dr. Kristian Bosselmann-Cyran, Dr. Hans-Gerd Happel, Rainer Dähn, Peter Stahl, Nobert Morach, Elvira Kirmes und Günter Quiel.


Dann fingen die Schwierigkeiten, mit denen Rainer Dähn zu kämpfen hatte, aber erst an. Das Gebäude, das ohnehin aus allen Nähten platzte, musste bei laufendem Betrieb saniert und umgebaut werden. Zahllose Umzugspläne mussten erstellt, die Professorinnen und Professoren mit ihren Lehrstühlen hin und her geschoben werden; auch die Hochschulleitung musste in Ersatzräume ausweichen. Die Bibliothek sollte in das Dach des Gebäudes integriert werden. Auch hier erfolgte der Umbau scheibchenweise, um den Studierenden, die 1992 ihr Studium aufgenommen haben, nach und nach Bedingungen zur Verfügung zu stellen, die ihnen einen einigermaßen geordneten Studienablauf gewährleisten würden.

„Rainer Dähn hat uns intensiv in der Phase der Bauplanung für die Universitätsbibliothek unterstützt“, erinnert sich Dr. Hans-Gerd Happel, Leiter der Bibliothek. „Die Integration einer modernen Bibliothek in ein unter Denkmalschutz stehendes Bestandsgebäude ist ihm hervorragend gelungen. Er war bei allen zentralen Beratungen mit dem Architekturbüro persönlich und engagiert dabei und hat dazu beigetragen, dass unsere Bibliothek zeitlos attraktiv ist. Sein unkomplizierter und direkter Zugang zu den Kolleginnen und Kollegen war beispielhaft.“

Aber nicht nur das Hauptgebäude wurde saniert, es mussten auch neue Bauvorhaben in Angriff genommen werden, wie zum Beispiel der Umbau der sogenannten Gelben Kaserne in der August-Bebel-Straße, in die das Sprachenzentrum unter der Leitung von Dr. Thomas Vogel und einige Lehrstühle einziehen sollten und auch der Neubau des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes als zentrales Vorlesungsgebäude mit integrierter Mensa. Die Zusammenarbeit mit dem Landesbauamt, das für die bauliche Umsetzung verantwortlich war und die Architekturwettbewerbe organisierte, verlangte eine gewissenhafte und vor allem auch geduldige und einfühlsame Persönlichkeit, die Rainer Dähn in hervorragender Weise verkörperte.

In dieser Zeit war er sehr häufig mit dem damaligen Kanzler Peter Stahl im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, um die universitären Raumkonzepte zu verteidigen und neue Bauvorhaben zum weiteren Aufbau der Universität langfristig und vorausschauend mit zu planen. „Vor allem seine Geduld und seine angenehme, freundliche und ausgleichende Art, sich um Lösungen zu bemühen, sind uns noch heute in guter und bleibender Erinnerung“, erinnert sich Peter Stahl.

Günter Quiel hatte ein besonderes Verhältnis zu Rainer Dähn, nicht nur weil die Mietschulden der Universität 1 Million DM betrugen, als dieser 1995 als Haushaltsdezernent anfing, sondern auch, weil sie in der gleichen Gegend aufwuchsen und die gleiche Sozialisation hatten.

Norbert Morach, der Anfang 1995 seine Arbeit an der Viadrina aufnahm, zunächst als Justiziar, später als Dezernent für Studienangelegenheiten, erinnert sich sehr gern an seinen ehemaligen, humorvollen und sympathischen, Kollegen. „In einer Zeit, in der noch bedeutsam war, aus welchem Teil der Republik man kam, vermittelte Rainer Dähn immer kollegial die Erkenntnis, dass undifferenziertes ,Schlecht-Reden‘ der DDR (wozu viele ,Wessis‘ neigten) unweigerlich dazu führt, die individuelle Lebensleistung der Kollegen aus den ,neuen Bundesländern‘ zu entwerten und sie damit herabzusetzen. Für mich als Berufsanfänger aus den ,alten Bundesländern‘ bildete dieses Verständnis von Respekt die Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit den (damals) neuen Kolleginnen und Kollegen und begleitet mich bis heute. Vor allem deshalb ist für mich das Andenken an Rainer Dähn mit großer Dankbarkeit verbunden“, so Norbert Morach. 

Dr. Werner Fitzner, der ebenfalls 1995 an die Viadrina kam, hatte die Aufgabe, die EDV der Viadrina auf neue Füße zu stellen, da diese durch den Gründungssenat in das Dezernat von Rainer Dähn verortet worden war, was einer modernen Universität nicht gerecht werden konnte. Auch diese Entzerrung und die neue Unterbringung verliefen nicht zuletzt auf Grund der umgänglichen Art von Rainer Dähn ohne Probleme.

Die gleiche Erfahrung machte auch Dr. Thomas Vogel, der bereits 1992 nach Frankfurt kam. Eine zunächst fremde Stadt wurde für ihn und seine Frau durch die freundliche und hilfsbereite Art, die Rainer Dähn verkörperte, erträglicher und gewährleistete erst den guten und erfolgreichen Start einer völlig neu aus dem Boden gestampften Universität.

Aber nicht nur die neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem Westen der Republik, sondern auch die polnischen Weggefährtinnen und Weggefährten, wie Dr. Krzysztof Wojciechowski, Direktor des Collegium Polonicum, haben Rainer Dähn in bester Erinnerung. Durch seine Geduld und Toleranz hat Rainer Dähn die Unerfahrenheit mit dem deutschen System erträglicher gemacht und die Integration in den kollegialen Kreis leichter werden lassen.

Wir werden Rainer Dähn immer in Erinnerung behalten!

Dr. Werner Fitzner, Dr. Hans-Gerd Happel, Elvira Kirmes, Norbert Morach, Günter Quiel, Peter Stahl, Dr. Thomas Vogel, Dr. Krzysztof Wojciechowski

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