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Publikation: Michael Minkenberg

​Michael Minkenberg: Populist risks to pluralist society: The radical right in Europe as a response to ethnocultural diversification, in: Radomir Compel, Rosalie Arcala Hall (Hg.): Security and Safety in the Era of Global Risks, London/New York: Routledge, 2021, S. 51-69.

Dieses Kapitel nimmt den Zusammenhang zwischen der Wahlmobilisierung rechtsradikaler Parteien und den ethnokulturellen Veränderungen in Europa in den letzten 40 Jahren in den Blick. Die radikale Rechte wird modernisierungstheoretisch als Reaktion auf rasante gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen konzeptualisiert, indem sie eine einfachere, bessere Gesellschaft verspricht: eine romantisierte Version der Nation vor der letzten großen Modernisierungswelle. Einwanderer und Minderheiten, die von dieser Vision abweichen, sowie deren Verbündete in der Mehrheitsgesellschaft werden zu Hauptzielen dieser Parteien und ihrer Wähler.
Im Gegensatz zu vielen Studien, die der ethnokulturellen Vielfalt nur geringe Erklärungskraft für rechtsradikale Wahlerfolge zuschreiben, legt dieser Beitrag das Augenmerk auf die Dynamik des Wandels in der ethnokulturellen Zusammensetzung europäischer Gesellschaften. Unabhängig von regionalspezifischen Unterschieden zwischen West und Ost tragen Identitätspolitik und schwache Konfliktstrukturen zum Aufstieg der radikalen Rechten bei. Anhand von Daten zu ethnischen und religiösen Veränderungen im Laufe der Zeit wird nachgewiesen, dass die radikale Rechte dort besonders erfolgreich ist, wo solche Veränderungen schneller erfolgen als anderswo. Das Zusammentreffen der multikulturellen Realitäten der meisten europäischen Demokratien und der Etablierung der radikalen Rechten erzeugt daher ein neues und grundlegendes Konfliktpotential und stellt ein ernsthaftes Risiko für die pluralistische Demokratie dar.