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„Vom wissenschaftlichen Prekariat zur Selbstverständlichkeit“ – Abschlusstagung von „Osteuropastudien in Brandenburg“

Müssen sich die Kulturwissenschaften in ihrem Dasein rechtfertigen? Über die Rolle geisteswissenschaftlicher Theorien in der universitären Ausbildung diskutierten die Teilnehmenden der Abschluss-Konferenz des Projekts „Osteuropastudien in Brandenburg“ am 7. Februar an der Viadrina.

„Philologien helfen, zu verstehen“, sagte Prof. Dr. Alexander Wöll, Professor für Kultur und Literatur Mittel- und Osteuropas der Universität Potsdam zum Abschluss der Konferenz „Location of theories“. Er selbst habe sich durch viele naturwissenschaftliche Zahlen gewühlt, stelle aber immer wieder fest: Ein komplexer Sachverhalt kann besser mit geisteswissenschaftlichen Ansätzen erklärt werden.

Weil kleineren Fächern oft weniger Raum geboten wird, hatten im zurückliegenden Wintersemester wissenschaftliche Vertreterinnen und Vertreter der Europa-Universität, der Universität Potsdam, anderer deutscher Universitäten sowie des Forums für Transregionale Studien in Berlin die Veranstaltungsreihe „Osteuropastudien in Brandenburg“ initiiert. Das Projekt im Rahmen der von der Hochschulrektorenkonferenz ausgerufenen Kleine-Fächer-Wochen endete mit einem Abschlusspodium im Senatssaal der Viadrina. Durch die Veranstaltungsreihe konnte ein erweitertes Bewusstsein Osteuropastudien geschaffen werden, resümierte Prof. Dr. Susanne Strätling, Professorin für Ostslawische Literaturen und Kulturen an der Universität Potsdam. „Aus dem wissenschaftlichen Prekariat hat sich eine Selbstverständlichkeit entwickelt“, sagte sie.

Alexander Wöll plädierte einmal mehr für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Osteuropa-Forschenden im Land. Mit den „Kleine-Fächer-Wochen“ sei der „Kick-off“ gelungen. Europa sei nicht der Nabel der Welt, hob Georges Khalil, Wissenschaftlicher Koordinator und Geschäftsführer des Forums für Transnationale Studien, hervor. Durch die Vernetzung innerhalb der Slawistik und Osteuropastudien sei die klassische Form aufgebrochen. Mit einem fächerübergreifenden Blick könnten Wissenschaftler aktuelle Entwicklungen analysieren.

Prof. Dr. Annette Werberger, Diskussionsleiterin und Professorin für Osteuropäische Literaturen an der Europa-Universität, stellte das Verhältnis zwischen der Slawistik als Disziplin und den Osteuropastudien als Regionalwissenschaft zur Diskussion und verwies auf Schwierigkeiten in der Nachwuchsausbildung. So sei die Universitätslandschaft durch das Bologna-System teils zu breit aufgestellt.

Dass die Osteuropaforschung durch die Veranstaltungsreihe eine starke öffentliche Resonanz gewonnen hat, darin waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Wie die fächerübergreifenden Theorien nun wachsen können, müsse in der Universitätslandschaft weiter erarbeitet werden. (KH)

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