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Auf den Spuren von Karl Dedecius

Konkurrenz oder kollegiales Miteinander? Persönliche Einblicke in die Beziehungen des Literaturübersetzers Karl Dedecius zu seinen Kolleginnen und Kollegen gab am 5. Januar seine langjährige Assistentin und Mitarbeiterin der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv an der Viadrina, Dr. Ilona Czechowska.  

Während einer Führung durch die Ausstellung „Karl Dedecius: Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland“ präsentierte Dr. Ilona Czechowska Karl Dedecius als engagierten Förderer von Übersetzerinnen und Übersetzern auf beiden Seiten der Oder. „Dedecius kannte vor allem die älteren Übersetzerinnen und Übersetzer der deutschen, polnischen und russischen Literatur. Es war ihm wichtig, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Er vermittelte ihnen Kontakte zu Verlagen sowie zu Autorinnen und Autoren“, erklärte Dr. Ilona Czechowska. „An der ‚Polnischen Bibliothek’ arbeitete er mit über 120 Übersetzerkolleginnen und -kollegen zusammen. Das verdeutlicht diese engen Beziehungen“, so die Literaturwissenschaftlerin weiter. Die 50-bändige Polnische Bibliothek gilt als Dedecius Hauptwerk, ein Kanon der polnischen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart, der 1982 bis 2000 im Suhrkamp Verlag erschienen war. 

„Auch im Selbstverständnis gab es Gemeinsamkeiten zwischen Dedecius und seinen Mitstreitern. Für Dedecius war Lyrik wie Musik. Dies verband ihn mit dem polnischen Übersetzer Krzysztof Jachimczak, der auf Parallelen zwischen Literatur und Jazz verwies“, erläuterte Czechowska. Jachimczak hatte unter anderem Werke von Ingeborg Bachmann und Friedrich Dürrenmatt ins Polnische übersetzt und war 2003 der erste Preisträger des Karl-Dedecius-Preises. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre für herausragende Übersetzungen der Literatur des jeweiligen Nachbarlandes verliehen.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger wurden in der Wanderausstellung „Karl Dedecius: Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland“ portraitiert, die bis 12. Januar im Gräfin-Dönhoff-Gebäude zu sehen war. Die insgesamt 16 deutschen und polnischen Übersetzerinnen und Übersetzer, darunter Hans-Peter Hoelscher-Obermaier, Esther Kinsky und die Viadrina-Absolventin Katarzyna Leszczyńska, wurden jeweils mit einem Portraitfoto, ihrem Lebenslauf und Angaben zu ihrem Werk in deutscher und polnischer Sprache vorgestellt. Auf den Ausstellungstafeln skizzierten die Prämierten zudem, wie sie über ihren Beruf denken und was sie beim Übersetzen von Literatur inspiriert. (LW)

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