30 x Viadrina & ich – „Wer sich engagieren will, ist in der Doppelstadt gern gesehen“

In der Reihe „30 x Viadrina & ich“ erzählt Ulrike Waltsgott, wie sie 2021, mitten im Corona-Lockdown, ihre Arbeit an der European New School of Digital Studies (ENS) in Słubice aufgenommen hat und was sie an der Viadrina und ihrem Standort so besonders findet.
Anlässlich von 30 Jahren Europa-Universität berichten 30 Menschen – vom Erstsemester bis zur emeritierten Professorin – welche Rolle die Viadrina in ihrem Leben spielt.

Uli, was ist deine Aufgabe an der Viadrina?
Ich arbeite an der European New School of Digital Studies – der ENS. Ich bin für die Öffentlichkeitsarbeit, die Webseite und den gesamten Außenauftritt der ENS zuständig. Dazu gehören auch Veranstaltungsorganisation, Social Media-Auftritte, Studierendenmarketing, Netzwerkarbeit mit verschiedenen Institutionen innerhalb und außerhalb der Viadrina.

Wie und wann bist du an die Viadrina gekommen?
Ich bin seit dem 1. Januar 2021 an der Viadrina. Meine Stelle verbindet genau das, was ich vorher beruflich gemacht habe: Ich habe in der Wissenschaftskommunikation gearbeitet – auch in einem sehr internationalen Umfeld – und davor in einem Technologie-Start-up. Jetzt kann ich die Forschungsaktivitäten an der ENS nach außen tragen und etwas Neues mit aufbauen, das es vorher noch nicht gab – wie in einem Start-up. Das ist das Spannende an dem Job.

Uli Waltsgott

Macht die European New School of Digital Studies (ENS) nach außen sichtbar: Uli Waltsgott; Foto: Heide Fest


Die ENS ist eine gemeinsam von der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (AMU) und der Viadrina getragene Institution, gleichzeitig europäisch ausgerichtet mit einem englischsprachigen Studiengang – wie verständigt ihr euch?
Wir sind ein gemischtes Team mit Sitz am Collegium Polonicum (CP) – man hört intern regelmäßig Deutsch und Polnisch. Mit den Studierenden, internationalem Lehrpersonal und Kolleg*innen am CP spreche ich vor allem Englisch. Auch in der Außenkommunikation ist Englisch die Hauptsprache: auf der Webseite, in den Social Media-Kanälen, Marketingmaterialien…

Was hattest du über die Viadrina gehört, bevor du hier gearbeitet hast?
Mein Bild von der Viadrina aus meiner Jugendzeit – ich bin in der Nähe von Frankfurt aufgewachsen – war ein recht positives. Auch das Collegium Polonicum kannte ich und hatte das Gefühl, dass es ein wichtiger Faktor in der deutsch-polnischen Nachbarschaft ist.
Spannend fand ich auch, dass die Viadrina selbst ganz im Westen Deutschlands ein Begriff ist. Ich habe länger im Saarland gelebt – weiter weg von Frankfurt kann man ja eigentlich kaum sein. Die Viadrina und Frankfurt (Oder) schienen mir dort in der Außenwahrnehmung stark verwoben – entweder man kennt das „andere Frankfurt“ gar nicht, oder man kennt beides.

Wie war dann dein erster Eindruck von der Viadrina?
Der war stark von der Pandemie geprägt. Die „guten Zeiten“ – mit Uniball und anderen Veranstaltungen, studentischen Aktivitäten – die sind ja leider flach gefallen in der Zeit. Am Anfang konnte ich das gar nicht einordnen: Warum sind hier kaum junge Leute auf der Straße? Liegt das jetzt am Winter, an den Semesterferien oder am Lockdown...? Nach und nach erfährt man natürlich mehr Details und Hintergründe, dass zum Beispiel viele Studierende und Beschäftigte in Berlin wohnen – das wusste ich vorher tatsächlich nicht. Ich habe mich anfangs erstmal durch die Verwaltung telefoniert und gezoomt und irgendwie ist es trotz Lockdown gelungen, die Menschen an der Viadrina kennenzulernen – ich fühlte mich willkommen.

Was für eine Rolle spielt der Standort in der Doppelstadt Frankfurt (Oder)-Słubice für dich?
Da der ENS-Master eine binationale Kooperation ist, spielt das eine sehr, sehr große Rolle. Alles, was wir hier tun, tun wir über Grenzen hinweg. Ich hatte vorher gar keinen so starken Bezug zu Polen; es hat mich aber definitiv gereizt, von der deutsch-französischen an die deutsch-polnische Grenze zu ziehen. Mein Arbeitsort ist ja in Polen – über die Brücke gehen ist also nicht nur Freizeit. Und der Sonnenuntergang über Frankfurt ist vom Dach des Collegium Polonicum ganz besonders schön...

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Blick von der Dachterrasse des Collegium Polonicum nach Frankfurt; Foto: Hello Bipo


Der „kleine Grenzverkehr“ an der Stadtbrücke war 2020 und 2021 aufgrund der Pandemie mehrere Wochen untersagt. Bist du dann überhaupt in dein Büro gekommen?

Eines der ersten Dinge, die ich bekommen habe, war dieser grüne „Pendlerschein“ für Berufspendler*innen. Der kam direkt mit meinen Einstellungsunterlagen per Post. Damit konnte ich dann die Grenze passieren. Aber nur ich – Freunde durfte ich dann nicht mitnehmen, um ihnen meinen neuen Arbeitsort zu zeigen. Das war ein bisschen bizarr.

An welches Viadrina-Erlebnis erinnerst du dich gern zurück?
Auf jeden Fall an unser ENS-Sommerfest 2021. Das war das erste Mal, dass die ENS wirklich zusammengekommen ist; das Lehrpersonal, die Studis der ersten Generation – in diesem Moment wurde alles ein bisschen realer. Die ENS wurde 2020 gegründet – sie kannte also lange keinen „Normalzustand“ ohne Pandemie. Inzwischen ist unser Team viel mehr zusammen gewachsen und wir können auf eine Reihe schöner und auch lustiger Momente zurückblicken.

Welche Menschen prägen deine Viadrina-Zeit?
Am wichtigsten sind auf jeden Fall die Studierenden! Das war lange ein bisschen schwierig zu greifen, weil man die ja auch nicht so oft gesehen hat während der Pandemie. Aber das sind eigentlich die, die das Leben reinbringen und warum wir das alles machen, was wir machen. Mittlerweile haben wir zwei Generationen von Master-Studierenden an der ENS und sie treten im Frankfurter Stadtleben auch in Erscheinung – das freut mich jedes Mal.

Hat die Viadrina etwas, was andere Unis nicht haben?
Ja, auf jeden Fall! Es gibt bei vielen eine starke Identifikation mit der Uni als Studienort und Arbeitgeberin – man gehört hierher. Die Wege sind kürzer; es gibt viel direkte Interaktion sowohl zwischen verschiedenen Stellen innerhalb der Uni als auch zwischen Studis und Lehrpersonal. Bei uns an der ENS nochmal mehr, weil wir ja ein kleinerer Mikrokosmos sind. Die Studierenden sind keine anonyme Masse.
Wer sich engagieren will, ist sowohl an der Viadrina als auch in Frankfurt gern gesehen.

Und was fehlt?
Das studentische Leben – außerhalb der Vorlesungen und Uni-Aktivitäten – könnte in der Stadt noch präsenter sein. Ich glaube, man könnte noch mehr bewegen, wenn mehr Studierende und Wissenschaftler*innen vor Ort leben würden.

Was wünschst du der Viadrina zum Jubiläum?
Stolz auf das Erreichte und ein optimistischer Blick in die Zukunft! Und natürlich ein Ende der Pandemie und wieder mehr Präsenz – an der Uni, mit Präsenzlehre, und im städtischen Raum mit der Wiederaufnahme der schönen Veranstaltungsformate.

(UP)

Dieser Text ist der dritte Teil der Serie „30 x Viadrina & ich“.
Die bereits erschienenen Beiträge können hier nachgelesen werden.
In den nächsten Beiträgen erzählen Student Evan Bermel und Viadrina-Mitarbeiter Heiko Wessely von ihren Erfahrungen. Die Texte erscheinen jeweils in der Rubrik „30 Jahre Viadrina“ im Viadrina-Logbuch.

Steckbrief

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Name:
Uli Waltsgott

An der Viadrina bin ich:
1.1.2021

Was ich hier mache:
Öffentlichkeitsarbeit für die ENS

Das macht die Viadrina für
mich aus:
Jede und jeder Einzelne kann diesen Ort mitgestalten.

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