Banner Viadrina

Abteilung für Hochschulkommunikation

Medieninformation Nr. 77-2015

vom 4. Mai 2015

„Ein politischer Übersetzer zwischen den Kulturen“ –
Wolfgang Templin ist Viadrina-Preisträger 2015



Der Bürgerrechtler und Publizist Wolfgang Templin ist am Montag, dem 4. Mai, mit dem diesjährigen Viadrina-Preis der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) ausgezeichnet worden. Er erhielt die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung.

„Zu diesem Preis führt für mich ein langer Weg. Ein Weg, den ich ohne meine politischen und privaten Weggefährten schwerlich geschafft hätte – wir konnten ein Stück Geschichte mitschreiben“, so Wolfgang Templin.

Der Festakt stand ganz im Zeichen der fast zeitgleich in Warschau stattfindenden Trauerfeier für den Vorreiter der deutsch-polnischen Versöhnung, Władysław Bartoszewski. Der Präsident der Europa-Universität Viadrina, Prof. Dr. Alexander Wöll, sagte zur Einleitung einer Gedenkminute für den ehemaligen polnischen Außenminister, Publizisten und Historiker: „Ohne ihn wären wir – wage ich zu behaupten – heute hier nicht versammelt.“

In seiner Laudatio hob Basil Kerski, Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig und Herausgeber des deutsch-polnischen Magazins „Dialog“, die herausragenden Verdienste des „politischen Übersetzers zwischen den Kulturen“, Wolfgang Templin, hervor: „Wir würdigen heute einen Menschen, der die Grundlagen für die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen gelegt hat.“

Sabine Kunst, Wissenschaftsministerin des Landes Brandenburg, ergänzte: „Persönlichkeiten wie Ihnen ist es zu verdanken, dass es die Viadrina gibt – Sie haben also selbst dafür gesorgt, dass sie diesen Preis heute bekommen.“

Der Vorsitzende des Kuratoriums des Viadrina-Förderkreises, Jürgen Vietig, gedachte in seinen Grußworten zudem dem kürzlich verstorbenen Viadrina-Preisträger Günter Grass.

Im Rahmen des Festaktes las Wolfgang Templin aus seinem aktuellen Buch „Dreizack und Roter Stern: Geschichtspolitik und historisches Gedächtnis in der Ukraine“.

Den Viadrina-Förderpreis erhielt die „Deutsch-Polnische Seniorenakademie Frankfurt (Oder) und Słubice“, die seit 15 Jahren an der Viadrina und am Collegium Polonicum Słubice Vorträge zur Geschichte und zu aktuellen Zeitfragen organisiert.

„Mit der Deutsch-Polnischen Seniorenakademie ehren wir erstmals ein Projekt von Studierenden, die nicht das Abitur erst vor wenigen Jahren abgelegt haben. Sie haben ihr Berufsleben schon hinter sich, aber ihr Interesse an den Entwicklungen der Gegenwart ist ungebrochen“, so Jürgen Vietig anlässlich der Preisverleihung.


Zur Person Wolfgang Templin:

Bereits in den 1970er Jahren hatte Wolfgang Templin Kontakte zur polnischen Opposition geknüpft. In den Folgejahren versuchte er, in der DDR eine Opposition nach polnischem Vorbild aufzubauen, was ihn erheblichen Nachteilen aussetzte. 1988 wurde er zur Ausreise in die Bundesrepublik gezwungen. Nach der Wende kehrte Templin nach Berlin zurück und war u. a. als Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) tätig. Von Juli 2010 bis Dezember 2013 leitete er das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Warschau.

Zum Hintergrund:

Der Viadrina-Preis wird seit 1999 jährlich an deutsche und polnische Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um die deutsch-polnische Verständigung verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern zählen u. a. der Übersetzer Karl Dedecius (1999), der Nobelpreisträger Günter Grass (2001), die polnischen Publizisten Adam Michnik (2000) und Adam Krzemiński (2006) sowie der frühere polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki (2009), Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff (2010), der polnische Komponist und mehrfache Grammy-Preisträger Krzysztof Penderecki (2011) und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland a. D. Hans-Dietrich Genscher (2012).


Weitere Informationen:
Europa-Universität Viadrina
Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)335 - 5534 4515
presse@europa-uni.de
www.europa-uni.de