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„1918. Die vergessene Grenze“ – Exkursion entlang der ehemaligen deutsch-polnischen Grenze

20 Studierende und Mitarbeitende der Viadrina waren vom 19. bis 26. Mai auf Spurensuche an der deutsch-polnischen Zwischenkriegsgrenze. Sie besuchten authentische Orte zwischen Katowice und Gdynia, sprachen mit Expertinnen und Experten und dokumentierten den alten Grenzverlauf.

Mit der Unabhängigkeit Polens 1918 und der Festlegung der Grenze zu Deutschland begann ein neues Kapitel in der Geschichte der deutsch-polnischen Nachbarschaft. Die ehemalige, 2.000 Kilometer lange Zwischenkriegsgrenze ist ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Beziehungsgeschichte. Sie prägte das Alltagsleben auf beiden Seiten. Das Projekt „1918. Die vergessene Grenze“ will diesen Erinnerungsort und somit die schwierige Nachbarschaft beider Länder in der Zwischenkriegszeit wieder ins Gedächtnis rufen.

In Schlesien fand die Exkursionsgruppe an der Stadtgrenze zu Ruda Śląska die ehemaligen Zollhäuser vor: links das deutsche, rechts das polnische. Heute werden sie als Wohnhäuser oder Gewerberäume genutzt. Bei Zbąszyn in der Woiwodschaft Großpolen entdeckten die Teilnehmenden neben einem alten Grenzstein zwischen Unkraut und Bäumen auch eine Ausstellung zur Geschichte und den Auswirkungen der Grenze von 1918 auf das neue Grenzgebiet zwischen der Zweiten Polnischen Republik und dem Deutschen Reich.

Ein Höhepunkt der Exkursion war der Besuch bei der 84-jährigen Wanda Stróżczyńska. Sie erzählte die bewegte Lebensgeschichte ihres Vaters, dem Kaufmann Franciszek Golz. Dieser betrieb einen Kolonialwarenladen im damals deutschen Betsche und setze sich nach 1918 dafür ein, dass sein Heimatort zu Polen gehörte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sein Laden aufgrund seiner propolnischen Haltung boykottiert. Der Kaufmann verlor seine Existenzgrundlage und verließ seine Heimat. Nach dem Krieg kehrte er ins nun polnische Pszczew zurück. Wanda Stróżczyńska, die sich sowohl in der deutschen als auch in der polnischen Sprache beheimatet fühlt, betonte am Ende des Gespräches: „Alle, die hier geboren wurden, tragen zwei Seelen und zwei Herzen für Polen und Deutsche in sich.“

Die Exkursion fand im Rahmen eines Seminars des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien (ZIP) an der Europa-Universität statt. Im Herbst erscheint ein Reiseführer in dem die Studierenden, neben externen Expertinnen und Experten, von ihren Eindrücken der Seminarreise berichten. Herausgegeben wird das Buch von der Direktorin des ZIP, Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast, und dem Autor und Journalisten Uwe Rada. (Robert Schwaß / Uwe Rada / LW)

In einem Blog auf der Online-Plattform „Pol.Int“ (Polenstudien.Interdisziplinär) berichten die Studierenden über ihre Erlebnisse während der Seminarexkursion.

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