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Viadrina Institut für Europa-Studien (IFES)

Über das Institut

Das Viadrina Institut für Europa-Studien erforscht interdisziplinär gesellschaftliche, politische und kulturelle Figurationen auf dem europäischen Kontinent und in seinen globalen Verflechtungen. Im Fokus stehen historische und gegenwärtige Prozesse der Europäisierung, einschließlich der ihnen innewohnenden Ambivalenzen. In diesem Sinne verfolgt das IFES mit seiner Forschung das Ziel, Impulse für eine fundierte Reflektion „Europas“ zu liefern und innerhalb der Europa-Studien eine kritische Perspektive zu etablieren.

Die Erforschung von Brüchen, Widersprüchlichkeiten und Wandlungsprozessen im global verflochtenen Europa orientiert sich insbesondere an drei Fragekomplexen:

(1) an Fragen der Zugehörigkeit bzw. In- und Exklusion von Individuen, Gruppen oder Staaten im Kontext von europäischen Integrationsprozessen,

(2) nach Machtverhältnissen und asymmetrischen Verflechtungen zwischen „Zentren“ und „Peripherien“ sowie

(3) in Kooperation mit den Nachbarfakultäten (Wirtschafts- und Rechtswissenschaften) an Fragen zu Grenzen und Möglichkeiten von Nachhaltigkeit im Kapitalismus des 21.Jahrhunderts.


Regionale Schwerpunkte sind die Ukraine und weitere Länder und Regionen Ostmittel- und Osteuropas – betrachtet jeweils in ihren europäischen und transnationalen Verflechtungen.

Diese Fragen gilt es, beim IFES mit aktuellen akademischen und publizistischen Debatten über das Selbstverständnis und die Rolle Europas bzw. der EU in der Geschichte und in der Gegenwart zu verbinden, die Kolonialgeschichte zu berücksichtigen, Europäisierung differenziert zu betrachten und Eurozentrismen zu begegnen.

Der Fokus auf die immanente Widersprüchlichkeit der Ideen von Europa erwächst vor allem aus den Erwartungen an Europäisierungen und deren Verbundenheit mit den Versprechen der Moderne. Europäische Ideen, Institutionen und Strukturen wurden und werden mit Hoffnungen auf Gewinne an Autonomie und Freiheit, Demokratie und Wohlstand, Differenzierung und Rationalisierung verknüpft. Spätestens seit den Werken der Frankfurter Schule Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts haben verschiedene Denker den in sich widersprüchlichen, dialektischen Charakter des europäischen Fortschrittsprojekts, etwa am Beispiel der Aufklärung, hervorgehoben. Die Effekte von Prozessen der Modernisierung sind von Autoren wie Zygmunt Bauman als inhärent ambivalent bezeichnet worden. Eine zunehmende Zahl von Intellektuellen aus dem extraeuropäischen Raum engagiert sich in den letzten Jahrzehnten mit den zerstörerischen Aspekten der westlichen Moderne und betont dabei ihre Verflechtungen mit dem Kolonialismus.

Daraus leitet sich ab, dass auch Prozesse der Europäisierung von gegenläufigen Entwicklungen begleitet sind. Das Institut setzt es sich zur Aufgabe, die Charakteristika, Mechanismen und Praktiken dieser entstehenden und entstandenen Widersprüche zu erforschen und als kritische Europa-Studien zu etablieren. Institutionelle Aspekte der EU-Konstruktion sollen dabei genauso berücksichtigt werden wie soziale Akteure, Praktiken und Diskurse als Dimensionen auf denen Bedeutungen und Wertezuschreibungen von und über „Europa“ ausgehandelt werden.