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Viadrina Institut für Europa-Studien (IFES)

Lehrveranstaltungen

Bisherige Lehrveranstaltungen an der Europa-Universität Viadrina

Die Oder als juristische Person? Zur (Rechts)Subjektivität von Flüssen und Natur

Die polnische Bürger*inneninitiative Marsz dla Odry – Osoba Odra ("Marsch für die Oder – Die Oder als Person") plant für das Frühjahr 2023 eine mehrwöchige Wanderung entlang der Oder, um ihre Anerkennung als Rechtssubjekt zu fordern. In den letzten Jahrzehnten werden von Neuseeland bis Kolumbien, in verschiedenen Ländern der Welt, Flüsse, Wälder und sogar die Natur zu "juristischen Personen" mit eigener Rechtssubjektivität erklärt. Von der Zuweisung eines Rechtsstatus der Natur erhoffen sich Befürworter*innen solcher Initiativen, die ökologischen Interessen von Flüssen und Wäldern gerichtlich verteidigen zu können, insbesondere gegen Umweltschäden durch große Konzerne. Theoretisch-konzeptuell knüpfen diese Forderungen an Impulse an, die in den letzten Jahrzehnten auf die Verflechtung der Menschen mit dem Nicht-Menschlichen oder Mehr-als-Menschlichen und seiner Umwelt hingewiesen und die Zuschreibung von Subjektivität auf nicht-menschliche Aktanten ausgedehnt haben. Wie stehen diese Konzepte in Bezug zu den Forderungen und Maßnahmen, die auf die Erlangung von Rechtssubjektivität der Natur ausgerichtet sind? Was bedeuten sie für ökologische Schäden an der Oder wie das große Fischsterben im Sommer 2022, und wie können sie sich auf den grenzüberschreitenden Raum Frankfurt/Słubice auswirken? Das Forschungsseminar nimmt die Aktion "Marsch für die Oder" zum Anlass, eine kritische Reflexion des Verhältnisses von Flüssen zu ihrer Umwelt sowie der Frage nach der Subjektivität dessen, was die westliche Moderne "Natur" nennt, anzuregen. Im ersten Teil des Seminars werden wir Texte von Autor*innen lesen, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen, unter anderem im Rahmen der Diskussion um das Anthropozän. Anschließend entwickeln die Studierenden einzeln oder in Gruppenarbeit eigene Forschungsprojekte, die abschließend entweder in einem Text oder einem anderen Format (Video, Podcast, Foto, Blog, etc.) festgehalten werden. Geplant ist ein Besuch der Aktivitäten der Initiative "Marsch für die Oder" während des Zwischenaufenthalts in Frankfurt/Słubice sowie die Möglichkeit von Exkursionen und Interviews mit dem Seminar "Asymmetrien im Fluss: Die Oder als Spiegel der deutsch-polnischen Beziehungen" von Dr. Anja Hennig. Beide Seminare sind komplementär zueinander, eine parallele Teilnahme ist möglich und wird begrüßt.

Der Beitrag "At least one clean river in Poland." How can the Oder become a legal person? Essay and interview with Robert Rient (Osoba Odra) der Seminarteilnehmerin Helen Lessing ist im Wissenschaftsblog Polenstudien erschienen.

 

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Sozial- und Gesellschaftstheorie

Die Vorlesung Sozial- und Gesellschaftstheorie bietet BA-Studierenden eine Einführung in relevante Ansätze der Sozialwissenschaften und einen ersten Zugang zum soziologischen Denken. Zunächst werden die theoretischen Grundlagen von „Klassikern“ der Soziologie wie Karl Marx, Max Weber, Émile Durkheim und Georg Simmel vorgestellt, Autoren, für welche die europäische Moderne und die Industrialisierung sowohl Kontext als auch Gegenstand der Untersuchung sind. Daran anschließend werden bedeutende theoretische Beiträge aus dem zwanzigsten Jahrhundert, wie die der Frankfurter Schule, des Funktionalismus, der Systemtheorie und der Actor-Network-Theory sowie von Schlüsselautor*innen wie Norbert Elias, Hannah Arendt, Niklas Luhmann und Pierre Bourdieu aufgeführt. Zum Schluss wird auf die post- und dekolonialen Perspektiven eingegangen, die die eurozentrischen Prägungen der klassischen Sozialwissenschaften hinterfragen und innovative theoretische Impulse ‚aus dem Süden‘ einbringen.
Bei jedem der untersuchten theoretischen Ansätze möchten wir auf die Definition der Gesellschaft und des handelnden Subjekts eingehen, die sie voraussetzen.
Die Vorlesung wird ergänzt durch ein Tutorium, das sich anhand von Primär- und Sekundärliteratur näher mit den besprochenen Autor*innen beschäftigt. Die Termine hierfür werden zum Semesteranfang bekannt gegeben.

 


Postkoloniale Soziologie

Die postkolonialen Theorien haben einige epistemische Grundannahmen der Soziologie in Frage gestellt, das Fach theoretisch und methodisch herausgefordert, und eine Debatte innerhalb der Disziplin ausgelöst. Aus postkolonialer Perspektive geht etwa die grundsätzliche soziologische Unterscheidung in moderne und traditionelle Gesellschaften mit der impliziten Annahme einer Modellhaftigkeit der westlichen Moderne einher, die selbst neokoloniale Züge und einen eurozentrischen Bias aufweist. Auch werden aus postkolonialer Sicht die Betrachtung des Kolonialismus und seiner Folgen von der Soziologie vernachlässigt, die den eigenen Standpunkt als den ‚Allgemeinen‘ universalisiert und globale Ungleichheiten letztendlich naturalisiert. Vor diesem Hintergrund kann die postkoloniale Kritik zu einer Bereicherung der Soziologie beitragen: Exklusionen und Rassismen erhalten dadurch erhöhte Aufmerksamkeit; Themenkomplexe wie Geschlecht, Intersektionalität und Migration werden vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte und ihrer Effekte neu verhandelt; globale Verflechtungen können systematischer in die Analyse integriert werden. Zugleich werden mögliche Widersprüche der postkolonialen Kritik angemahnt, wie die Orientierung an einem Ideal der Emanzipation, das selbst stark vom westlichen Humanismus geprägt ist. Zudem wird bei den postkolonialen Studien ein schwaches Interesse für Ansätze und analytische Methoden der Soziologie bemängelt. Was bedeutet die postkoloniale Perspektive konkret für die Soziologie? Kann der soziologische Kanon um die postkoloniale Kritik erweitert werden und wie können die theoretischen Ansätze und Methoden der Soziologie zur postkolonialen Forschung beitragen? Ist eine Postkoloniale Soziologie ein Widerspruch in sich oder können beide Ansätze kompatibel und gegenseitig fruchtbar gemacht werden?
Das Seminar geht diesen Fragen nach und thematisiert sie vor allem mit Bezug auf Identität, Alterität, Universalismus und Wissensproduktion. Nach einer Einführung in die grundlegenden Texte der postkolonialen Theorien werden wir uns mit den verschiedenen Positionen in der Debatte beschäftigen und sie anhand von Beispielen aus der Forschung diskutieren. Abschließend werden wir die Möglichkeiten einer globalen, postkolonialen, connected, oder provinzialisierten Soziologie sowie die spezifischen Beiträge des dekolonialen Denkens zu dieser Diskussion besprechen.

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Biometric Borders

Biometric technologies are being increasingly implemented for border surveillance and control in the EU and worldwide. Their fast development poses a series of challenges in terms of data protection and privacy rights, but also concerning the assumptions and consequences for the definition of the human. By capturing, digitizing and storing information about physiological characteristics, biometric controls rely on the assumption of a single discrete physical body attached to an individual with a stable identity. Furthermore, biometric technologies read the body in ways that break down and expand what used to be considered the individual’s physical boundaries. The expansion of biometric technologies thus challenges the terms under which the individual is inscribed and their identity recorded and it poses questions that concern the very status of the human. Where does a ‘person’ begin and end? To what extent does data constitute what a person ‘is’? How do individuals relate to their so-called ‘data-doubles’? What normalized bodies emerge through biometric controls and what new forms of bias and discrimination along race, class or gender lines may underlie the apparent neutral character of technology?
The seminar first offers an overview about the state of the art of biometric border control in the EU and the main actors shaping this field. We will then engage with recent research about the political and cultural implications of biometric controls and discuss critical initiatives from hackers, artists and activists. We will study the challenges posed by the expansion of biometric technologies of border control and discuss the emerging borders in a twofold sense: the borders surveilled and controlled through biometrics, and the new borders of the human that biometric controls may be bringing along.


Europa und die Bürokratie: Genealogie und Gegenwart

Wie bürokratisch ist Europa? Der Europäischen Union wurde oft vorgeworfen, sie sei eine viel zu bürokratische Struktur. In diesem Seminar gehen wir der umgekehrten Fragestellung nach: Wie europäisch ist eigentlich die Bürokratie? Wir werden uns mit der Genealogie der westlichen Bürokratie als Verwaltungs- und Regierungsform befassen, um die historischen Bedingungen zu identifizieren, die sie ermöglicht haben. Dabei richten wir den Blick unter anderem auf die Kolonialgeschichte, die Entstehung und Konsolidierung der Nationalstaaten und die Anforderungen der Massengesellschaft. Neben den historischen und soziologischen Betrachtungen beschäftigt sich das Seminar mit der Auswirkung der bürokratischen Ordnungen auf die Subjektivität und die Kultur der Moderne sowie auf deren Repräsentation in den Künsten. Abschließend werden wir uns mit den Herausforderungen beschäftigen, die die Einführung der Digitalisierung in die Staatsverwaltung mit sich bringt.

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Öffentlich | Privat: Kritik und Krise einer modernen Dichotomie

Die Trennung zwischen Öffentlichem und Privatem ist eine zentrale Entwicklung der westlichen Moderne. Diese Teilung war ausschlaggebend für die Entstehung des Kapitalismus, der eine Normierung und Rationalisierung des Handelns in der öffentlichen Sphäre und auf dem Markt erforderte, während Gefühle in den privaten Raum verwiesen werden. Diese Dualität ist zentral für die Ausbildung der bürgerlichen Rationalität. Dabei basiert sie auf klassischen Dualismen der Moderne wie den Trennungen von Emotion/Intellekt, Natur/Kultur, oder konkret/abstrakt, die wiederum mit gewissen Zuschreibungen von Geschlechterrollen einhergehen und diese zugleich reproduzieren. In den letzten Jahrzehnten hat die Digitalisierung des sozialen und emotionalen Lebens durch die sozialen Netzwerke jedoch viele der Annahmen, auf denen diese Aufteilung basierte, destabilisiert, indem das Öffentliche zunehmend segmentiert und das Intime spektakularisiert wurde. Zudem führten in jüngster Zeit die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu einer Neukonfiguration der Trennung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen, deren Umfang noch nicht abzusehen ist. Diese Lage nehmen wir als Anlass, um uns mit der Entstehung dieses Kategorienpaares sowie mit Kritiken und Alternativen auseinanderzusetzen, die vor allem aus feministischer Perspektive angeregt wurden.

Life and Death at the European Borders

Through the last decades the route to the Europe has become deadly for thousands of border crossers trying to reach the continent. Scholars have pointed out to diverse aspects of this border related lethality, including questions about the administrative treatmentof those deaths, the forensic challenges raised by the unnamed dead bodies, and the strategies for memorializing, working through and searching for accountability for those lives lost. However, the EU borders are not only a lethal zone, but also one where decisions over the everyday existence at the borders are being taken (for instance, at internment camps), and therefore assumptions about living conditions and the very definition of life are at stake. Drawing on contributions from legal and forensic studies and refugee and migration research, and combining the perspectives of critical humanitarianism studies with the biopolitical paradigm, the aim is to unpack the EU border regime's effects on the lives and deaths of people on the move. A series of guest lectures organized in cooperation with the Université Paris Nanterre will offer a diversity of empirical and theoretical approaches by international researchers. Students aimed at obtaining ECTS will have additional sessions of preparation and posterior analysis of the lectures and will need to complete reading assignments as well as forum activities through the semester.

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Capitalism and Subjectivity. A European Genealogy

Capitalism is not only an economic and political system but it implies also a certain production of subjectivities and the deployment of a set of social and cultural values. This seminar explores the emergence, transformation and present of this socio-cultural formation in Europe and the ways in which it has shaped modern subjectivities. In a trans-epochal genealogy we will first study the context of the industrial revolution, followed by the development of the mass society, the consequences of the highly bureaucratized societal organization and the expansion of consumerism. In the final part we will analyze the more recent transformations brought about by the neoliberal paradigm and the coming of the digital era.

Biopolitics. Foucault, Esposito, Agamben

Biopolitics, namely the intervention of power on the production and maintenance of life, has been object of great attention in the social sciences and the humanities through the last decades and provided the theoretical-analytical framing for much scholarly research. More recently, the spread of the pandemic brought the vocabulary and conceptual tools of the biopolitical more intensively into the fore. But what is that, biopolitics? This reading seminar will discuss main concepts and currents of this theoretical perspective. After engaging with the founding texts by Michel Foucault we will discuss the main contributions and divergences emerging from the work of two authors who have advanced further developments on this field: Roberto Esposito (who coined the concept of “immunitarian society”) and Giorgio Agamben (who contributed fruitful but controversial insights into the “state of exception” and “bare life”). The last sessions will explore the use and application of the biopolitical paradigm to empirical research across diverse case studies and disciplines, as well as the main critiques that have been formulated towards the biopolitical approach, particularly from the perspectives of gender and race.

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Europa und das globale Mobilitätsregime

Auf das Interesse an verschiedenen Aspekten der menschlichen Mobilität und die damit einhergehende Entstehung des Feldes der Mobility Studies in den letzten Jahrzehnten folgte ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass Mobilität nicht isoliert von Immobilität gedacht werden kann. Mobilität und Sesshaftigkeit werden dabei als prozessual, miteinander verflochten, sowie als Teil und Ergebnis von globalen Ungleichheiten und asymmetrischen Machtverhältnissen betrachtet. Mit dem Konzept des „Mobilitätsregimes“ wird versucht, diese Dichotomie zu überwinden und der Komplexität und Mehrdimensionalität der menschlichen Mobilität Rechnung zu tragen. Im Seminar werden wir diese Prozesse aus europäischer Perspektive untersuchen. Diese schließt unter anderem die Rolle Europas in der Entstehung der modernen Mobilität im Kontext der industriellen Revolution und der Kolonialgeschichte mit ein. Aus diesem Blickwinkel werden wir den Einfluss der modernen Großstadt und Verkehrsentwicklung auf individuelle und gesellschaftliche Erfahrungshorizonte sowie die Transformationen des Verhältnisses zwischen Geschwindigkeit, Krieg und Politik im zwanzigsten Jahrhundert analysieren. Im letzten Teil des Seminars beschäftigen wir uns mit den gegenwärtigen Dynamiken von Grenzkontrolle und Migration, und den damit verbundenen differenziellen globalen und europäischen Regimen der Mobilität.

Grenzregime. Diskurse, Infrastrukturen, Praktiken

Grenzen werden in der Forschung zunehmend nicht nur als festgelegte Territorien, demarkierende, physische Bereiche betrachtet, sondern als komplexe politische, soziale und diskursive Konstruktionen, die es nicht als Objekte, sondern vielmehr als sozial produziert zu behandeln gilt. Mit dem Begriff Grenzregime wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Grenzen dementsprechend nicht unilateral bestimmt, sondern durch ein Netzwerk von Akteuren, Diskursen, rechtlichen Ordnungen und Infrastrukturen und als Ergebnis eines ständigen Aushandlungsprozesses produziert werden. Fragen der Logistik, der Infrastruktur und der Materialität gewinnen in diesem Kontext an Bedeutung: Vehikel, Netzwerke, technologische Ausrüstungen und digitale Ressourcen werden zu zentralen Elementen des Border Assemblage. Nach einer Einleitung in diesen theoretisch-konzeptuellen Rahmen und dessen methodologische Folgen untersucht das Seminar das EU Grenzregime an ausgewählten konkreten empirischen Fällen von See-, Raum- und Luftgrenzen. Dabei werden sowohl die juristisch-politische Regulierungen als auch symbolische und materielle Grenzziehungen berücksichtigt. Das Seminar dient als Vorbereitung für eine Feldforschung an einer europäischen Grenzzone, die als fakultative Fortsetzung im Winter 2020/2021 im Rahmen einer individuellen Forschungsreise oder einer gemeinsamen Exkursion stattfinden soll.

Disappearance, Anthropocene, Abandonment. Languages of Social Devastation.

A series of diverse but convergent studies point out at the limitation of conventional categories of the social sciences when trying to account for present phenomena of social catastrophe or devastation. What these diagnoses share is the perception that certain contemporary social phenomena of exclusion, exception, or marginalization are not temporary or accidental anymore but become structural and permanent. In these interpretations notions that used to be considered the basis of modern liberal citizenship regimes – like the individual rights holder, the nation-state, or even society– seem not to be entirely adequate for grasping the ruined landscapes of late capitalism. Rather, this disadjustment may reveal their exhaustion. In this context, the alliances or collaborations between humans and non-humans and the consequent imbrication of the social, the natural and the technological worlds are brought to the fore. For some, this de-centering of central modern categories goes hand in hand with a decentering of the Western and/or Eurocentric anthropocentric assumptions for apprehending the world, and with the concomitant call for alternative epistemologies. In the seminar we will read this mostly recent literature and discuss its implications for the cultural and social sciences as well as its teachings with regard to the political present.

Mobility, Culture, and Society

Cultures and societies have always been mobile. However, since the 20th century mobility seems to have turned into a central feature of social life and a key to understand a globalized world. What does that mean for social, cultural, urban, and work life? How does our mobile everyday affect subjectivities? How can mobility as a concept help us grasp the singularities of the present? After an introduction into the logics of mobility and sedentarism, the seminar will study from the perspective of cultural sociology the increasing interest in movement and circulation after the industrial revolution and their impact on the daily life, especially with regard to the emerging urban environments, discussing also examples from the visual arts. We will then focus on particular problems of mobility with relation to the transformation of the repressive paradigms from a ‘disciplinary society’ with its spaces of enclosure (Foucault) into a ‘society of control’ (Deleuze) that emphasizes navigations and derives. We will discuss the consolidation of speed as a conceptual political category (Virilio), the effects of mobility on aspects like work life (Sennett), consumption and lifestyle (Reckwitz), and the everyday (Crary). We will engage with the emergence of differentiated global mobility regimes in relation to migration and border policies and close with a reflection on the relation of nomadism and mobility to intellectual production and academic life.

Gewaltsoziologie

Was ist Gewalt und wie kann sie soziologisch erfasst werden? Nach einer Einführung in die verschiedenen Definitionen von Gewalt und deren theoretische Ansätze widmen sich die Doppelsitzungen jeweils konkreten Themenkomplexen der Gewaltforschung aus soziologischer Sicht. Dazu gehören Fragen nach den Akteuren der Gewalt und dem (legitimen) Gewaltmonopol des Staates; den Zusammenhängen von Moderne, Zivilisation und Gewalt; dem Verhältnis von Gewalt zu Bürokratie und Formen der indirekten oder„mittelbaren“ Täterschaft; den Verwicklungen von kolonialer, patriarchaler und genderbezogener Gewalt, sowie Gewalthandlungen in Verbindung mit Widerstands-, emanzipierenden oder revolutionären Prozessen. Im Seminar wird Gewalt als möglicher Ausdruck von sozialen Machtverhältnissen hinterfragt, der sich nicht nur in spektakulären Vorfällen, sondern auch in alltäglichen Handlungen manifestieren kann. Jenseits von eventbezogenen Ansätzen, die sich auf Gewaltausbrüche fokussieren, werden wir Konzepte wie strukturelle, langsame und stille Gewalt diskutieren. Ergänzend zu den Definitionen von Gewalt, die diese mit physischem Leid assoziieren, werden auch Begriffe wie kulturelle, symbolische, und epistemische Gewalt thematisiert. Abschließend werden Fragen der Repräsentation von Gewalt sowie die Möglichkeiten, Gewalt zu überwinden oder aufzulösen, erörtert.

The Refugee: A European Construction?

Cases of forced displacement of populations have taken place all through the history across the globe. However, it is in a particular context in twentieth century’s Europe, that ‘the refugee’ emerges as a specific social figure and a legal category. The seminar studies the evolution of the figure of the refugee since the emergence of a consciousness of the phenomenon of forced displacement at the end of nineteenth century, through its gradual codification in treaties and techniques for managing displaced populations, particularly after World War II, until the more recent arrivals of asylum seekers to Europe since 2015. We will analyse the consequences derived from the definition of the 1951 UN Convention for the Protection of Refugees in terms of the social representations of asylum seekers in mainstream European societies. We will study the conceptual and practical problems posed by the differentiation between ‘legitimate’ refugees and ‘non legitimate’ migrants and explore their affinities with other figures of social exclusion or vulnerability. Focusing on the genealogy of the category will allow us to dismantle the idea that refugees are a universal figure and study it, instead, as an historical construct, the origin and product of the necessities of the time and place in which the category was codified.

Biometric controls in the EU: political and cultural implications

Biometric technologies have become increasingly the object of experimentation and use in the EU for border surveillance and control. While this fast development is difficult to monitor by both civil society and social scientists, it is posing a series of challenges not only in terms of data protection and privacy rights, but also concerning the assumptions and consequences for the definition of the human. What definitions of the border, of the persons crossing it and of the human body are at stake? What kind of subjectivities do they imply, reinforce or reproduce?

Literatur:
European Agency for the operational management of large-scale IT systems in the area of freedom, security and justice (EULISA). 2015.
Smart Borders Pilot Project. Report on the technical conclusions of the Pilot (on line). Lodge, Juliet. 2010. Developing Biometrics in the EU. Policy Department C. European Parliament. (online).
Magnet, Shoshana Amielle. 2011. When Biometrics fail. Gender, Race, and the Technology of Identity. Durham, Duke University Press.
Torpey, John. 2000. The Invention of the Passport. Surveillance, Citizenship and the State. Cambridge, Cambridge University Press.

Frühere Lehrveranstaltungen

Betreuung von Abschlussarbeiten