zum aktuellen Viadrina-Logbuch

Neugier wecken und Demut fördern – Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Schröder emeritiert

Prof. Dr. Hartmut Schröder verabschiedet sich nach über 25 Jahren von der Europa-Universität; seit 1993 lehrte er an der Viadrina, zuletzt als Professor für Sprachgebrauch und Therapeutische Kommunikation. Anlässlich seiner Emeritierung spricht er über den Enthusiasmus der Anfänge, Demut in der Wissenschaft und seine politischen und wissenschaftlichen Pläne für die Zukunft.

Herr Schröder, mit welchen Gedanken und Gefühlen verlassen Sie nach mehr als einem Viertel-Jahrhundert die Viadrina?
Ich denke vor allem gern an den Enthusiasmus der ersten Jahre zurück. Den Ruf nach Frankfurt (Oder) habe ich bereits 1993 angenommen und seit 1994 war ich auch als Prorektor tätig: zuerst für Lehre und dann für Internationale Beziehungen und das Collegium Polonicum. Unsere Ziele waren damals vor allem: Interdisziplinarität, Internationalität und Interkulturalität. Offenheit für Neues, Pluralismus in den Anschauungen und Methoden sowie ein streitbares Miteinander gehörten zu den Grundpfeilern.

Was lag Ihnen bei der Lehre am meisten am Herzen?
Vor allem ging es mir darum, Interesse und Neugier für neues Wissen bei den Studierenden zu wecken sowie gleichzeitig auch eine Haltung der Demut zu fördern: Wir können nicht alles wissen und es gibt fast immer mehrere Meinungen. Bescheidenheit und Redlichkeit sollten auch heute Tugenden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sein. Darüber hinaus war es mir wichtig, dass die Studierenden Wissenschaft und Forschung als Ausdruck von Kultur(en) verstehen und respektvoll mit anderen Meinungen umgehen. 

Therapeutische Kommunikation ist ihr Forschungsgebiet, womit haben Sie sich zuletzt beschäftigt?
Ein wichtiger Schwerpunkt war der sogenannte Nocebo in der medizinischen Kommunikation, der zum Ausdruck bringt, dass durch Sprache und Kommunikation Patientinnen und Patienten auch Schaden zugefügt werden kann. Medizinische Grundlagenforschung bestätigt mehr und mehr, dass Sprache und Kommunikation nicht nur Einfluss auf die Emotionen von Menschen haben, sondern direkte biochemische und physiologische Veränderungen hervorrufen können. Achtsamkeit in der Kommunikation ist daher eine große Herausforderung und sollte weiter erforscht werden.

Werden Sie selbst weiter daran arbeiten?
Ich werde mich vor allem mit Fragen transkultureller Gesundheitswissenschaften beschäftigen und arbeite hier sowohl für eine bessere Praxis als auch in der Grundlagenforschung. An der European School of Governance bin ich Senior Director und beschäftige mich dort mit dem Konzept One Health, das davon ausgeht, dass in einer globalen Welt niemand mehr auf Kosten anderer gesund sein kann. Das wird gerade in der Corona-Krise deutlich und zeigt sich auch im Klimawandel. Vor ein paar Wochen wurde ich vom Senat der Wirtschaft zum Vorsitzenden der Gesundheitskommission berufen, so dass ich meine Ideen nun auch in die Politik einbringen kann.
(FA)

Kontakt

Abteilung für
Hochschulkommunikation
Tel +49 335 5534 4515
presse@europa-uni.de

Sitz:
Hauptgebäude
Räume 114-117, 102

Postanschrift:
Große Scharrnstraße 59
15230 Frankfurt (Oder)