zum aktuellen Viadrina-Logbuch

„Seid solidarisch, auch da, wo es unbequem ist“ – Großes Interesse an Lesung mit Alice Hasters

Sie ist derzeit eine der gefragtesten Gesprächspartnerinnen über antischwarzen Rassismus. Am 5. Juni las die Autorin und Journalistin Alice Hasters auf Einladung vom Allgemeinen Studentischen Ausschuss (AStA) aus ihrem Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“. Der Lesung folgten im Livestream rund 80 Interessierte.

Derzeit kann sich Alice Hasters vor Interesse an den von ihr gesetzten Themen kaum retten. Angesichts der durch die Tötung von George Floyd aufkommenden Proteste und Diskussionen über Rassismus in den USA aber auch in Deutschland befinde sie sich in einem „wahnsinnigen Strudel aus Aufklärungsarbeit, Medienanfragen und Protesten“. Ob die massive Aufmerksamkeit allerdings auch die lange Zeit unterbelichtete Rassismus-Diskussion in Deutschland voranbringe, das könne man erst in einigen Wochen sagen. „Das hängt auch davon ab, wie wir das Thema behandeln. Sprechen wir nur über die rassistischen Auswüchse in den USA oder gelingt uns der Transfer nach Deutschland?“, fragte sich Alice Hasters in der von den AStA-Referentinnen Indrarani Balmer und Gesche Andert geführten Gesprächsrunde. In vielen Interviews bemerke sie zwar große Neugier aber auch mangelndes Wissen über aktuellen Rassismus in Deutschland.

Zunächst hatte die Autorin, die auch als Podcasterin („Feuer & Brot“) eine große Reichweite hat, aus ihrem vielbeachteten und hochgelobten Buch gelesen. Das zeigte, was die aktuelle Diskussion in Deutschland so schwierig macht. „Weiße Menschen haben so wenig Übung darin, mit Rassismus konfrontiert zu werden, dass sie wütend werden, weinen oder einfach weggehen, wenn man es tut“, berichtet Hasters von ihrer Erfahrung. Die eigenen Erlebnisse – etwa immer wieder über ihre Herkunft Auskunft geben zu müssen oder ungefragt an den Haaren angefasst zu werden – sind für sie nur Illustrationen eines strukturellen, historisch gewachsenen Problems der weißen Vorherrschaft.

Auf die Frage, wie sich denn weiße Menschen solidarisieren können, empfahl Alice Hasters: „Seid da solidarisch, wo es unbequem ist.“ Antirassistisch argumentieren – etwa am Familientisch oder in einem Konferenzraum, in dem sich keine People of Colour befinden – sei ein Akt der Solidarität. „Da müsst ihr rein, in diesen Räumen bleibe ich außen vor“, sagte sie. Dass sie selbst kaum Scheu hat, auch Unbequemes klar anzusprechen, wurde in der Lesung deutlich. Einen Besucher der Lesung bat sie nach dessen Wortmeldung, das Wort „Farbige“ für Nicht-Weiße zu vermeiden, da es sich um ein Überbleibsel kolonialen, rassistischen Denkens handele.

Dass Widerworte und Protest etwas bewirken, davon ist Alice Hasters überzeugt. Dafür gelte es allerdings, klare Worte zur Benennung der Probleme auch in Deutschland zu finden, betont sie. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch hier einen institutionellen, gefährlichen, brutalen Rassismus gibt. Wir können nicht so tun, als habe es Hanau, Halle und den Mord an Walter Lübcke nicht gegeben. Es geht nicht allein darum, dass man mir in die Haare fasst.“
(FA)

Kontakt

Abteilung für
Hochschulkommunikation
Tel +49 335 5534 4515
presse@europa-uni.de

Sitz:
Hauptgebäude
Räume 114-117, 102

Postanschrift:
Große Scharrnstraße 59
15230 Frankfurt (Oder)